Gefragte Frau
Sibylle Dienesch über ihre Vorhaben im Graz Museum

Seit 2006 ist Sibylle Dienesch im Graz Museum beschäftigt, seit Anfang diesen Jahres leitet sie das Unternehmen. Für die Zukunft will sie das Museum weiter öffnen und die Grazerinnen und Grazer noch mehr einbeziehen. | Foto: Konstantinov
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  • Seit 2006 ist Sibylle Dienesch im Graz Museum beschäftigt, seit Anfang diesen Jahres leitet sie das Unternehmen. Für die Zukunft will sie das Museum weiter öffnen und die Grazerinnen und Grazer noch mehr einbeziehen.
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Alles anders im Graz Museum unter Sibylle Dienesch? Im Interview mit MeinBezirk.at verrät die neue Direktorin, wie sie ihre bisherige Zeit im Haus erlebt hat und welche Vorhaben sie für die Zukunft umsetzen möchte.

GRAZ. Seit Anfang diesen Jahres liegt die Leitung des Graz Museums in den Händen von Sibylle Dienesch, die bereits seit 2006 am Haus beschäftigt ist. Im Interview mit MeinBezirk.at berichtet die "Gefragte Frau" was sie in die Kulturlandschaft führte, welche Schwerpunkte sie im Museum setzen möchte und wo sie entscheidende Schnittstellen zwischen dem Museum und den Bewohnerinnen und Bewohnern von Graz sieht.

  • Frau Dienesch, wie geht es Ihnen nach zwei Monaten in der Rolle der Direktorin?

Sibylle Dienesch: Ich bin ja schon seit einigen Jahren als Vizedirektorin im Haus, insofern habe ich sehr gut gewusst, was mich erwartet. Neu ist die Sichtbarkeit, die mit dieser Position verbunden ist. Es ist aber ein schöner Teil meiner Rolle, dass ich Dinge, die ich mit meinem Team gerne mache, nach außen kommunizieren und vorstellen darf. 

  • Wie hat es Sie in die Kulturlandschaft verschlagen?

Ich habe viele Jahre in einem Chor gesungen und dadurch eine hohe Affinität zu Musik und Gesang. Damals war ich auch Obfrau und konnte so eine kleine Form des Kulturmanagements kennen lernen. 2006 habe ich dann die Entscheidung getroffen, mich beruflich zu verändern und mich beim Graz Museum als Kaufmännische Direktorin beworben. Die Stelle war anonym ausgeschrieben, daher dachte ich erst, dass ich mich für die Styriarte bewerbe. Ich war dann ganz überrascht, dass es das Museum war.

Seit 2006 ist Dienesch beim Graz Museum und konnte in dieser Zeit an zahlreichen Projekten, aber auch Veränderungen des Hauses mitwirken. | Foto: Konstantinov
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  • Und sie haben diese Entscheidung seither nie bereut?

Nein, mich hat ja auch die Herausforderung fasziniert. Als ich dazu kam, wurde das Museum gerade ausgegliedert und neu ausgerichtet. Da ging es darum die Organisation neu aufzubauen. In der zweiten Phase haben wir dann das Haus geöffnet, sowohl baulich mit Hinblick auf der Öffnung unseres Foyers, aber auch inhaltlich. Ein wichtiges Thema dazu war  Frauengeschichte. Hier waren wir eines der ersten deutschsprachigen Museen, die diese von Anfang der Zählung bis heute mitgenommen haben. 

  • An welche Highlights ihrer bisherigen Arbeit im Museum denken Sie gerne zurück?

Ich durfte viele Projekte zu gesellschafts- und soziokulturellen Aspekte begleiten, wie die Ausstellung "Weiße Normen in der Macht", wo es um Fragen zur heteronormativen Gesellschaft ging, oder eine Kooperationsausstellung mit der Lebenshilfe zum Thema "Mittendrin – Leben von Menschen mit Beeinträchtigung". Gerade aus diesem Thema konnten wir viel für die Planung unseres Graz Museum Schlossberg mitnehmen und so einen Mehrwert für alle schaffen. Unser Strang zur Frauengeschichte hat sich unterdessen mit der Zeit umgewandelt und wurde ein Strang zur Geschlechtergeschichte insgesamt. Es ist schön zu sehen, dass das Haus in den letzten Jahren so immer offener und diverser wurde. 

Vor allem gesellschaftspolitische Anliegen liegen Dienesch am Herzen. Es freut sie, dass das Haus in den letzten Jahren immer offener und diverser wurde. | Foto: Konstantinov
  • Vor allem gesellschaftspolitische Anliegen liegen Dienesch am Herzen. Es freut sie, dass das Haus in den letzten Jahren immer offener und diverser wurde.
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  • Welche Vorhaben wollen Sie nun als Leiterin umsetzen?

