Kriminelles Graz
Deshalb lieben wir Geschichten über Mord und Totschlag

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Krimis boomen. Sie sind mit das beliebteste Genre von uns Grazern. Aber warum sind Geschichten über Mord und Totschlag so beliebt? Die Woche ist der Sache auf den Grund gegangen.
GRAZ. Kriminalromane sind mit das beliebteste Genre bei Leser:innen – das bestätigt André Engelbert von der Buchhandlung Moser. In den letzten Jahren ist die Bandbreite an Krimis größer geworden: "Die Auswahl ist riesig", erklärt Engelbert. Und auch die diesjährige Hitliste der Grazer HörBibliothek Mariahilf spiegelt den Trend wider: Die Liste der meistausgeliehenen Hörbücher 2021 formiert sich größtenteils aus Geschichten über Mord und Verbrechen, so Leiterin Christa Wiener-Pucher. Beliebt sind dabei nicht nur skandinavische, italienische und französische Kriminalromane, sondern auch Krimis von heimischen Autoren, deren Tatorte lokale Schauplätze sind.

- Die Hitliste der Hörbibliothek ist jedes Jahr sehr Krimi-lastig, erzählt Christa Wiener-Pucher
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Hörbücher werden oft beim Autofahren, unterwegs oder während dem Erledigen von Haushaltsarbeit gehört. "Krimis bieten sich für diesen Zweck gut an, weil man sich ein bisschen berieseln lassen kann", weiß Wiener-Pucher. Berieseln lassen von grausigen Verbrechen – wie bitte? "Es ist irgendwie skurril, aber gerade Kriminalgeschichten können sehr entspannend sein", stellt sie weiter fest.
"Es ist irgendwie skurril, aber gerade Kriminalgeschichten können sehr entspannend sein" - Christa Wiener-Pucher.
Das könnte daran liegen, dass Krimis ähnlich aufgebaut sind wie Märchen, in dessen Atmosphäre man wunderbar eintauchen kann. Vereinfacht ausgedrückt: Es gibt einen Helden, einen Feind, der Held durchläuft ein Abenteuer und zum Schluss wird der Bösewicht gefasst. Das scheint für uns wohl eine erfrischende Abwechslung zur oft nicht so erfreulichen Realität zu sein. Kriminalgeschichten scheinen jedenfalls leichtfüßiger zu sein, als sie auf den ersten Blick anmuten.
In den Krimi gestolpert
Wir halten fest: Die Begeisterung für Kriminalgeschichten rührt nicht vorrangig an der Lust an Gräueltaten her, sondern vielmehr am "Drumherum". Das gilt für Leser gleichermaßen wie für die Menschen, die sich die Verbrechen ausdenken. Der Grazer Autor Robert Preis zum Beispiel wollte anfänglich gar nicht über Mord und Totschlag schreiben – er ist nach eigenen Angaben in den Krimi "hineingestolpert". Ursprünglich wollte er eine Liebesgeschichte erzählen, hat dann aber festgestellt, dass er die Beziehung des Protagonisten zu seiner Frau am besten zum Ausdruck bringen könne, indem er ein Verbrechen passieren lässt: Der Ermittler Armin Trost hat die große Angst, dass seine Familie in seine Fälle hineingezogen wird.

- Ist in den Krimi "hineingestolpert": der Grazer Autor Robert Preis
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Der Autor stellt fest, dass das Verbrechen bei Kriminalgeschichten sowieso nebensächlich sei. In Wahrheit seien es ganz andere Themen, die dahinterstehen. "Das Verbrechen ist nur das Mittel, um die Probleme des Ermittlers oder der Welt zu transportieren", erklärt Robert Preis. Darin vermutet er auch die Beliebtheit des Genres: "Über Krimis kann man alle möglichen Themen ansprechen, daher auch die enorme Bandbreite."
Die neuesten Gräuel aus Graz
"Der Tod ist ein Spieler aus Graz" ist das neueste Buch von Robert Preis. Es ist ab 20. Jänner erhältlich – die Lesung dazu kann am 4. Februar im Kunstgarten besucht werden. Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, wie düster Krimi-Autoren wirklich sind, der kann dies beim Fine Crime Festival tun. Das Grazer Krimifestival findet dieses Jahr vom 30. Mai bis zum 4. Juni statt. Preis beschreibt das dort vertretene Konglomerat aus Krimi-Stars und Newcomern jedenfalls als angenehme "Krimi-Familie", in der viel gelacht und nur zwischendurch über Mord und Totschlag gesprochen wird.
Mehr zu dem Thema:
„Der Tod ist ein Spieler aus Graz“
Robert Preis
2022
240 Seiten
Emons Verlag
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