„Fremdflirten“: Was ist erlaubt?

„Attraktive andere“ gibt es immer: Wer mit dem Partner unterwegs ist, sollte aber die Finger von „Fremd-Flirterei“ lassen. | Foto: bilderbox
  • „Attraktive andere“ gibt es immer: Wer mit dem Partner unterwegs ist, sollte aber die Finger von „Fremd-Flirterei“ lassen.
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  • hochgeladen von Elisabeth Pötler

Vielleicht kennen Sie die Situation: Wenn Sie unterwegs sind, reden Sie viel, intensiv und durchaus sehr herzlich mit anderen Menschen. Ihr Partner macht Ihnen dann Szenen wegen Ihrer angeblichen „Fremd-Flirterei“. Was tun?
Grundsätzlich gilt: Es spricht für Sie und Ihre ausbalancierte Persönlichkeit, wenn Sie leicht Kontakt mit anderen Menschen aufnehmen, wohlwollend sind und Komplimente machen können.

Was ist Flirten?
Flirten ist die erotisch unterlegte Kontaktaufnahme zum anderen oder gleichen Geschlecht mit scheinbar beiläufigen und oberflächlichen Mitteln. Anders als bei den Momenten der Liebe spielt die sexuelle Spannung, das erotische Knistern die entscheidende Rolle beim Flirt. Die Fähigkeit zum Flirten gehört zu unserer menschlichen Grundausstattung.
Flirten ist wichtig: Frauen konnten sich in frühen Gesellschaften dadurch den richtigen Mann für ihre Nachkommen sichern. Das männliche Flirtverhalten gleicht eher einem Imponiergehabe: „Mann“ muss sich produzieren, wird zum Auerhahn. Anbalzen nennt man das in manchen österreichischen Alpentälern. Flirten gehört auch heute dazu, um den richtigen Partner zu finden.

Archaische Instinkte

Als „Fremdflirten“ möchte ich das Verhalten definieren, wenn diese archaischen Gelüste und Verhaltensweisen bei aufrechter Partnerschaft weiter bestehen.
Fremdflirt kann das Ego aufpolieren, vor allem, wenn man angeflirtet wird. Glückshormone wie Dopamin werden freigesetzt, wenn einem jemand Avancen macht. Fremdflirten kann auch in Beziehungen für einen Kick sorgen, vielleicht weil ein Partner beginnt, sich dann mehr zu bemühen.
Aber Fremd-Flirterei sorgt in der Realität auch oft für Schmerz beim Partner: In Studie geben 90 Prozent der Befragten an, deswegen negative Gefühle zu bekommen – von Ärger und Wut bis hin zu krasser Eifersucht.
Damit stellt sich eine entscheidende Frage: Wann beginnt der Betrug? Für manche ist ein One-Night-Stand kein Betrug, für manche ist es bereits das „tiefe in die Augen sehen“ oder ein über die Schulterstreichen, ganz abgesehen von einem Kuss. Klar scheint auf jeden Fall, dass Fremdflirten immer mehr negative Gefühle produziert.
Warum? Wir Menschen sind auf Kooperation ausgerichtet. Darauf, dass wir in fixen Beziehungen leben, die uns Sicherheit und Halt geben. Diese gesicherten Beziehungen sind die Basis für unsere Selbstverwirklichung, dafür, dass wir uns „vollkommen“ fühlen und Erfolg haben. So reizvoll Fremdflirten sein mag, es zündelt immer an der Beziehung.

Für Fremdflirt-Teufelchen
1.) Checken Sie sich selbst! Wozu brauchen Sie das Anflirten anderer? Viel davon passiert unbewusst. Wozu tun Sie das?
2.) Seien Sie immer offen und respektvoll gegenüber Ihrem Partner. Wertschätzende Beziehung nennt man das.
3.) Seien Sie in erotischen Flirtangelegenheiten im Umgang mit anderen immer offen und klar Ihrem Partner gegenüber.
4.) Reden Sie mir Ihrem Partner über das Fremdflirten. Sie müssen nicht einmal zu einem Ergebnis kommen. Allein das Reden stärkt Ihre Beziehung.
5.) Ein No-go ist es, mit dem Partner ausgehen und den ganzen Abend fremdzuflirten. Das ist grob abwertend, kränkend und führt zur Eskalation. Es sei denn, Sie wollen gerade diese. Wer mit dem Partner ausgeht, geht ein Verpflichtung ein und an diese sollte man sich halten. Beziehungen sind erfüllter, wenn man in der Lage ist Versuchungen zu widerstehen. Probieren Sie es!
6.) Das zweite No-go: Fremdflirten im erwandten-, und Freundeskreis des eigenen Partners.
7.) Nutzen SIe Ihr Fremdflirt-Teufelchen nur im positiven Sinn für ihre Beziehung: Der Paartherapeut Hans Jellouschek sagt: „Ein bisschen Unsicherheit ist gut. Warum auch nicht bei der Erotik?“ Aber Vorsicht, verbrennen Sie sich nicht am „Fremdflirt-Feuer“.

DER EXPERTE
Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Kontakt: www.ikjf.at oder per Tel.: 0316/77 43 44
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage rund um Erziehung und Beziehung. Ihre Fragen und Anregungen können Sie an die Redaktion schicken: elisabeth.poetler@woche.at

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