Wenn Jugendliche sich Pornos ansehen
Ihr Kind prahlt mit Porno-Filmen, die es mit dem Handy oder Computer im Internet sieht? Wie Eltern damit am besten umgegehen, verrät der Psychologe Philip Streit.
Früher haben Jugendliche ihre Eltern schockiert, wenn sie „Bravo“-Hefte“ kauften, heute hören wir: „Ich habe schon Pornos geschaut“. Doch bevor wir in Hysterie verfallen, was ist denn ein Porno?
Eine explizite Darstellung von Sexualität, die eine eindeutig sexuelle Reaktion hervorrufen soll. Ein immer könnender Mann trifft auf eine allzeit bereite Dame und bringt sie innerhalb von 25 Minuten 5 Mal zum Höhepunkt. Das hat wenig mit der Realität und sexuellen Normen zu tun und ist keine Beziehungsgrundlage zwischen Mann und Frau. Deshalb sind pornographische Inhalte für Jugendliche auch schlicht und einfach verboten. Im Unterschied dazu sind erotische Darstellungen symbolhafter, erzeugen positive sexuelle Gefühle und regen die Fantasie an.
Pornografische Inhalte sind nun im Internet für jede Altersstufe fast ungehindert zugänglich, dennoch haben unter den 15-Jährigen kaum mehr als 10% der Mädchen und 40-50% der Burschen einen Porno gesehen. Burschen konsumieren diese oft,
um sich zu informieren und bei Gleichaltrigen zu prahlen. Mädchen sehen sie sich oft auch aus Gefälligkeit an. Interessanterweise gilt bei den Jugendlichen: während einer Beziehung gibt es keine Pornos. Auch wenn es Sie überrascht: Die Mehrheit der 14- 17-Jährigen hat erst nach einer längeren Beziehung überhaupt Sex.
Können Pornos nun für Jugendliche gefährlich werden? Durchaus. Es hängt von der Dosis und den Umständen ab. Es ist weder erwiesen, dass regelmäßiger Pornografie-Konsum aggressiver macht, noch dass es weniger aggressiv macht. Wenn Jugendliche Ihre sexuellen Aktivitäten aber auf den Porno-Konsum reduzieren,
kann es zu emotionalen Abstumpfung und immer exzessiveren Masturbastionspraktiken kommen. Die Hauptgefahr besteht in der Vereinsamung und nicht im Übergriff auf andere. Dafür gibt es keine Belege.
Tipps für Eltern
1. Bitte verfallen Sie nicht in Panik, schauen Sie aber auch nicht weg.
2. Besprechen Sie sich mit Ihrem Partner oder nahestehenden Personen, wie Sie eine Position der Gelassenheit einnehmen können.
3. Überlegen Sie sich, was Ihr persönliches Bild von Sexualität ist, welche Beziehung für Sie persönlich zwischen Erotik, Leidenschaft und Sexualität besteht.
4. Suchen Sie mit Ihrem Kind das offene, ehrliche Gespräch über Liebe, Erotik und Sex. Dies funktioniert am besten, indem Sie fragen und zuhören.
5. Vermitteln Sie offen Informationen über Sexualität. Klären Sie selber auf und überlassen Sie das nicht dem Internet oder jemand anderem. Holen Sie auch Unterstützung bei einem Fachmann. 6. Vermitteln Sie Ihrem Kind ein positives Bild von Sexualität. Dies
beinhaltet gegenseitigen Respekt, behutsames und einfühlsames aufeinander Zugehen. Nötigendes Erobern und Abhängigkeit zu schaffen gehört nicht dazu.
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