Selbstbehauptung für Frauen: Stopp, das will ich nicht!

Lieber nicht! Ein übertriebenes Machtgehabe kann als provokant empfunden werden. Mit echtem Selbstbewusstsein hat das nichts zu tun, sagt Hochegger. | Foto: geopho.com
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  • Lieber nicht! Ein übertriebenes Machtgehabe kann als provokant empfunden werden. Mit echtem Selbstbewusstsein hat das nichts zu tun, sagt Hochegger.
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Er sitzt zu nahe dran, drückt sich mit seinem Körper heran oder macht anzügliche Bemerkungen. Fast jede Frau hat Situationen erlebt, in denen sie sich von einem Mann belästigt fühlt. Wie kann man reagieren?
„Oft denken sich Frauen als erstes: Vielleicht bilde ich mir das nur ein?“, sagt Andrea Hochegger, Trainerin für Selbstbehauptung. Oder: Sie versuchen es zu übergehen, weil es ihnen unangenehm ist. Aber Hochegger betont: „Wichtig ist, sich zu verteidigen. Da müssen wir Frauen oft aus der lieb-unterwürfigen Rolle, die wir gelernt haben, aussteigen.“

Die Grenzen wahren

Gerade im Sommer, Zeit der kurzen Röcke und Dekolletés, gibt es Männer, die das als „Einladung“ verstehen. „Dazu kann man nur sagen: „Auch bei einem Bankraub gilt das Argument, das Geld habe den Einbrecher verführt, nicht“, sagt sie.
Sie meint: Viele Frauen müssen lernen, ihre Grenzen zu verteidigen. Wann Grenzen überschritten sind? Man muss sich fragen:
Was mag ich … 1.) jetzt, in diesem Moment 2.) hier, an diesem Ort 3.) in dieser Situation 4.) mit diesem Menschen.

Richtig reagieren

Dann gilt es zu reagieren: 1. verbal und 2. körperlich. Wie das aussehen kann? Die Expertin gibt ein paar Beispiele (siehe rechts), meint aber: „Jede Frau kann nur so handeln, wie sie es für sich als passend empfindet. Wichtig ist es aber, etwas zu tun und sich und seinen Raum zu verteidigen.“
Entscheidend ist die Körpersprache: „Männer suchen sich Frauen, die ihrer Vorstellung von Opfer entsprechen. Aus dieser Rolle gilt es auszusteigen.“ Und: Für sich selbst einzustehen.

Im Fall von Belästigung

SZENE 1: in der Straßenbahn
In der Bim setzt sich ein Mann auf den Sitz nebenan und rutscht bewusst ganz nahe heran. Was tun? Was nicht hilft: Wegrutschen, Platz machen und sich klein machen – wie es vielleicht viele Frauen instinktiv tun würden. Denn: „Damit räume ich dem anderen mehr Raum ein um nachzurutschen.“ Sattdessen gilt: „Seinen Platz behalten, sich aufrecht hinsetzen und dem anderen seine Grenze aufzeigen“, sagt Hochegger. Verbal etwa mit einem „Entschuldige, hier sitze ich“ oder „Halten Sie Abstand“ … etc.
Ergänzen kann man das mit einem klaren Blick in die Augen, möglicherweise auch mit einem Ellbogen-Schubser.

SZENE 2: Hand am Hintern
In einem Lokal, an der Bar, spürt man eine Hand auf dem Hintern.
Auch hier gilt: Die Belästigung nicht übergehen, sondern ansprechen. „Oft ist Frauen die Situation peinlich und sie wollen nicht, dass sie damit in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken.“ Die Abwehr aber gelingt besser, wenn man den Mann klar in die Schranken weist, sodass es die Umgebung mitbekommt. Etwa mit einem lauten: „Nehmen Sie Ihre Hand von meinem Hintern.“ „Es ist immer gut, zu sagen, was der andere lassen soll: So gebe ich ihm klare Anweisungen und informiere gleichzeitig die Umgebung darüber.“ Wenn das nichts hilft, einfach die Hand nehmen und wegschieben.

SZENE 3: im Büro
Ein Vorgesetzter kommt an den Schreibtisch, beugt sich nahe über Sie und schaut auf den Bildschirm. Eine Reaktion: zur Seite rutschen und sagen: „Wie ich merke, brauchen Sie mehr Platz“. Es ist wichtig, auch hier die Grenzen abzustecken. Das muss nicht offensiv sein, aber eindeutig.

In Notfällen
Wer im öffentlichen Raum bedrängt wird und Hilfe braucht, sollte eine konkrete Person ansprechen, etwa: „Sie mit dem grünen Hemd, bitte helfen Sie mir.“
Auch hier gilt es klar zu kommunizieren: Mit dem Täter per „Sie“ bleiben und klar sagen: „Was machen Sie da? Lassen Sie mich los!“

DIE EXPERTIN
Andrea Hochegger ist seit mehr als 20 Jahren Trainerin für Selbstbewusstsein, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. Beim Verein „drehungen“ macht sie Schulungen für Frauen und Mädchen.

KURSE FÜR FRAUEN
Die nächsten Kurse zum Thema Selbstbehauptung und Selbstverteidigung vom Verein „drehungen“ werden nun im Frauengesundheitszentrum Graz veranstaltet. Frauen über 18 Jahren können dabei unter anderem verschiedene Situationen von Belästigungen oder Übergriffen durchspielen sodass jede Teilnehmerin ihre persönliche Reaktion darauf finden kann. Auch Selbstverteidigungsgriffe für Notfälle werden geübt.
Termine: dienstags, 9., 16. und 23. Juni, 16.30-20 Uhr Frauengesundheitszentrum, Joanneumring 5. Anmeldung bis 5. Juni: www.frauengesundheitszentrum.eu. Infos: www.verein-drehungen.at

Belästigung: Jede dritte Frau betroffen

Beratung für Frauen, die unter Gewalterfahrungen leiden, bietet unter anderem auch das Frauengesundheitszentrum Graz an: „Oft schämen sich Frauen dafür, wenn sie Übergriffe erleben und scheuen davor zurück, sich Hilfe zu holen“, sagt die Psychotherapeutin Beate Kopp-Kelter. Wichtig ist es dann, den Selbstwert der Frauen zu stärken.
35 Prozent der Österreicherinnen geben laut einer Studie der EU Grundrechteagentur FRA an, sexuelle Belästigung erlebt zu haben. Die Dunkelziffer dürfte höher sein. Laut WHO erlebt jede fünfte Frau in Österreich körperliche oder sexuelle Gewalt. 90 Prozent der Taten passieren im sozialen Umfeld.

Lieber nicht! Ein übertriebenes Machtgehabe kann als provokant empfunden werden. Mit echtem Selbstbewusstsein hat das nichts zu tun, sagt Hochegger. | Foto: geopho.com
Auch nicht! Selbstbehauptungsexpertin Andrea Hochegger (rechts) übt mit Frauen eine gute, selbstbewusste Körpersprache: Wer zum Beispiel bedrängt wird, sollte sich nicht zaghaft zurückziehen. | Foto: geopho.com
Am besten: Bei sich ankommen, sich „erden“ und in sich hineinfühlen: Wer eine authentische, selbstbewusste Körpersprache hat, wird seltener Opfer 
von Belästigung. | Foto: geopho.com
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