Kinos im Krisenmodus
Die letzte Klappe ist noch nicht gefallen

Glaubt nicht, dass die kleinen Grazer Programmkinos dem Untergang geweiht sind: Barbara Brunner vor dem KIZ Royalkino | Foto: KIZ Royalkino
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  • Glaubt nicht, dass die kleinen Grazer Programmkinos dem Untergang geweiht sind: Barbara Brunner vor dem KIZ Royalkino
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Fast zwei Jahre Krise: Wieso der Optimismus der Grazer Programmkinos dennoch nicht schwindet.

Wer in letzter Zeit ins Kino gegangen ist, wird vielleicht festgestellt haben, dass die dunklen Zuschauerreihen in den Grazer Lichtspielhäusern aktuell einer der mit Abstand sichersten Orte sind: Sofern es in den kleinen Programmkinos – vom KIZ Royal bis zum Rechbauerkino – überhaupt andere Zuseher in einer Vorstellung gibt, sind auch diese am Eingang sorgfältig überprüft worden. Wer nicht geimpft oder genesen ist, kommt hier nicht rein. Die Angst vor dem nächsten Lockdown ist trotzdem da.

Die Kinosäle bleiben lockdownbedingt immer wieder leer.  | Foto: Foto Jörgler
  • Die Kinosäle bleiben lockdownbedingt immer wieder leer.
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Kein Wunder, haben die Programmkinos allein dieses Jahr doch die umsatzreiche Zeit von Jahresanfang bis Mitte Mai (dann kommt der Freibadknick) sowie einen Teil des Herbstgeschäft verloren. "Natürlich mache ich mir Sorgen", gibt Barbara Brunner vom KIZ Royal in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße zu. "Wenn wir schließen müssen, macht das Umplanen mehr Arbeit als wir hätten, wenn das Kino offen wäre." Im KIZ hat man im vergangenen Lockdown auf "Popcorn to go" gesetzt, um zumindest einmal die Woche offen haben zu können. "Da geht es allerdings nur darum, das Gebäude nicht komplett leerstehen zu lassen", so Brunner. Finanziell lohne sich das nicht.

Ohne Stützung geht es nicht

Apropos Finanzierung: Die funktioniert bei den kleinen Programmkinos ohne Förderungen sowieso nicht – erst recht im Lockdown. "Die Unterstützung vom Bund hat uns da sehr geholfen", so Brunner. "Sorgen mache ich mir erst, wenn das nächstes Jahr zurückgefahren wird. Da werden wir ein schönes Loch zu stopfen haben." Ähnlich geht es dem Filmzentrum im Rechbauerkino in der gleichnamigen Straße: "Es geht mit den Zuschüssen irgendwie, aber das alles ist natürlich überhaupt nicht lustig. Wir möchten ja etwas tun", sagt Beate Bachträgl-Azodanloo.

"Wir werden wohl wieder zusperren müssen, aber da müssen wir durch", so Beate Bachträgl-Azodanloo. | Foto: Foto Jörgler
  • "Wir werden wohl wieder zusperren müssen, aber da müssen wir durch", so Beate Bachträgl-Azodanloo.
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Ein Blick in die Kristallkugel

Und dann gibt es noch eine andere Gefahr, die sich in Pandemiezeiten noch schneller herangeschlichen hat: Die Streamingplattformen. "Wir haben im Herbst zum Beispiel den neuen James Bond gespielt. Der war nach wenigen Wochen schon online frei verfügbar und das kostet uns einfach langfristig das Publikum", so Bachträgl-Azodanloo. Wenn man das so hört, scheint das Format "Kino" einfach nicht mehr zukunftsfähig zu sein, oder etwa doch? "Das ist eine klassische Kristallkugelfrage", entgegnet Bachträgl-Azodanloo und fügt gleich hinzu: "Das Kino ,stirbt‘ offiziell doch schon seit 40 Jahren und trotzdem gibt es uns noch."

Im Filmzentrum "Rechbauerkino" ist es gemütlich wie in einem Wohnzimmer – das soll auch in den nächsten Jahren so bleiben. | Foto: Foto Jörgler
  • Im Filmzentrum "Rechbauerkino" ist es gemütlich wie in einem Wohnzimmer – das soll auch in den nächsten Jahren so bleiben.
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Aber ganz ernsthaft: Natürlich habe die Pandemie vieles verändert, doch gerade die Kulturkinos hätten eine gute Überlebenschance, sagt die Programmgestalterin. "Wir brauchen weniger Besucher, um überleben zu können und müssen uns im Gegensatz zu den großen Kinoketten nicht permanent technisch neu erfinden." Stattdessen setzen die Kulturkinos auf ein Nischenprogramm, die "kleinen, feinen" Film, wie auch Brunner betont.

Auch sie glaubt nicht, dass das Programmkino schon das Ende der Fahnenstange erreicht hat: "Wir kuratieren die Filme für unser Publikum, das ist unser wichtigstes Service." Und das sei so schnell auch nicht zu ersetzen, Algorithmen hin oder her. Im Hinblick aufs nächste Jahr schließt Bachträgl-Azodanloo: "Wir werden wohl bald wieder zusperren müssen, aber was soll's. Da müssen wir durch."

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