Städtische Gestalterin – Gefragte Frauen mit Beate Engelhorn

Lebenswerte Räume erfordern ein Umdenken in der Gesellschaft ist Beate Engelhorn, die seit rund vier Monaten das Haus der Architektur leitet, überzeugt. | Foto: Foto Jörgler
  • Lebenswerte Räume erfordern ein Umdenken in der Gesellschaft ist Beate Engelhorn, die seit rund vier Monaten das Haus der Architektur leitet, überzeugt.
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Haus der Architektur-Geschäftsführerin Beate Engelhorn will mit den Grazern die Stadt gestalten.

Seit Oktober 2019 leitet Beate Engelhorn die Geschicke des Hauses der Architektur (HDA). Im Gespräch mit der WOCHE spricht die Berliner Kuratorin über den Grazer Bauboom, engagierte Väter und geplante Projekte.

WOCHE: War der Umzug von Berlin nach Graz architektonisch gesehen ein großer Schritt?
Beate Engelhorn:
Graz als wachsende Stadt mit einer unglaublich reichen Geschichte steht Berlin in keiner Weise nach und ist in Sachen Architektur sehr spannend. Auch die Universität hat einen sehr guten Ruf und ich bin von den Menschen, die ich bisher kennenlernen durfte, begeistert.

Was bedeutet Architektur?
Gestaltung. Jedes Gebäude sollte dem Kontext, in dem es steht, etwas zurückgeben. Das ist der Mehrwert gegenüber dem "Bauen", das zunächst nur eine Realisierungsmaßnahme darstellt. Ein Gebäude sollte ausstrahlen, dass es mit Sorgfalt für die Gesellschaft gemacht ist. Derzeit werden Häuser oft als eine Art Geldanlage missbraucht und darin sehe ich eine große Gefahr. Es braucht das Bewusstsein, dass wir im Sinne lebenswerter Räume hier etwas ändern müssen. Unsere gemeinsame Umwelt sollte unseren Bedürfnissen entsprechen und uns auch gefallen.

Stichwort Bauboom: Gibt es aus Ihrer Sicht in Graz noch Platz für Neubauten?
Das ist ein Thema, das nicht nur Graz betrifft. Insbesondere im Wohnungsbau fehlen Kapazitäten. Es muss sorgfältig darüber nachgedacht werden, wie man neue Gebäude platziert und in welcher funktionalen sowie sozialen Mischung. Auch Infrastruktur muss dazu geplant werden. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den freien Flächen notwendig. In Graz sehe ich viele Möglichkeiten der Nachverdichtung und man könnte wunderbar innerhalb der bestehenden Strukturen weiterdenken.

An der TU Graz studieren mehr Frauen als Männer Architektur, Architekturbüros werden aber hauptsächlich von Männern geführt. Woran liegt das?
Das ist ein komplexes Thema, hängt aber mit Sicherheit auch sehr mit der Intensität des Berufs zusammen. Die Projektarbeit verlangt oft, dass man zu 100 Prozent dafür da ist. Ich glaube, Frauen sind auch eher in der Lage, die Work-Life-Balance anders zu bewerten und kommen oft zum Entschluss, dass der Architekturberuf zu viele Opfer fordert. Ich bin mir aber sicher, dass sich hier etwas ändern und es selbstverständlicher wird, dass beispielsweise auch Väter zuhause bleiben beziehungsweise nicht mehr in voller Intensität in den Beruf zurückkehren. Ich kenne viele engagierte Väter und kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft noch viel mehr Frauen in Führungspositionen des Berufs sehen werden.

Welches ist Ihr Lieblingsgebäude in Graz und gibt es eines, das Sie schrecklich finden?
Beim Kunsthaus ist die Kombination aus historischer Architektur und dem völlig andersartigen, modernen Gebilde sehr gut gelungen. Es hat eine unglaubliche Anziehungskraft, auch wenn es nicht immer einfach zu benutzen ist. Daher zählt es zu meinen Lieblingsgebäuden der Stadt – auch wenn es nicht mehr ganz neu ist. Aber hierin zeigt sich gerade die Zeitlosigkeit und Qualität des Entwurfs. Auf der historischen Seite finde ich es inspirierend, wie die sakralen Gebäude in den Grazer Stadtkörper gestellt sind. Davon kann auch die heutige Architektur lernen, wie man Gebäude und Stadtraum in einen Dialog bringt. Was mir nicht gefällt, sind Gebäude, die keinen Bezug zum Außenraum, kein Oben und Unten und eine monotone Fassade haben.

Welche Ziele haben Sie sich für das HDA gesetzt?
Ich hoffe, dass wir noch mehr Menschen für das HDA begeistern können. Wir haben deswegen ein spannendes Programm geplant. Während der Diagonale gibt es zum Beispiel eine Ausstellung über ein Filmteam, das mit viel Humor eine andere Sicht auf Architektur darstellt. Jedenfalls wünsche ich mir, dass viele Menschen zu uns kommen und dass wir gemeinsam über Architektur sprechen. Das ist der erste Schritt für ein gemeinsames Gestalten und Weiterdenken.

WOCHE Wordrap

Ich baue ... hoffentlich
gemeinsam mit den Menschen aus Graz an der Zukunft der Stadt.
Zuhause ist ... dort, wo man sich wohlfühlt.
Graz hat ... sehr viele Qualitäten.

Steckbrief

Geboren in Wiesbaden
Studierte Architektur an der TU Braunschweig und der ETH Zürich
War seit 2006 Kuratorin an der Architekturgalerie Aedes in Berlin und als freie Kuratorin beispielsweise auch am Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt tätig.

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