Mein Team und ich wollen verstärkt unsere Arbeit zum Wohl der städtischen Gesellschaft ausrichten. Das möchten durch entsprechende inhaltliche Angebote erreichen, aber wir möchten das Museum auch zu einem Versammlungsort machen, wo sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt zu relevanten Themen informieren, austauschen, verhandeln, streiten aber auch darüber verständigen können. Darüberhinaus haben wir uns vorgenommen stärker im öffentlichen Raum, sprich in den Stadtteilen, zu arbeiten. Da stehen Überlegungen im Raum mit einem Lastenfahrrad in die Parks zu fahren und sozusagen die Kultur zu den Menschen zu bringen.

  • Worauf dürfen wir uns bei den inhaltlichen Themen freuen?

Wir werden einen inhaltlichen Sammlungsschwerpunkt zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzen. Jetzt besteht noch die Chance die Auswirkungen der Zeit des Nationalsozialismus auf die nachfolgende Generation anzuschauen, da wir noch lebende Zeitzeugen haben. Das ist ein Zeitraum, den bei vielen die Eltern oder die Großeltern noch erlebt haben. So kann man biografisch anknüpfen. Ich glaube, dass es da viele große Themen gibt, auch auf einer persönlichen Ebene, die es genauer zu beleuchten und anzuschauen gilt. 

Inhaltlich will sich Dienesch der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sprich der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, widmen. | Foto: Konstantinov
  • Inhaltlich will sich Dienesch der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sprich der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, widmen.
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  • Worauf freuen Sie sich besonders?

Es ist ein großes Privileg um das Potential eines Hauses zu wissen, dass man selbst mit aufgebaut hat. Ich freue mich darauf nun als Direktorin diesen Weg weiter gestalten und entwickeln zu dürfen. Ein weiterer Vorteil, wenn man schon länger am Haus ist, ist, dass ich es nicht umkrempeln muss. Meine eigene Note als Direktorin wird schon sichtbar werden, aber ich muss nichts abtragen, sondern kann dazu geben und das ist sehr schön.

  • Sie sind ja eine "Zugereiste". Was spricht Sie persönlich an Graz an?

Ich schätze an Graz diese unglaublich hohe kulturelle Dichte mit ihren unterschiedlichen Formaten. Es gibt bei allen Kultureinrichtungen ein hohes Bewusstsein dafür, dass es Veränderung auf vielen Ebenen der Gesellschaft braucht und dass wir mit diesem Potential zur Transformation arbeiten können. Auch die Kooperationsbereitschaft ist überall sehr hoch. Wenn ich mit Menschen aus anderen Städten spreche, merke ich, dass das nicht selbstverständlich ist. Ich glaube, je stärker wir uns vernetzen und uns gegenseitig unterstützen, umso stärker sind wir. Ansonsten schätze ich die Lebensqualität in der Stadt. Ich bin in Graz einfach angekommen und hier verwurzelt. Ich freue mich, dass ich dieser Stadt mit meiner Arbeit auch etwas zurückgeben kann.

Von Villach über Graz, Wien und Linz hat Sibylle Dienesch ihre Weg schon quer durch Österreich und darüber hinaus geführt. Heute ist sie froh sich 2006 dazu entschlossen zu haben, in den Kultursektor zu wechseln und sich beim Graz Museum zu bewerben. | Foto: Konstantinov
  • Von Villach über Graz, Wien und Linz hat Sibylle Dienesch ihre Weg schon quer durch Österreich und darüber hinaus geführt. Heute ist sie froh sich 2006 dazu entschlossen zu haben, in den Kultursektor zu wechseln und sich beim Graz Museum zu bewerben.
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Steckbrief: Sibylle Dienesch

Aufgewachsen in Villach kam Sibylle Dienesch zum Studieren nach Graz. Nach ihrem Studium hat es sie unter anderem nach Linz, Wien und sogar bis nach England und in die USA verschlagen. Während all der Zeit lies Dienesch Graz nie ganz los und kehrte immer wieder gerne in die steirische Hauptstadt zurück. 2006 war dann ein einschneidendes Jahr für die ausgebildete Betriebswirtin, als sie die Entscheidung traf in den Kultursektor zu wechseln. Bei ihrer damaligen Bewerbung als Kaufmännische Direktorin des Graz Museums kam Dienesch ihr Hintergrund aus Wirtschaft sowie Organisationsentwicklung zu Gute. Den Schritt hat Sibylle Dienesch bis heute nicht bereut. Seit Anfang diesen Jahres ist Dienesch nun nach fast 16 Jahren erstmals als Leiterin des Graz Museums tätig.

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