Gefragte Frauen
Christina Lind: Eine Frau mit Charakter

Zum Ausgleich macht Christina Lind gerne Sport. Die richtige Balance zwischen Arbeit und Freizeit musste sie erst finden. | Foto: AMS/Opernfoto
  • Zum Ausgleich macht Christina Lind gerne Sport. Die richtige Balance zwischen Arbeit und Freizeit musste sie erst finden.
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Allen gefallen ist schlimm: So hält es die Stellvertretende AMS-Geschäftsführerin Christina Lind.

Arbeitsam ins neue Jahr: Seit fünf Jahren ist Christina Lind stellvertretende Geschäftsführerin des AMS Steiermark. Mit der WOCHE sprach sie über Können, Kunst und Karriere.

Als Stellvertretende Geschäftsführerin ist man nicht so nahe am Menschen. Fehlt Ihnen das?
Ja, am Anfang hat mir das sehr gefehlt. Aber nach vielen Jahren als "Karriere-Guide" in der Erwachsenenbildung, als Lehrbeauftragte und Event-Managerin war die Zeit einfach reif für den Schritt vom Operativen ins Strategische.

Was raten Sie anderen Frauen, die Karriere machen möchten?
Ich würde ihnen raten, sich nicht nur mit den eigenen Mängeln und Schwächen zu befassen, sondern mit dem, was sie wirklich gut können und was sie ausmacht. Ich denke, es ist auch wichtig sich ein konkretes Ziel zu setzen und sich dann Menschen zu suchen, die einen auf dem Weg begleiten und von den eigenen Qualitäten überzeugt sind.

Warum ist es für manche Frauen schwierig, Karriere zu machen?

Die ORF-Abteilungsleiterin Margit Czöppan hat mir einmal erzählt, dass viele Frauen, die eine Karriere anstreben, sich schämen, sich auf dieselbe Art und Weise in den Vordergrund zu stellen und zu verkaufen wie Männer. Sie erzählte mir, sie habe den Frauen dann gesagt: "Stellen Sie sich für fünf Minuten in den Winkel, genieren Sie sich – und für den Rest des Jahres genießen Sie eine bessere Stellung und eine höhere Gage."
Das heißt, Frauen sollten einfach beherzt zugreifen?
Ja, man muss sich die Macht nehmen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Natürlich ist es nicht einfach, Karriere zu machen. Deshalb versuche ich junge Frauen in meiner Umgebung auch immer zu unterstützen und zu ermutigen.

Wie wichtig ist Ihnen eine ausgewogene Work-Life-Balance?
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich zu Beginn meine Freizeit vernachlässigt habe – dabei ist diese immens wichtig! Nicht nur, um Energie zu schöpfen, sondern auch um neue Impulse für die Arbeit zu bekommen. Erst im Laufe der letzten Jahre habe ich mir einen Arbeitsstil angewöhnt, bei dem ich auch Zeit für mich selber habe. Diese Zeitfenster nutze ich dann, um ins Theater zu gehen oder um mich körperlich zu betätigen, zum Beispiel im Fitnesscenter in Mariatrost, beim Langlaufen oder beim Wandern. Wenn ich mich bewege, kann ich abschalten – und das ist wichtig für die Qualität meiner Arbeit.

Wie haben Ihre Mitarbeiter auf diese Umstellung reagiert?

Meine Mitarbeiter merken, dass ich meine Arbeit nicht nur als "Nine-to-five"-Job sehe, sondern dass ich mit Engagement und Einsatz dabei bin. Wenn man eine Vision hat, die einen treibt, ist Arbeit keine Last, sondern etwas zutiefst Befriedigendes.

Haben Sie schon immer so gerne gearbeitet?
Ja, das ist Teil meiner Persönlichkeit. Die Freude an der Arbeit habe ich nämlich schon von meinen Eltern mitbekommen. "Die Dinge, die man tut, macht man ganz", haben sie gesagt. Außerdem will man sein Leben ja aktiv gestalten.

Wurden Sie schon einmal für Ihr Engagement kritisiert?
Bei Frauen ist es grundsätzlich so: Ob Haushalt oder Karriere, es wird immer kritisiert. Darum sollte man es gleich so halten wie es auf Gustav Klimts Bild "Nuda Veritas – Die nackte Wahrheit" geschrieben steht: Du kannst nicht allen gefallen! Ich denke, das muss man karrierewilligen Frauen ins Stammbuch schreiben.

Würden Sie sich als ausdauernd bezeichnen?

Ja, ich würde schon sagen, dass ich über "Steher-Qualitäten" verfüge und positiv an Krisen herangehe. Meine Mutter erzählt mir oft, wie ich im Gymnasium – als ich einen Leistungseinbruch in der Schule hatte – den Satz "Niedergedrückte Grashalme richten sich wieder auf" aus dem Naturgeschichtebuch ausgeschnitten und über mein Bett an die Wand geklebt habe. Dieser Satz begleitet mich seit meiner Pubertät.

Und die Zukunft?

Ich möchte unbedingt Gesangsunterricht nehmen, Reisen und Spanisch so lernen, dass ich Cervantes lesen kann.

Steckbrief

Geboren am 31. Oktober 1960 in Leoben
Lebensmittelpunkt in Graz
Studium der Germanistik, Pädagogik, Geschichte, Sozial- und Wirtschaftskunde
Seit 2013 Stellvertretende Geschäftsführerin des AMS Steiermark

WOCHE-Wordrap

Arbeiten ist für mich … eine wichtige Säule im Leben.
Ich bin … engagiert, offen, wissbegierig.
Eine Gesellschaft … kann nur so glücklich sein, wie diejenigen, die darin leben.

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