Gefragte Frau
Anna Kurz ist eine Direktorin, die nie eine werden wollte

In unserer Serie "Die gefragte Frau" sprechen sprechen wir mit Anna Kurz über ihre Arbeit als Direktorin. | Foto: Brand Images
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Sie ist Nonne, Lehrerin, Direktorin und die nächste "gefragte Frau". Nach zehn Jahren als Leiterin des Grazer Ursulinen-Gymnasiums denkt sich Anna Kurz: "Passt scho."

GRAZ. In Graz gibt es viele Schuldirektorinnen, aber nur wenige sind auch gleichzeitig Nonne. Im Rahmen unserer Serie "Die gefragte Frau" durften wir ins Büro von Schwester Anna Kurz schauen und haben mit ihr über die Arbeit am Gymnasium der Ursulinen Graz gesprochen. Am Weg ins Büro grüßt sie einige Schüler beim Vornamen.

Kennen Sie alle Schülerinnen und Schüler?
Anna Kurz: Ja. Ich kenne alle meine Schüler beim Namen. Ich habe aber auch ein gutes Namensgedächtnis. Das ist einfach ein Talent, das man durch die Arbeit als Direktorin mitkriegt. Außerdem war ich vorher Lehrerin und kenne viele der Schüler aus dem Unterricht. Zum Teil habe ich auch schon Kinder in der Schule von ehemaligen Schülern, die ich damals selbst unterrichtet habe.

Jetzt unterrichten Sie nicht mehr?
Doch, ich habe momentan eine Klasse. Da unterrichte ich Englisch und Religion, teilweise auch Religion auf Englisch. Davor war ich 20 Jahre Lehrerin und jetzt bin ich das elfte Jahr in der Direktion.

Seit zehn Jahren ist Kurz mittlerweile Direktorin im Ursulinen-Gymnasium. Begonnen hat sie als Lehrerin. | Foto: Brand Images
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Sind Sie lieber Lehrerin oder Direktorin?
Es sind eigentlich total unterschiedliche Berufe. Mein Herz schlägt nach wie vor für die Pädagogik. Ich war immer irrsinnig gerne in der Klasse, das hat mir total Spaß gemacht.

Das fehlt Ihnen jetzt?
Das fehlt mir schon muss man sagen. Es ist einfach noch mal ein ganz anderer Kontakt mit den Kindern, deswegen möchte ich auch immer zumindest eine Klasse haben. Ich mag das nicht ganz hergeben und das ist dann auch immer mein Highlight in der Woche. Das andere ist im Prinzip ein Job, der so viele Elemente hat: ein Stück Management, viel Soziales, gleichzeitig eine Führungsrolle für das Kollegium aber auch für die Schule und ich bin Ansprechperson für ganz viele Dinge. Aber ich liebe einfach den Job und meine Schule.

Wie kam es zur Entscheidung: Direktorin oder Lehrerin?
Ich habe es nie angestrebt, sondern es ist mir eher passiert. Meine Vorgängerin ist damals zur Bildungsdirektion gewechselt und die Idee, ihre Nachfolgerin zu werden, ist aus dem Kollegium gekommen. Als erstes habe ich mir gedacht: Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage. Aber dann habe ich gesagt, ich muss es ja nicht auf Lebenszeit bleiben und kann es mir einmal anschauen. Als ich dann gut in die Rolle der Direktorin reingewachsen bin habe das Gefühl gehabt: "Passt scho".

Eine Schülerin musste im Zeichenunterricht Helden zeichnen und hat sich für ihre Direktorin entschieden. Jetzt hängt das Kunstwerk im Büro von Anna Kurz. | Foto: MeinBezirk.at
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Was braucht eine Direktorin?
Ich glaube man braucht so ein Grundvertrauen, dass das Leben trotz allen Herausforderungen gut ist. Herausforderungen sind dazu da, dass man sie meistert und das Beste daraus macht. Mir ist das Gemeinsame dabei wichtig. Ich allein als Schulleiterin könnte nichts, aber mit einem Kollegium, das hinter mir steht sind Dinge dann zu bewältigen. Das gibt einem auch die nötige Ruhe und Sicherheit.

Wie waren die letzten zehn Jahre?
Es gibt jeden Tag eine andere Herausforderung. Wenn ich in der Früh ins Büro komme, weiß ich nie, was mich heute erwartet. Ein normaler Tag ist so, dass du die Mails beantwortest und schaust, was erledigt werden muss. Bis es dann an der Tür klopft und dann hast du Action. Irgendjemand stellt etwas an, braucht Hilfe, kennt sich nicht aus. Aber es gibt ja auch positive Herausforderungen. Eine etwa ist, dass wir ein sehr junges Kollegium haben und in meinen zehn Jahren als Direktorin fast 50 Kinder auf die Welt gekommen sind. Dass man da nachbesetzen muss, ist eine schöne Herausforderung.

