Entwicklung
Persönlichkeit

- hochgeladen von Danijel Okic
Persönlichkeit
Was ist eigentlich Persönlichkeit? Was sind Ideale? Was macht einen Mann zu einem Mann? Laut Duden gibt es zwei relevante Definitionen für das Wort „Persönlichkeit“:
• Gesamtheit der persönlichen (charakteristischen, individuellen) Eigenschaften eines Menschen
• Mensch mit ausgeprägter individueller Eigenart
Die oben genannten Definitionen kann man also kurz als die individuellen Charakter-Eigenschaften eines Menschen zusammenfassen. Das sind jene Eigenschaften, die einen Menschen einzigartig machen und ohne die er nur ein weiterer Fisch im Teich der Welt wäre.
Die meisten Menschen aber haben Angst, ihre wahre Persönlichkeit zu finden und auch auszuleben, weshalb sie sich lieber entscheiden, ihr ganzes Leben im Sumpf des Durchschnitts zu fristen und nie ihre wahre Bestimmung zu finden.
Warum erzähle ich euch das? Nun nicht zuletzt deshalb, weil ich nach 27 Jahren endlich meine Persönlichkeit gefunden zu haben scheine.
Im Laufe meines Lebens habe ich viele unterschiedliche Vorbilder gehabt, zu denen ich aufgeschaut habe und an denen ich mich orientiert habe. Das ist auch nichts Untypisches und wird in der Psychologie als Modelllernen bezeichnet. Man sucht sich ein Modell von einem Menschen, den man bewundert aus und kopiert in gewisser Weise dessen Verhalten, bis man selbst reifer wird und eigene Eigenschaften hinzufügt und somit seine eigene Persönlichkeit kreiert.
Seit ich 12 Jahre alt bin habe ich begonnen, das zu machen. Mein erstes, großes Vorbild ist der US-amerikanische Rapper Eminem gewesen. Ich habe seine Texte schon damals recht gut verstanden und sie haben mir recht gut gefallen. Er ist ein Rebell gewesen, der sich gegen die Hierarchie der Gesellschaft gestellt hat und einfach sein eigenes Ding durchgezogen hat. Den Mittelfinge hat er dabei gegen all jene gerichtet, die es ihm nicht vergönnt haben erfolgreich zu sein. Mir hat diese rebellische Art gefallen, einfach zu sagen, was man sagen will, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Ich habe mir dann auch meine Haare blondieren lassen und damit begonnen, XXL Klamotten zu tragen. Natürlich bin ich belächelt geworden, aber das ist mir egal gewesen. „Ihr werdet schon noch sehen“, habe ich nur gedacht.
Am Ende meiner Hauptschulzeit habe ich dann das Pro-Wrestling entdeckt und bin somit in eine neue Welt eingetreten. Plötzlich sind meine großen Vorbilder muskulöse Männer wie John Cena, Dave Batista, Chris Masters und Bill Goldberg gewesen. Mein Vater hat mir daraufhin ein Hantelset gekauft und ich habe somit meinen ersten Kontakt zum Sport des Gewichthebens hergestellt. 2007 habe ich mich dann offiziell in einem Fitness Studio angemeldet und habe das Bodybuilding damit zu einem zentralen Teil meines Lebens gemacht.
In dieser Zeit haben meine Vorbilder ständig gewechselt, nur einer ist immer dabei gewesen: der oben erwähnte Eminem.
2012 bin ich dann weiter in den Kampfsport hineingerutscht. Nachdem ich „The Smashing Machine“, aufgrund der Empfehlung eines Türsteherkollegen, gesehen habe, sind die MMA Kämpfer plötzlich meine großen Vorbilder gewesen. Alles hat sich plötzlich um Mark Kerr, Mark Coleman und Brock Lesnar gedreht. Zu dieser Zeit habe ich auch mit dem Ringen begonnen, was bis heute mein Lieblingssport ist. Allerdings hätte ich ohne die gerade erwähnten Männer wohl nie damit begonnen.
