Geburt: Immer mehr Babys kommen per Kaiserschnitt zur Welt

Wie kommt das Baby zur Welt? Einen Kaiserschnitt erleben einige Frauen als Trauma. | Foto: www.helenesouza.com/pixelio.de
  • Wie kommt das Baby zur Welt? Einen Kaiserschnitt erleben einige Frauen als Trauma.
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  • hochgeladen von Elisabeth Pötler

Der Moment ist einzigartig, die Erwartungshaltung groß: Wie wird die Geburt des eigenen Kindes verlaufen? Fest steht: Heute vielfach anders als vor 20 Jahren. In den 90ern kamen weniger als zehn Prozent der Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt. Heute sind es etwa drei Mal so viele.
Ein Tabu-Thema greift der Film „Meine Narbe“ (siehe links) auf, der heute Abend im Eltern-Kind-Zentrum Graz mit der Filmemacherin und Psychologin Judith Raunig diskutiert wird: „Einige Mütter erleben den Eingriff als Trauma“, sagt sie. Raunig möchte aufklären: „Ein Kaiserschnitt ist kein sanfter Weg der Geburt.“ Ein Kritikpunkt: In einigen Fällen würden Frauen in Richtung des Eingriffes gedrängt.

Notwendig oder nicht?
In Mitteleuropa sind etwa zehn Prozent der Kaiserschnitte unbedingt nötig, weil das Leben von Mutter oder Kind bedroht ist. Bei 90 Prozent gibt es eine „relative Indikation“ – sprich: Bei der Entscheidung gibt es Spielraum. Dies ist der Anteil, bei dem es eine große Steigerung gibt. Mitunter werde Frauen „sicherheitshalber“ dazu geraten, etwa weil sie ein schmaleres Becken haben. Und: „Heute gibt es weniger Zeit. Ein Kaiserschnitt ist aus Sicht der Klinik gut planbar“, sagt Raunig. Zudem steige mit den medizinischen Möglichkeiten auch deren Anwendung: „Wenn das Kind nach sieben Stunden nicht da ist, bekommen Frauen oft Wehenfördernde Mittel, wenn die zu stark wirken, dann Wehenhemmer. Oft dann gar nichts mehr.“

Auf Nummer sicher

„Die Risikobreitschaft ist geringer. Im Fokus steht die Gesundheit von Mutter und Kind, nicht der Weg dahin“, sagt Wolfgang Schöll, Experte für Geburtshilfe an der Med Uni Graz: Er meint: „Ein zu geringer Anteil an Kaiserschnitten von zehn Prozent ist ebenso schlecht wie ein zu hoher: in Länden wie Mexiko geht der Trend zur 50-Prozent-Rate.“ Am LKH Graz liegt die Sectio-Rate bei 30 Prozent. Bemerkenswert: Je nach Klinik gibt es auch höhere Raten. Schöll meint: „Wenn etwa keine Kinderärzte zur Verfügung stehen, kann der Anteil höher sein.“
Was die Psychologin Raunig, die Frauen nach Kaiserschnitten betreut, mit ihrem Film zeigen will: „Wenn eine Frau eine natürliche Geburt erwartet und einen Kaiserschnitt hat, gibt es oft tiefste Enttäuschungen.“
Einige Frauen erleben sich in der Situation als ohnmächtig. Einige ihrer Klientinnen, wussten nicht, was sie in diesem Fall erwartet: „Bei einem Kreuzstich spürt man keine Schmerzen, aber die Hände im Bauch, das Kind muss mit massiver Krafteinwirkung herausgezogen werden.“
Wenn die Mütter nach der Operation im Aufwachraum überwacht werden und das Kind erst nach drei Stunden in die Arme bekommen, erleben viele das als befremdlich.

Abwägen
Raunig meint: „Kasierschnitte sind wichtig um Leben zu retten, aber es ist fraglich, ob sie immer notwendig sind.“ Fest steht, dass mit dem medizinischen Fortschritt die Müttersterblichkeit in Österreich auf einem Rekordtief liegt, wie Schöll betont.
Was die Experten werdenden Müttern mitgeben: Man sollte sich vor der Geburt auch gut über einen Kaiserschnitt informieren. Raunig meint: „Frauen sollten sich von einer Hebamme betreuen lassen, damit es im stressigen Klinikalltag eine fixe Vertrauensperson gibt.

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