Verzweifelte Eltern
Auch Kindergarten Grabenstraße schließt mit Sommer

- Ein weiterer Kindergarten in Graz steht vor der Schließung – bei den Eltern fordert man politische Lösungen.
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In die Reihe der Grazer Kindergärten, die ihren Betrieb einstellen, reiht sich auch jener des Diakoniewerks in der Grabenstraße ein. Wegen jahrelanger Verluste zieht die Geschäftsführung die Reißleine. Mit einem offenen Brief verliehen die geschockten Eltern, die vergangene Woche informiert wurden, ihren Gefühlen Ausdruck.
GRAZ/GEIDORF. "Wir sind tief erschüttert und entsetzt, denn dieser Kindergarten bedeutet so unendlich viel mehr für uns Eltern, unsere Kinder und das gesamte Betreuungsteam, als einfach nur Unterbringung auf Zeit", heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Eltern, deren 24 Sprösslinge (noch) den Kindergarten in der Grabenstraße 59 besuchen. Dass dieser mit Sommer seine Tore schließt, wurde am vergangenen Donnerstag, kurz vor der Anmeldungsfrist für das kommende Jahr bekannt. Sie sei aus allen Wolken gefallen, verrät eine Mutter von Zwillingen im Gespräch mit MeinBezirk.at: "Was sollen wir jetzt machen? Viele Eltern haben geweint, weil es – ganz ehrlich – sehr weh tut."
Starke Emotionen löse dabei nicht nur die Frage danach aus, wie und wo man nun zu notwendigen wie heiß begehrten Betreuungsplätzen kommen solle: "Die Gemeinschaft hier ist etwas ganz besonderes. Das kann man nicht einfach so ersetzen." Denn trotz aller Unterschiede, "halten hier alle zusammen."
"Katastrophe und Armutszeugnis"
Dies wird auch im offenen Brief betont, in dem es heißt: "Etliche der Kinder sind speziell dieser besonderen Einrichtung halber zugezogen oder haben aus anderen Kindergärten hierher gewechselt. Zehn Kinder haben nicht Deutsch als erste Muttersprache, zwei autistische Kinder sind dabei, einige der Kinder haben schwierige soziale Hintergründe oder gravierende Traumata erlebt. Doch wenn man den Kindergarten betritt, empfängt einen eine ruhige, freundliche Atmosphäre, Lachen und miteinander im gemeinsamen Spiel versunkene Drei- bis Sechsjährige."

- Auch die angekündigten Schließungen der Kindergärten am Kaiser-Josef-Platz und in der Heinrichstraße sorgen in Graz für Aufregung.
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Nicht mit Kritik sparen die Eltern an der "kurzsichtigen Politik" des Landes: Große Gruppen mit zu wenig Elementarpädagoginnen und -pädagogen würden "langfristig wie ein Bumerang auf uns zurück fallen und auf Jahrzehnte hohe Kosten für alle verursachen." Gerade weil in der Grabenstraße ein anderer Geist wehe, plädiert man an die politisch Verantwortlichen rasch zur Hilfe zu eilen: "Die Zerstörung dieser Einrichtung wäre folglich nicht nur eine persönliche Katastrophe für jeden von uns Beteiligten, sondern ein Armutszeugnis für die Werte der Politik und wegweisend für die Richtung, die die Gesellschaft an vielen Stellen gerade einschlägt."
Kindergarten schrieb seit Jahren Verluste
Die Förderungen der öffentlichen Hand für den Betrieb der Einrichtung seien schlichtweg nicht kostendeckend, erklärt der Geschäftsführer des Diakoniewerk Steiermark Michael König. Seit Jahren sei es bei dem Kindergaren zu erheblichen finanzielle Abgängen gekommen: "Die haben jetzt ein Ausmaß überschritten, das wir mit Ende dieses Kindergartenjahres den Betrieb seitens des Diakoniewerkes nicht fortführen können."

- Diakoniewerk-Geschäftsführer Michael König
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Zwar hoffe König, wie er auf Nachfrage von MeinBezirk.at betont, darauf, dass es zu einer Nachfolgelösung am Standort komme, doch stellt er klar: "Das Diakoniewerk wird sich aus der Betriebsführung zurückziehen." Es fehle schlichtweg an nachhaltigen Finanzierungskonzepten, da mit der geplanten, schrittweisen Verkleinerung der Gruppen, die Verluste für Betreiber nach größer werden: "Wenn es dafür Lösungen geben würde, wäre die Situation eine andere." Doch entsprechende Signale seitens der Politik gebe es derzeit nicht.
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