Das war auch die Zeit, in der ich mich nach und nach vom simplen Kopieren gelöst habe und begonnen habe, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Ich bin plötzlich „The Bosnian Hooligan“ gewesen, habe mir einen langen Bart wachsen lassen und mir eine Glatze rasiert. Ich habe meine Helden zwar noch immer idealisiert (was ich auch heute noch tue), war aber nicht mehr darauf aus, so zu sein wie sie. Bis dann mein Unfall 2015 geschah…
Plötzlich habe ich das Sprechen, Schlucken und Gehen neu lernen müssen. Ich bin in gewisser Weise hilflos gewesen. Zu dieser Zeit hat mir wieder einmal mein altes und größtes Vorbild Eminem mit seiner Musik geholfen, wieder auf die Beine zu kommen und weiterzukämpfen. Ohne dessen Songs, traue ich mich zu behaupten, wäre ich heute wohl nicht mehr am Leben. Also habe ich wieder angefangen, Kappe zu tragen und mich in gewisser Weise vor den Leuten zu verschließen, so wie er es nach dem Tod seines besten Freundes getan hat. Ich habe in dieser Zeit auch eine neue Lebenseinstellung entwickelt: Not Afraid. Diese war von gleichnamigen Musikstück von Eminem inspiriert, ein Song, der mir schon oft geholfen hat, über meine Grenzen zu gehen und das Unmögliche möglich zu machen. Logisch, dass ich den Track in dieser schweren Zeit mehr gebraucht habe denn je. Das war auch der Zeitpunkt, an dem ich beschlossen habe, mir diese Botschaft auf die Brust tätowieren zu lassen. Das Tattoo sollte mich in schweren Zeiten stehts daran erinnern, den Kopf oben zu behalten und nicht aufzugeben, egal wie ausweglos die Situation zu sein scheint.
Drei Jahre später im Jahr 2018 war es dann soweit und ich bin endlich über meinen Schatten gesprungen und habe mich tätowieren lassen. Und plötzlich ist es geschehen. Plötzlich habe ich mich von meinem simplen Kopieren einer anderen, bekannten Persönlichkeit gelöst und bin ich selbst gewesen. Ich hatte plötzlich nicht mehr das Bedürfnis, mit Kappe herumzurennen und habe mir stattdessen (wieder einmal) eine Glatze mit einem stylischen Bart rasiert. Ich habe plötzlich keine Angst mehr gehabt, Leute anzusprechen und diesen tief in die Augen zu sehen. Ich strahle seit diesem Tag regelrecht und bin stolz auf mich und alles, was ich im Leben erreicht habe. Ich sehe meine unzähligen Narben im Spiegel und freue mich über jede einzelne davon. Ich habe plötzlich wieder jenes Selbstbewusstsein gehabt, das seit meinem Unfall verloren zu sein schien.
Was will ich euch nun mit diesem Text sagen? Im Grunde kann man den gesamten Text auf vier Wörter herunterkürzen: seid stehts ihr selbst!
Es ist zwar wichtig, Vorbilder zu haben, trotzdem solltet ihr nicht auf eure eigenen Eigenschaften vergessen. Auch ich habe mir von meinen Vorbildern so manche Verhaltensweise abgeschaut, ohne die ich nicht der wäre, der ich heute bin. Unter Anderem zählen Durchhaltevermögen sowie Ehrgeiz dazu. Der Unterschied zu früher ist jedoch, dass ich niemanden mehr versuche zu kopieren.
Ich habe 27 Jahre gebraucht, um die Person zu werden, die ich immer sein wollte. Ich will meine Persönlichkeit niemandem mehr vorenthalten da ich, wie gesagt, stolz auf mich und meine Eigenschaften bin und diese gerne anderen Menschen zeige. Trotzdem bin ich nie satt und strebe immer nach mehr. Ich bin „Not Afraid“!
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