Tierfreie Forschung
Für eine Forschung ohne Tierleid

- Gerade in medizinischen Universitäten spielt die Forschung mit Tieren derzeit noch eine zentrale Rolle. An der Grazer MedUni bekennt man sich zu verantwortungsvollen Tierversuchen.
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Der Einsatz von Tieren in der Forschung ist hierzulande streng reglementiert, völlig verzichten kann man darauf allerdings nicht. Auch die Grazer Universitäten bekennen sich daher zu verantwortungsvollen Tierversuchen, die strengen Regelungen unterliegen.
GRAZ. Rund um den Welttag der tierfreien Forschung werden die Forderungen, völlig auf Tiere in der Forschung zu verzichten, üblicherweise besonders laut. Wenngleich auch in Österreich Tierversuche nach wie vor zum Forschungsalltag gehören, steht man im internationalen Vergleich mit zusätzlichen Mitteln für die Entwicklung von tierfreien Forschungsmethoden und eigenen Ausschreibungen in diesem Bereich durchaus gut da.
Zudem hat hierzulande im Vergleich zum Jahr 1990 die Anzahl der Tiere in Tierversuchen um mehr als die Hälfte abgenommen. In den letzten Jahren zeigt die Statistik allerdings wieder leicht nach oben.
Grazer Unis für verantwortungsvolle Tierversuche
Auch die Universität Graz und die MedUni Graz bekennen sich zu Tierversuchen mit Mäusen, legen aber großen Wert auf eine verantwortungsvolle Durchführung. Dementsprechend orientieren sich beide Unis an dem sogenannten 3-R-Prinzip, das ein Vermeiden (Replace), Verringern (Reduce) und Verbessern (Refine) von Tierversuchen vorsieht. Zusätzlich müssen geplante Versuche zunächst einer Prüfung des Bundes und anschließend einer universitären Begutachtung standhalten, in der unter anderem auch eine Ethikkommission über die Verhältnismäßigkeit entscheidet.
Tierversuch ist nicht gleich Tierversuch
Vonseiten der Universität Graz wird außerdem betont, dass nicht alle Tiere für Tierversuche im engeren Sinn eingesetzt werden. Stattdessen werden knapp zwei Drittel aller Tiere für die Zucht verwendet, bei der beispielsweise im Erbgut veränderte Mäuse für die Erforschung bestimmter menschlicher Erkrankungen eingesetzt werden. Diese Eingriffe sind in der Regel nicht-invasiv und vom niedrigsten Schweregrad, da die Tiere lediglich in Käfigen gehalten werden. Allerdings muss auch in diesem Fall gewährleistet werden, dass beispielsweise ausreichend Frischluft und Ruhe sowie ausgebildete Tierärztinnen und -ärzte zur Verfügung stehen.

- Da der Organismus von Mäusen dem menschlichen sehr ähnlich ist, werden viele Krankheiten zunächst an Mäusen erforscht.
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Das restliche Drittel der Tiere wird für Tierversuche im eigentlichen Sinn verwendet, wobei hier zwischen der meist ebenfalls nicht-invasiven Verhaltensforschung und der Therapie-, Impfstoff- und Arznei-Grundlagenforschung zu unterscheiden ist. Letztere erfordert mitunter auch invasive Eingriffe, die jedoch unter Narkose durchgeführt werden müssen und zeitlich möglichst zu begrenzen sind. Außerdem dienen diese Forschungsmethoden ausnahmslos der Erforschung menschlich relevanter Erkrankungen.
Immer Gratwanderung
Dennoch handelt es sich beim Einsatz von Tieren für Forschungszwecke stets um eine Gratwanderung, der man sich auch an der Universität Graz bewusst ist. Denn einerseits haben Unis den Anspruch, das gesellschaftliche Interesse zu vertreten und dementsprechend möglichst wenige Tiere einzusetzen, während man andererseits auch die Verantwortung wahrnehmen möchte, Einfluss auf die Gestaltung von Tierversuchen zu nehmen, wie Joachim Reidl, Vizerektor für Forschung und Nachwuchsförderung an der Universität Graz, erläutert.
Gleichzeitig sei ein völliger Verzicht auf Labortiere derzeit auch deshalb nicht denkbar, weil beispielsweise für die Erarbeitung neuer Therapieansätze oder die Erforschung von noch unbekannten Krankheiten Tierversuche bislang kaum ersetzbar sind. Das gleiche gilt für die Entwicklung von lebensnotwendigen Medikamenten, die auch aus rechtlichen Gründen zunächst an Tieren getestet werden müssen: "Dass Tierversuche in den nächsten Jahrzehnten ganz obsolet werden, ist bei den derzeitigen möglichen Ersatzmethoden, auch hinsichtlich der Rechtslage, so leider nicht zu erwarten. Aber darum geht es ja auch bei der Forschung, sich diesen Themen anzunehmen und diese künftig zu lösen", äußert sich Reidl zu möglichen Zukunftsentwicklungen.
Vielfach werden aber bereits alternative Organismen eingesetzt. Einen besonders guten Ersatz stellen beispielsweise Hefezellen dar, die den menschlichen Zellen in Aufbau und Funktion sehr ähnlich sind. Zudem bewerben sich auch Forscherinnen und Forscher der Uni Graz immer wieder bei Bundesausschreibungen mit tierversuchsfreien Forschungsprojekten, die dann finanziell unterstützt werden.
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