Gefragte Frau
Birgit Großauer ist neue Pflegedirektorin des LKH Graz II
Ihre Aufgaben sind alles andere als trivial. Als neue Pflegedirektorin des LKH Graz II setzt Birgit Großauer auf Kommunikation, um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken.
GRAZ. Den Beruf hat sie von der Pike auf gelernt. Nun wurde Birgit Großauer nach fast drei Jahrzehnten im Gesundheits- und Pflegebereich offiziell als Pflegedirektorin für das LKH Graz II mit den Standorten Süd, West, Enzenbach und dem Facharztzentrum Hörgas präsentiert. Mit MeinBezirk.at hat sie über ihre neue Aufgabe und die Bedeutung des gesellschaftlichen Wandels gesprochen.
- Zuerst einmal Glückwunsch zu Ihrer neuen Position. Wie groß ist die Freude, wie groß der Respekt vor der Herausforderung?
Es ist eine große Freude für mich. Man bereitet sich ja auf so ein Auswahlverfahren vor. Und ja, da ist man natürlich auch stolz, wenn man das geschafft hat. Aber die Herausforderungen sind mir durchaus bewusst.
- Sie sind bereits seit 27 Jahren im Pflegebereich tätig. Was hat sich seit Ihrem Einstieg am meisten verändert?
Was man nicht übersehen darf: Es hat sich einiges verbessert. Im Moment ist ja der Blick in der Berichterstattung klar auf das Negative gerichtet – so nach dem Tenor, dass das Gesundheitssystem am Ende ist. Aber allein organisatorisch ist es um vieles leichter, als es bei meinem Einstieg war. Den Standard mit bis zu acht Patienten in einem Saal kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Jetzt sind die Bereiche deutlich überschaubarer und wir haben weit mehr Berufsgruppen, die in der Pflege tätig sind, als damals.
- Zum Beispiel?
Als neuen Gesundheitsberuf gibt es diplomierte Pflegefachassistentinnen und Unterstützungskräfte, zum Beispiel die Stationssekretärin oder den Patientenservice, die nicht pflegerische Tätigkeiten übernehmen und damit einiges erleichtern.
- Aber auch die Voraussetzungen haben sich geändert.
Ja, die große Herausforderung ist die demografische Entwicklung und dass für viele Menschen kaum Alternativen zum Krankenhaus bestehen. Dadurch dass es heute verhältnismäßig mehr sehr alte Menschen gibt, ist auch der Pflege- und Unterstützungsaufwand größer. Dazu kommt, dass sich das Familiengefüge in unserer Gesellschaft verändert hat. Die Großfamilien gibt es vielfach nicht mehr, wo Oma und Opa früher noch zu Hause versorgt wurden. Und wir haben – wie auch in vielen anderen Berufen – das Thema, dass es einfach zu wenig Nachwuchs gibt.
- Wie gehen Sie mit den umfangreichen Problemstellungen um? Alleine kann man auch nicht das gesamte System von heute auf morgen umwürfeln.
Zuallererst ist es mir wichtig, ehrlich und transparent gegenüber den Mitarbeitern zu sein. Dass man Probleme anspricht und erklärt, warum welche Maßnahmen gesetzt werden, oder die Mitarbeiter selbst fragt, was sie als sinnvoll erachten und wie man sich gegenseitig unterstützen kann. Den Personalnotstand gibt es nun einmal, aber eben nicht in allen Bereichen. Bei Bedarf können wir durchaus standortübergreifend für Ausgleich sorgen. Dennoch suchen wir stetig nach Personal, damit es im Idealfall gar nicht erst dazu kommen muss.
- Und welche Botschaft möchten Sie diesbezüglich nach außen tragen?
Dass der Pflegeberuf sehr viel Schönes mit sich bringt. Es kommt extrem viel Dankbarkeit zurück. Um das zu zeigen, werden wir vermehrt auf junge Menschen zugehen und sie einladen, bei uns reinzuschnuppern. Denn die, die schon einmal ein Praktikum in dem Bereich absolviert haben, sind meist sehr beeindruckt davon.
Steckbrief: Birgit Großauer
Birgit Großauer wurde 1976 in Graz geboren. Heute lebt sie im Bezirk Waltendorf. 1996 schloss sie ihr Studium ab und begann ihre Karriere am Universitätsklinikum Graz. Ab 2002 arbeitete Großauer im damaligen LKH West auf einer internistischen Station als Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und war dort auch in der Funktion als Vertretung der Stationsleitung tätig.
Später absolvierte sie die Ausbildung zum mittleren Management und übernahm eine Station in leitender Position, ehe sie den Universitätslehrgang für das obere Pflegemanagement besuchte und die Pflegeleitung an den Standorten West, Hörgas und Enzenbach übernahm und als Vertretung der Pflegedirektorin tätig war. Vergangene Woche wurde Birgit Großauers neue Aufgabe als Pflegedirektorin für des LKH Graz II vom KAGes-Vorstand bekannt gegeben.
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