1987 hat Kurz am Ursulinen-Gymnasium maturiert. Nach ihrem Studium wurde sie hier Lehrerin. | Foto: Brand Images
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Wie hat sich der Ukraine-Krieg ausgewirkt?
In unserem Gymnasium haben wir aktuell elf Flüchtlinge aus der Ukraine. Die ersten sind Mitte und Ende März zu uns gekommen und der Unterricht funktioniert super. Wir haben eine eigene Deutschlehrerin, welche sie fünf Stunden am Tag unterrichtet. Dazwischen sind sie beim regulären Unterricht dabei. Aktuell planen wir auch eine Sommerschule für unsere ukrainischen Schüler.

Was hat Corona-Pandemie mit Ihnen gemacht?
Es war natürlich auch die Corona-Pandemie eine große Herausforderung. Da habe ich Gott sei Dank ein gutes Setup in der Schule. Aber du weißt eben nie, welche Dinge passieren. Oft passieren ganz unerwartete Dinge, die man schnell lösen muss und die sind ganz ganz unterschiedlich. Aber mit meinem Team waren auch diese Dinge zu bewältigen.

Wie sieht dieses Team hinter Ihnen aus?
Wir haben gerade die Pensionierungswelle hinter uns. Deshalb ist es ein sehr junges und dynamisches Kollegium. Wir verstehen uns total gut, also ich habe wirklich ein Glück mit den Lehrern. Und das spüren dann auch die Kinder und die Eltern.

Ist der Papa-Monat da auch ein Thema?
Gibt es auch, selbstverständlich. Das ist natürlich eine Organisations-Geschichte, das wieder auszugleichen, aber das wird oft in Anspruch genommen. Und ich denke mir, was gibt's Schöneres, als wenn Kinder geboren werden und wenn die Papas sich auch die Zeit nehmen bei den Familien zu sein? Beruf ist eine Geschichte und das Leben und die Familie ist das Erste. Wir freuen uns ja auch immer mit, wenn ein Kind kommt. Auch das ganze Lehrerzimmer ist voll mit Baby-Fotos.

Waren immer Frauen Direktorinnen der Ursulinen?
Beim Gymnasium der Ursulinen ja. Und es war auch immer so eine bewusste Entscheidung, weil wir waren ja früher auch eine Mädchenschule. Unsere Ordensgründerin hat 1535 die Ursulinen gegründet und hat immer diesen Fokus auf Frauen und jungen Mädchen gehabt. Sie hat immer gesagt, wenn Frauen Bildung erfahren, geben sie das auch weiter an ihre Kinder und dann kann man die Gesellschaft auch veröndernt. Also dieser Wunsch etwas gesellschaftliches zu bewirken, geht bei uns auch auf die Gründerin zurück.

Wäre ein Mann als Direktor der Ursulinen denkbar?
Ja sicher, warum nicht? Wenn ein Mann der bessere Kandidat ist, spricht nichts dagegen.

Worauf bereiten Sie sich aktuell vor?
Es ist jetzt kein großer Meilenstein, der da bevor steht. Eher das Klassische. Schulabschluss, mündliche Matura. Wir haben heuer übrigens den besten Jahrgang, den wir je gehabt haben. Einen einzigen Fleck in Englisch. Dann bin ich die erste Ferienwoche noch da, weil immer noch viel aufzuarbeiten ist. Und dann fahr ich einmal auf Urlaub für zwei Wochen.
Seit März läuft ja schon die Planung fürs nächste Schuljahr.
Ansonsten freue ich mich einfach auf die nächsten Jahre, die ich noch vor mir habe. Ich mag den Job und die Schule wirklich gerne. 

Steckbrief: Anna Kurz

Geboren 1968 in Güssing im Südburgenland
Wohnt im Ursulinenkloster in der Leonhardstraße
Maturiert 1987 am Ursulinen-Gymnasium

Nach der Matura ist Kurz in den Orden der Ursulinen eingetreten.
Danach hat sie an der Karl-Franzens-Universität Theologie und Anglistik und Amerikanistik studiert. 1993 hat Kurz schließlich zu unterrichten begonnen und ist seit 2012 Direktorin der Schule.

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