Der Wert der Familie: Ein Soziologe erklärt die Bedeutung
Der Soziologe Stephan Möbius begleitet unsere "Werte-Serie" und erklärt uns dieses Mal: die Familie.
Der Grazer Soziologe Stephan Moebius, der an der Karl-Franzens-Universität forscht und lehrt, begleitet die WOCHE-Serie „Wahre Werte“ (siehe Artikel oben) wissenschaftlich. Was meint er zum Thema Familie?
Was bedeutet „Familie“?
„Den Begriff „Familie“ benutzt man seit dem 17. Jahrhundert, in früheren Zeiten sprach man von „Haus“, bei den Griechen etwa von „oikos“.
Mit „Familie“ meint man bei uns heute eine Eltern-Kind-Einheit oder die ganze Verwandtschaft.
Soziologisch gesehen hat die Familie folgende Kennzeichen: sie dient der biologischen Reproduktion und Sozialisation, sie formt ganz entscheidend unsere Denk-, Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster. Sie beinhaltet mehrere Generationen, es bestehen ein Kooperations- und Solidaritätsverhältnis sowie unterschiedliche Rollenmuster.
Der Wert der Familie und damit verbundene andere Werte wie zum Beispiel die „Ehre“ sind je nach Kultur und Gesellschaft unterschiedlich gewichtet. Daraus ergeben sich vielfach gesellschaftliche Konflikte, in denen nicht nur über den Wert von Familie an sich debattiert wird, sondern auch über ihre alten und neuen Formen.
Viele Lebensformen
Denn, wie die Soziologie zeigt, unterliegt auch unser Familienverständnis heute großen Veränderungen. So lassen sich gegenwärtig ganz unterschiedliche familiäre Lebensformen ausmachen, neben der mittlerweile klassischen Kleinfamilie zum Beispiel Patchworkfamilien, nicht-eheliche Lebensgemeinschaften oder gleichgeschlechtliche Partnerschaften.
Egal, welche Form die Familie heute annimmt, dient sie im Idealfall – also abgesehen von Familien, in denen Gewalt vorherrscht – der sozialen Integration. Diese Funktion als Ort des Aufgehoben-Seins nimmt in individualisierten Gesellschaften eher noch zu und damit auch der Wert, der der Familie zugesprochen wird.
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