Brauchen Buben brutale Spiele?
Wilde Waffenspiele begeistern viele Burschen: Wie sollen Eltern damit umgehen?
Ein berühmter Neurobiologe sagte: Männer sind eigentlich das schwächere Geschlecht – sie entwickeln sich langsamer, sind weniger widerstandsfähig und leben kürzer. Letzteres liegt auch am männlichen Geschlechtsstereotyp: Männer treffen einsame Entscheidungen, verbergen Emotionen, schweigen lieber statt sich mitzuteilen, vernachlässigen ihre Gesundheit, streben nach Dominanz, … Aber: Nichts davon ist genetisch festgelegt, es ist das traurige Ergebnis unserer Sozialisation. Auch Männer und Buben brauchen soziale Nähe. Klischees aber legen nahe, das Männer eher außerhalb der Gemeinschaft stehen, als einsamer Wolf und Wächter. Das ist anstrengend und macht eher aggressiv. Denn: Aggression ist kein Trieb, der Männern mehr innewohnt als Frauen, es ist eine Reaktion um sozialen Schmerz abzuwehren und der entsteht, wenn man von der Gemeinschaft getrennt ist.
Feststeht: Waffennarredei und Ballerspiele an sich machen nicht aggressiver. Nur weil jemand mit Pfeil und Bogen spielt oder einmal ein Ego-Shooter-Spiel, wird er kein brutaler Gewalttäter.
Aber: Gewaltspiele und Umgang mit Waffen können – bei entsprechender Disposition – Isolierung und Gewaltverherrlichung als Mittel zur Selbstwerterhaltung fördern. Der Hintergrund ist immer emotionale Bedürftigkeit: Betroffene Kinder leiden unter sozialer Isolation, fehlender Akzeptanz und Achtung.
Daraus ergibt sich: Waffen und brutale Computerspiele haben in Kinderhänden nichts zu suchen. Sie sind kein konstruktiver Beitrag zur Sozialisation von Burschen. Sie fördern vielmehr längst überholte männliche Stereotypen. Vermitteln Sie Ihrem Sohn vielmehr soziale Kompetenz: Beziehung zu anderen herzustellen, eigene Gefühle wahrzunehmen, andere respektvoll zu behandeln etc.
Tipps für Eltern
1. Seien Sie das beste Vorbild. Wie aggressiv sind Ihre Äußerungen? Wie stehen Sie – besonders als Vater – zu Waffen?
2. Achten Sie als Familie darauf, dass Väter präsent sind, nicht nur als strafende oder „Wochenendväter“. Vaterdefizite wirken sich nachteilig aus.
3. Fördern Sie Kooperation statt einzelkämpferischer Rivalität.Sprechen Sie mit Ihrem Kind über positive Konfliktlösungen und die Vorteile von Kooperation.
4. Schaffen Sie eine Konfliktkultur, die auf konstruktive Auseinandersetzung, gewaltlosen Widerstand und respektvollen Umgang setzt.
5. Waffen haben in einem Haushalt nichts verloren. Macheten im Wohnzimmer sind keine Hilfen in der Erziehung zur Gewaltfreiheit.
6. Sprechen Sie ein klares „Nein“ zu Gewaltspielen aus und bleiben Sie dabei. Sie wissen, Sie können Ihr Kind nicht dazu zwingen, aber beharrlich Widerstand leisten.
7. Seien Sie nicht päpstlicher als der Papst. Es geht um angemessenen Umgang: Ein Cowboykostüm macht keinen Gewalttäter.
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