"Der Eintritt soll in alle Museen der Stadt Graz frei sein!", fordert Kulturstadträtin Lisa Rücker
Die Politikerin wünscht sich einen niederschwelligen Zugang zu Grazer Kultureinrichtungen.
„Der Eintritt ins Kunsthaus soll für alle Grazer frei sein!“, forderten in der vergangenen Woche die Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum, Peter Pakesch und Wolfgang Muchitsch. Um das Haus am Lendkai für die Bevölkerung zu öffnen, solle laut der Joanneum-Doppelspitze die Stadt Graz einspringen, und den dadurch entstehenden Einnahmenentfall übernehmen (bis zum Jahresende etwa 50.000- bis 70.000 Euro).
Stadt und Land
„Ich bin immer dafür, kulturelle Bildung möglichst niederschwellig zu machen. Es kann aber nicht sein, dass nur ein Haus seinen Besuchern kostenlosen Zugang ermöglicht“, so die Reaktion von Kulturstadträtin Lisa Rücker, die deshalb jetzt fordert: „Der Eintritt soll in alle Museen der Stadt Graz frei sein!“ Neben dem Kunsthaus wären das auch noch die anderen Grazer Häuser des Universalmuseums (etwa die Alte Galerie im Schloss Eggenberg oder das Zeughaus) und das Graz-Museum in der Sackstraße – also jene Einrichtungen, auf die Graz auch Einfluss nehmen kann.
Allerdings möchte Rücker dabei nicht nur ihr Ressort in die Verantwortung genommen wissen: „Wir würden das schon längst gerne machen, aber nur aus dem Kulturbudget ist es leider nicht finanzierbar. Land und Stadt müssten als Eigentümer Bereitschaft zeigen, den Abgang, der dadurch entsteht, abzudecken. Das heißt, der Bürgermeister und Landesrat Buchmann müssten dieses Vorhaben mittragen und auch das Geld dafür zur Verfügung stellen.“
London als Vorbild
Als Beispiel nennt die Stadtpolitikerin London, wo es teilweise durch größere Veranstaltungen zu einer Querfinanzierung kommt und so der Zugang zu vielen Museen in öffentlicher Hand frei ist.
Ein Faktor, der dort natürlich auch für den Tourismus eine Rolle spielt. Nicht zuletzt deshalb wäre der kostenlose Eintritt in die Museen im Einflussbereich der Stadt laut Rücker auch in Graz ein „übergreifendes Anliegen“, das neben der Kultur eben den Tourismus und auch die Bildung beträfe.
„Es gibt im Bereich der Bildung einfach mehr Aspekte, als nur für den Arbeitsmarkt fit gemacht zu werden“, argumentiert die Stadträtin, warum Investitionen in Kunst und Kultur ihrer Meinung nach unbedingt nötig seien. „Die kulturelle Bildung muss ein ganz wichtiger Faktor in der Ausbildung sein. Menschen werden auch über Kreativität geprägt und nicht nur über Funktionales wie zum Beispiel Fähigkeiten in Mathematik oder im Lesen.“ Bereits jetzt gebe es deshalb schon besondere Aktionen und Angebote, die den Weg in kulturelle Einrichtungen wie Museen vor allem für Kinder und Jugendliche attraktiver machen sollen: So ist zum Beispiel im Graz-Museum der Eintritt für alle unter 18 Jahren schon seit einiger Zeit frei.
Mehr als freier Eintritt
Doch nur durch einen kostenlosen Zugang zu Kunst und Kultur sei es laut Rücker nicht getan: „Ein Gratis-Eintritt alleine ist noch lange nicht die Garantie, dass viele Menschen am Museum generell interessiert sind. Es braucht mehr: Es braucht bereits in der Schule entsprechende Ansätze und es muss in den Häusern selbst auf die Menschen zugegangen werden. Diejenigen, die einmal hingehen, sollen auch gerne wiederkommen.“
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Sollte der Eintritt in Museen und andere kulturelle Einrichtungen frei sein? Oder sollte das ohnehin knappe Geld von Stadt, Land und Bund lieber für anderes aufgewandt werden?
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