Mit dem Balkanfieber in Graz angesteckt

- <b>Rockig:</b> Der Musiker und Theaterregisseur neben dem Postgarage Café, wo er gern Freunde und Kollegen trifft.
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Sandy Lopicic über Roma-Rhythmen, Rock’n’Roll und seinen perfekten Tag in Graz.
"Heute bin ich mit ganzem Herzen Grazer“, lächelt Sandy Lopicic bei einem Kaffeetscherl im Pastis in der Leonhardstraße. Der Musiker und Theaterregisseur kam in den 90er-Jahren in die Landeshauptstadt. "Mit dem Balkanfieber wurde ich hier angesteckt", schwelgt er in Erinnerungen. In einer bosnischen Familie in Stuttgart und Sarajevo aufgewachsen, war es nämlich die Murmetropole, wo er mit jenen Rhythmen und Melodien in Berührung kam, die ihn seitdem nicht mehr loslassen. "Ein paar Studenten aus Ex-Jugoslawien haben damals Partys veranstaltet. So ist die Liebe zur Balkanmusik und die Band "Sandy Lopicic Superstvar" entstanden."
Familienmensch
25 Jahre später ist Graz seine Heimat. "Ein perfekter Tag beginnt mit meiner Familie in Ragnitz. Wir mieten dort ein Haus mit einem großen Garten", schwärmt Lopicic. Nachdem die Kinder in die Schule gegangen sind, setzt er sich zuhause ans Klavier. Momentan muss er etwas öfter üben, denn am 11.6. spielt er mit seiner Band ein Konzert in der Oper.
Liszt-Solist
Chefdirigent Dirk Kaftan lud ihn zu diesem gemeinsamen Konzert mit der Grazer Philharmonie. "Im ersten Teil werde ich Franz Liszt spielen. Als Ungar hat er viel Roma-Musik verarbeitet, das wird gern vergessen", erzählt Lopicic, der die Musikauswahl deshalb auch als politisches Statement verstanden wissen will. "Beim Konzert spiele ich außerdem das erste Mal als Solist mit einem Orchester. Sonst würde ich ja nicht üben", gibt der Pianist lächelnd zu.
Punkrocker
Zu Mittag isst er gerne Herzhaftes in der Steirerstub’n am Lendplatz, "oder im Ginko, die haben auch leckeres Essen." Danach geht’s wieder auf die Kunstuni, entweder zum Klavierüben oder zum Proben. Seit drei Jahren leitet Lopicic dort das Wahlfach "Theatermusik", das er selbst konzipiert hat.
Durch den Stadtverkehr bewegt er sich mit seinem neuen Motorrad, einer ansehnlichen schwarzen "Triumph". Mit Sonnenbrille und Lederjacke sieht er eher wie ein Hardrocker als wie ein klassischer Pianist aus. "Sarajevo, wo ich zur Mittelschule ging, war Rock’n’Roll pur: The Clash, The Cure, Pink Floyd", bestätigt er. Ob das Motorad ein Ausdruck seiner Midlifecrises ist? "Vielleicht", grinst der, "aber ich finde es cool, 40 zu sein. Ich traue mich mehr, der Druck und die Angst werden weniger."
Terrassenbauer
Zwischendurch verschlägt es ihn auch auf die andere Seite der Mur, ins Postgarage Café etwa. Dort trifft er sich gerne mit Stefan Bauer, dem Tontechniker der Band, und "seiner" Sängerin Vesna Petkovic. "Das Café hat was richtig Städtisches."
Den Feierabend genießt Lopicic wieder im Kreis der Familie. Kürzlich hat er selbst eine Terrasse gebaut, wo er mit seinen Lieben den Tag ausklingen lässt. "Ein bisschen Bauernhofidylle haben wir dort, der perfekte Platz, zur Ruhe zu kommen."
Gewinnspiel:
Die WOCHE verlost ab heute zwei Karten für das Konzert "Balkanfieber" (11. Juni, Oper Graz) von Sandy Lopicic Superstvar und der Grazer Philharmonie: facebook/woche.at
Zur Person
Geboren: 5. Mai 1973 in Stuttgart
Verheiratet, 3 Kinder
Mit knapp 18 Jahren nach Graz, um Klavier zu studieren
Musiker, Theaterregisseur und Schauspieler
Nächstes Konzert: 11.6. "Balkanfieber" im Opernhaus Graz mit der Grazer Philharmonie unter Dirk Kaftan
Infos und Tickets: www.lopicic.com




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