Kaffee mit Kolleritsch – Andreas Unterweger im Porträt
Der Autor musste Graz erst verlassen, um es so richtig schätzen zu können.
Wenn man etwas tut, weil es das Einzige ist, das man sich zu tun vorstellen kann, dann befindet man sich im Leben entweder in einer eher ausweglosen, oder aber in einer sehr privilegierte Situation. Andreas Unterweger hat Glück gehabt – auf den Schrifsteller trifft die zweite Variante zu: „Ich habe schon als Kind gerne gereimt und alle haben damals gesagt, ich werde einmal Dichter werden.“
Schreiben
Und sie haben damit Recht behalten: Mit „Das gelbe Buch“ wurde gerade das fünfte Werk des Grazers im angesehenen Droschl Verlag veröffentlicht, seit seinem Französisch- und Germanistikstudium an der Uni Graz musste der heute 37-Jährige nie einen anderen Beruf als den des Schriftstellers ausüben und auch der Studentenjob als Verkäufer beim Nachtwurstwagen am Lendplatz ist fast schon vergessen. „Ich bin sehr dankbar, dass das möglich ist. Es gibt nichts anderes, was ich machen möchte. Für mich ist das Schreiben eine natürliche Tätigkeit. Ich würde leiden, wenn ich es nicht machen könnte.“ Dementsprechend früh hat Unterweger auch damit angefangen: „Ich habe schon mit 16, 17 Gedichte geschrieben. Das war damals cool, das war einfach mein Ding.“
Weggehen
In Graz geboren und aufgewachsen, wurde Unterweger durch die große Grazer Dichter-Szene rund um das Forum Stadtpark geprägt: „Ich sehe mich selbst noch ganz stark in dieser Tradition. Werner Schwab, Kurt Cobain – als ich 17 war, waren für mich irgendwie alle Dichter tot. Nur der Wolfi Bauer ist in der Früh über den Tummelplatz gegangen“, erinnert sich der Schriftsteller, der inzwischen wohl selbst dazugehört, wenn er sich regelmäßig mit dem legendären Alfred Kolleritsch im fast genauso legendären „Café König“ in der Sackstraße trifft. Um dort hinzukommen, musste er aber zuerst einmal weg: Auf einen Umzug 2007 folgte 2009 die Veröffentlichung seines ersten Buches. „Ich lebe mit meiner Frau in der Nähe von Krems und es war eigentlich ganz gut, aus Graz wegzugehen – auch wegen des Schreibens. Ich habe jetzt einfach mehr Ruhe und weniger Ablenkungen. Es ist alles reduzierter.“
Nachhause kommen
Dank seiner Arbeit als Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift „manuskripte“ kommt der Schriftsteller aber trotzdem immer noch jeden Monat für einige Tage in die Stadt. Und er kommt gerne: „Seit ich aus Graz weggegangen bin, liebe ich die Stadt. Vorher konnte ich das nicht so richtig wertschätzen. Es gibt hier viele interessante Leute, gute Lokale, eine gute Stimmung, das Kulturleben ist interessant, ...“ – Und selbst nach dem Gewinn des Literatur-Nobelpreises würde Andreas Unterwegers erster Weg hierher führen: „Dann gehe ich mit dem Alfred Kolleritsch ins „Gasthaus zur Gemütlichkeit“ ein Backhendl essen.“
STECKBRIEF
Name: Andreas Unterweger
Geboren am 28. März 1978 in Graz.
Verheiratet mit Judith, Vater von Maria, 5, und Mona, 3.
Matura am Akademischen Gymnasium im Jahr 1996.
Studierte Französisch und Germanistik in Graz und Nantes.
Veröffentlichte 2009 mit „Wie im Siebenten“ seinen ersten Roman beim Grazer Droschl Verlag.
Darauf folgten u. a. „Du bist mein Meer“ (2011), „Das kostbarste aller Geschenke“ (2013) und „Das gelbe Buch“ (2015).
Erhielt u. a. den „manuskripte Förderpreis“ (2007) und den „Preis der Akademie Graz“ (2009).
Mitglied in der Redaktion der Literaturzeitschrift „manuskripte“ von Alfred Kolleritsch.
Web:www.andreasunterweger.at
WOCHE-Wordrap
Ich gehe zufrieden ins Bett ...
... wenn es noch vor 23 Uhr ist. Meistens ist es leider später.
Das Schreiben ist für mich ...
... mein Leben.
Mein wichtigstes Buch ...
... ist immer das, an dem ich gerade arbeite.
Auf die einsame Insel würde ich auf keinen Fall ...
... Süßigkeiten mitnehmen – aus Selbstschutz.
Als Comicfigur wäre ich am liebsten ...
... Superman. Einfach, weil er der erste ist, der mir einfällt.
In einem Film würde mich ...
... der „Gladiator“ Russell Crowe spielen. Den finde ich sympathisch.
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