Café Graz: Dem "Narrenkönig" fehlt der Thron
Eine Serie von Rudi Hinterleitner
Rolf Pabeschitz, Präsident des 1. Grazer Faschingsclubs, vergeht das Lachen.
Es war alles angerichtet. "Wir hatten alles im Griff, waren auch mit der Garde bestens unterwegs. Aber im Oktober mussten wir den Cut machen. Corona hat uns gestoppt." Das sagt Rolf Pabeschitz, seit zehn Jahren der Präsident des Ersten Grazer Faschingsclubs, der nunmehr seit 45 Jahren mit der Narren-Crew durch die Stadt zieht. Statt Bürgermeister Siegi Nagl zu entmachten, "war der 11. November zum Weinen, das Lachen ist uns vergangen".
Wandervogel wurde sesshaft
Dazu kam, dass der Rechnungshof die Vereins-Förderlinie prüfte. "Alles war perfekt, nur wir haben zu gut gearbeitet, wir dürfen ja als gemeinnütziger Verein keine Gewinne machen – ich musste Fördergelder zurückzahlen.“ Dies war für Rolf, dem Wandervogel, der am Hilmteich sesshaft geworden ist, indem er von der Stadt Graz das Naherholungsziel pachtete – für Bootfahrten, Fischen und auch Eislaufen – eine Zensur. "Daher sind wir dabei, dem Club neue Strukturen zu geben, weg vom Vereinswesen hin zum Agenturbetrieb. Auch der Sportverein, bei dem unsere Gardemädchen üben, wird da einbezogen. Wir bleiben wohl als Funktionäre ehrenamtlich, aber der Betrieb wird umgestellt. Wer uns möchte, muss uns buchen, wie eine Band."
Fasching im Wohnzimmer
In der letzten Saison waren es fast 100 Auftritte, bei dem die Narrencrew den Fasching zelebrierte, auch beim Graz-Umzug, "aber auch der findet heuer im Wohnzimmer statt". Der "Lachprofi" Rolf kämpft ums Überleben, "die Hoffnung stirbt zuletzt". Aber er gibt offen zu: "Mir fehlt das Faschingstreiben, das Leben." Und so lässt sich der Rolf jetzt, wo er pausieren muss, beim Gassigehen von seinem Hund „Sepp“ durch den Augarten ziehen. Dem "Narren-König" fehlt der Thron, das Scherzen hat ein Timeout und, mit einem Blick zurück, meint er unter Schmerzen: "Es war schon lustiger." Haarscharf getroffen …
Von Rudi Hinterleitner
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