Damit der Job nicht krank macht

Internationale Konzerne nehmen Gesundheitsvorsorge immer wichtiger.
Es ist in vielen Grazer Unternehmen so etwas wie ein Steckenpferd, ein Hobby einzelner engagierter Menschen: die sogenannte betriebliche Gesundheitsvorsorge - richtig ernst nehmen dies nur die wenigsten.
Auf Einladung des Landes Steiermark (siehe Bericht rechts) gastierte dieser Tage Franz Netta in Graz, seines Zeichens jahrelang für diesen Bereich im Medienkonzern Bertelsmann zuständig. Ein Konzern, der über 100.000 Mitarbeiter beschäftigt und mit der RTL Group, Donauland und Co. jährlich über 15,3 Millliarden Euro Umsatz macht. Da drängt sich zwangsläufig die Frage auf: Wie bringt man einen solchen gewinnorientierten Konzern dazu, sich über die Gesundheit seiner Mitarbeiter Gedanken zu machen?
Franz Netta erklärt es mit einfachen Worten: "Sagen Sie einem Manager, er schaut nicht auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter, dann wird er schmunzeln und Sie nicht ernst nehmen. Sagen Sie ihm, er schaut nicht auf sein Betriebsergebnis, dann wird er beleidigt sein und etwas unternehmen."
Genau mit diesem Ansatz ist man's bei Bertelsmann angegangen: "Einerseits mussten wir auf die demographische Veränderung unserer Gesellschaft reagieren. In den Jahren 2000 bis 2015 erleben wir eine Verdreifachung bei jenen Mitarbeitern, die über 50 Jahre alt sind. Diese Menschen müssen wir fit halten", beschreibt Netta den Zugang.
"Und andererseits konnten wir einwandfrei nachweisen, dass zufriedene Mitarbeiter gesünder und damit auch leistungsfähiger sind." Überprüft wurden dabei über die Jahre fast 65.000 Mitarbeiter, Ergebnis: Jene Unternehmensgruppen, die über zufriedene Mitarbeiter verfügen, haben die wenigsten Krankenstände und die höchsten Umsatzrenditen.
Was macht Zufriedenheit aus?
Woran es liegt, bringt Netta auch auf den Punkt: "Nicht die Arbeitsbelastung greift meine Gesundheit an, sondern die Führung." Heißt konkret: Wenn Mitarbeiter in ihren Chef Vertrauen haben, wenn der Informationsfluss stimmt und wenn man das Gefühl der Mitbestimmung und der persönlichen Freiheit hat, wirft einen auch das schlimmste Arbeitspensum nicht um. Oder im Umkehrschluss: Fühlt man sich von der Führungskraft im Stich gelassen, kann sogar geringe Arbeitsleistung zu Stress und Krankheit führen.
Was also tun? Patentrezepte kann auch Netta nicht vermitteln, aber: "Unsere Führungskräfte holen sich in Jahresgesprächen Feedback von ihren Mitarbeitern. Denn nur wenn man weiß, wie Führung auf die Mitarbeiter wirkt, kann man am Verhalten etwas verändern."

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