Ständiges Klingeln im Ohr
Schreckbild Tinnitus - was steckt dahinter?
Ob Klingeln, Brummen oder Pfeifen in den Ohren: ein Tinnitus stellt meist eine gefürchtete Diagnose dar. Welche konkrete Ausprägungsart des Ohrgeräuschs vorliegt, welche Ursache dieses hat und welche Behandlungsmaßnahmen notwendig sind, verrät HNO-Expertin Eva Schwarzbauer im Gespräch mit MeinBezirk.
STEIERMARK. Die meisten haben schon einmal von ihm gehört, Schätzungen besagen, dass 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung an ihm leiden: der Tinnitus. Allgemein als „Klingeln in den Ohren“ beschrieben, erklärt HNO-Expertin Eva Schwarzbauer, dass jegliches Ohrgeräusch als Tinnitus bezeichnet werden kann.
Oft keine eindeutige Ursache
Die Geräusche können dabei verschiedenste Frequenzen und Qualitäten – vom Brummen über Pfeifen bis zum Pulsieren – aufweisen. Charakteristisch ist in den meisten Fällen jedoch, dass sich die Quelle der Geräusche und damit die Ursache der Erkrankung nicht eindeutig festmachen lassen. Lediglich bei einem verschwindend geringen Teil kann auf Gefäß- oder Muskelgeräusche rückgeschlossen werden. „Bei Patienten wird eine umfangreiche Abklärung durchgeführt, um eventuelle Ursachen auszuschließen“, berichtet Schwarzbauer. „Häufig ist der Tinnitus mit einer Hörstörung wie Innenohrschwerhörigkeit assoziiert, daher sind verschiedene Hörtests notwendig. So kann auch die Lautstärke und Frequenz des Tinnitus bestimmt werden, um festzustellen, ob in irgendeiner Frequenz ein Hörsturz stattgefunden hat.“
Reinklicken und lesen:Akutbehandlung nicht immer notwendig
Dabei wird je nach Schwere zwischen „kompensiertem und dekompensiertem“ Tinnitus unterschieden. Während beim kompensierten Tinnitus Patienten kaum eingeschränkt sind, erfordert der dekompensierte Tinnitus Eingreifen. Dabei wird eine Überführung vom dekompensierten zum kompensierten Zustand angestrebt. Oft tritt ein Tinnitus auch nach einer Lärmschädigung auf.
In diesem Akutstadium kann der Tinnitus medikamentös (meist mit hochdosiertem Kortison) behandelt werden. Bei chronischem Tinnitus, wovon ab einer Dauer von mehr als drei Monaten gesprochen wird, wird hingegen ein anderer Behandlungsansatz notwendig. „Hier helfen Medikamente kaum, meist sind lediglich Begleitkrankheiten behandelbar, bei Schlafstörungen werden zum Beispiel schlafanstoßende Medikamente verschrieben“, weiß Schwarzbauer. Bei chronischem Tinnitus rät Schwarzbauer deswegen zu einem „Tinnitus-Counseling“.
Alltag erleichtern
Bei diesem Counseling erarbeiten der HNO-Arzt und ein Psychologe nach der Abklärung gemeinsam mit dem Patienten Umgangsstrategien, die diesem den Alltag erleichtern sollen. „Konzentration auf den Tinnitus macht das Problem meist schlimmer“, erklärt Schwarzbauer, „insofern ist es wichtig, den Patienten zu schulen und ihm die Angst vor dem Tinnitus zu nehmen.“ Schwarzbauer ist sich jedoch bewusst, dass dieser verhaltenstherapeutische Ansatz für viele Menschen negativ behaftet und entsprechend abschreckend ist.
„Leider müssen wir Patienten mit chronischem Tinnitus von Anfang an sagen, dass wir ihn sehr wahrscheinlich nicht heilen können, aber man kann damit leben und die Verhaltenstherapie ist Hauptbestandteil, um diese Bewältigung zu lernen“, beruhigt Schwarzbauer. Dabei weist sie auch darauf hin, dass die Zeit für diese Therapie je nach Patient unterschiedlich kurz oder lang ausfällt.
Vermeidung möglich?
Aufgrund der Unheilbarkeit steht umso mehr die Frage nach Vermeidung im Raum. Hier bezeichnet Schwarzbauer Lärmvermeidung als wichtigste Strategie: „Dauerbeschallung ist für das Ohr immer schlecht, es braucht regelmäßige Pausen.“ Zu modernen Lärmquellen zählen verschiedene Faktoren wie Straßenlärm, aber auch Musik durch Ohrstöpsel. Schwarzbauer rät daher allen Personen zur Vorsicht: „Ab 85 Dezibel kann es zu einer Schädigung des Gehörs kommen.“
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