Weg vom Pantoffel-Patriarchat
Vater sein im 21. Jahrhundert

Wie das Modell "moderner Papa" aussieht und mit welchen Hürden es verbunden ist, verraten Grazer Experten im Gespräch.  | Foto: pixabay
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Am Sonntag ist Vatertag. Die Elternschaft aktiv wahrnehmen zu wollen erschien noch nie so männlich wie heute.

Die Idee, Väter zu feiern, kam der Amerikanerin Sonora Smart Dodd im Jahr 1909: Auf diesem Weg wollte sie ihrem Vater danken, der seine sechs Kinder alleine großgezogen hatte. Im Jahr 1955 ist der zweite Sonntag im Juni auch in Österreich als "Vatertag" angekommen. Seitdem ist die Vaterrolle nicht mehr dieselbe.

Weg vom Pantoffel-Patriarchat

Das Familienoberhaupt, das sich nach der Arbeit zu Hause die Pantoffeln bringen lässt, während die fleißige Hausfrau alles unternimmt, um den Kinderlärm vom ruhebedürftigen Vater fernzuhalten: "Damit kann man als Mann heute bestimmt nicht landen", meint Gerald Friedrich vom Amt für Jugend und Familie. "Von Vater zu Vater" heißt das Familienamts-Angebot, das ermöglicht, sich mit anderen Vätern auszutauschen. Denn: "Das Vatersein – vom frischgebackenen Papa bis hin zum getrennt lebenden Vater im Rosenkrieg – ist je nach auszufüllender Rolle und Herausforderung sehr unterschiedlich. Oft hilft es schon, mit anderen Vätern oder Freunden darüber zu reden. Denn das eigene Rollenvorbild entstammt einer anderen Vätergeneration." Und: "Der coole Vater ist heute durchaus ein aktiver." Viele sehen sich in dieser Rolle aber auch herausgefordert.

Aktive Vaterschaft

Ganz generell beschäftigt: "Wie kann ich alles unter einen Hut bringen? Ich muss ja im Job und daheim funktionieren und kann mich zu Hause nicht mehr ausrasten. Wann bleibt da Zeit für einen selbst? Damit beschäftigen Männer heute vielfach die gleichen Themen wie Frauen", meint Friedrich. Männerberatungsleiter Manfred Kummer ergänzt: "Wenn man Kinder kriegt und sich aktiv um die Kinder kümmert, ist das tendenziell einmal ein Karrierenachteil."

Idealismus adé

Ein Zukunftsmodell in intakten Paarbeziehungen mit aktiver Vaterschaft ist der Papamonat, die Väterkarenz und in weiterer Folge das langfristige Teilzeit-Arbeiten beider Erzieher. "Während sich andere im Job voll reinknien, ist der aktive Papa mit seiner Aufmerksamkeit auch in der Familie. Mit diesem Leistungsdruck umzugehen ist gerade für Männer oft nicht so einfach. Dabei eine Haltung der 'Good-enough-Elternschaft' zu entwickeln ist wichtig: Nicht zu idealistisch reingehen." Wenn plötzlich zwei Leute aktiven Anspruch auf die Kindererziehung erheben, seien automatisch auch Diskussionen in der Paarbeziehung miteinzukalkulieren. "Eine Familiengründung mit Kleinkindern ist eine unglaublich große Herausforderung. Neben aller Erziehungsarbeit sollte man auch auf die eigene Paarbeziehung nicht vergessen und sich Zeit zu zweit gönnen."

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