Die doppelte Lehre als halbe Miete
Die Lehre auf dem zweiten Bildungsweg boomt: Die WOCHE hat einen Lehrling mit Matura getroffen.
Was tun nach der achten Schulstufe? Das fragen sich viele Burschen und Mädchen, schließlich weiß nicht jeder in diesem Alter, in welche berufliche Richtung es einmal gehen sollte. So gibt es heute etwa viele Lehrlinge, die die Matura später nachmachen und umgekehrt auch viele junge Menschen, die sich erst später entscheiden, eine Lehre auf dem zweiten Bildungsweg zu machen. Rok Ribic gehört zu letzterer Gruppe: Der gebürtige Slowene hat einst in seinem Heimatland maturiert, heute befindet er sich im dritten Lehrjahr beim Grazer Traditionsbetrieb Bäckereimaschinen König. "Ich mache die Ausbildung zum Anlagen- und Betriebstechniker", erzählt Ribic beim WOCHE-Lokalaugenschein stolz.
Händeringende Lehrlings-Suche
In Summe bietet der Weltmarktführer für Maschinen und Anlagen zur Herstellung von Kleingebäck drei verschiedene Lehrberufe: Neben dem erwähnten Anlagen- und Betriebstechniker gibt es noch den Maschinenbau- und den Zerspannungstechniker. Derzeit befinden sich über alle Jahrgänge hinweg zehn Lehrlinge in Ausbildung, "wir suchen auch jährlich immer vier bis fünf neue Interessenten für eine Lehrstelle. Aber es wird in unserer Branche immer schwieriger, Lehrlinge und geeignetes Fachpersonal zu finden", erklärt Peter Schloffer, Leiter der Lehrlingsausbildung bei König. Bewerber gebe es zur Genüge, "sehr häufig passen die Grund-Qualifikationen allerdings nicht.". Mit ein Grund, warum man die derzeit im Betrieb engagierten Lehrlinge während der Dienstzeit Mathematik-Unterricht bekommen. "Wir wollen sie schließlich gut auf die Berufsschule vorbereiten", ergänzt Schloffer.
Kenner des Back-Prozesses
Aufgrund der herausfordernden Marktsituation müsse man den Lehrberuf ohnehin ständig attraktiver gestalten. So hat man etwa ein Prämiensystem eingeführt: "Bei guten Leistungen bekommen die Lehrlinge 25 Prozent der Lehrlingsentschädigung ausbezahlt, und das zwölf Mal im Jahr. Wir haben darüber hinaus auch noch eine eigene Lehrlings-Akadamie, bei der wir mit externen Partnern zusammenarbeiten, ins Leben gerufen. In jedem Lehrjahr gibt es eigene Inhalte: So lernen die Lehrlinge etwa, wie man die Firma nach außen präsentieren kann", erläutert Silvia Meissner von der Personalabteilung.
Auch der 27-jährige Ribic hat im Rahmen der Akademie schon viel dazu gelernt. Derzeit vor allem in anderen (Bundes-)Ländern bei Kunden unterwegs. Seine bisherigen Erfahrungen helfen ihm dabei, hat er doch im Vorfeld auch noch eine Bäckerlehre gemacht. "Ich kenne also beide Seiten und den ganzen Kreislauf, vom Brotbacken bis zur Wartung der Maschinen", lacht er. Welche Agenden er im Betrieb nach dem Ende seiner Ausbildung übernehmen wird? "Das kann ich noch nicht genau sagen, jetzt geht's einmal um die Lehrabschlussprüfung", schmunzelt er – und geht wieder an die Arbeit.
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