Im angeleiteten Selbsttest
Die Mythen rund um Alkohol und Auto
Verkehrsunfälle nehmen ab, Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss steigen aber wieder, denn für viele Österreicherinnen und Österreicher gehört Alkohol einfach dazu. Mythen zur Wirkung halten sich aber hartnäckig. Der Selbstversuch mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit deckt viele Irrglauben auf und zeigt auch eines: Die Begriffe Alkohol und Auto müssen bewusst getrennt werden.
GRAZ. Nach einem Rückgang im Zuge der Pandemie verzeichnete Alkohol im Straßenverkehr 2022 wieder einen Anstieg. Steiermarkweit stiegen die Anzeigen wegen Alkohol am Steuer um ganze 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, insgesamt wurden 5.055 Lenkerinnen und Lenker angezeigt. Diese Entwicklung zeichnet ein durchaus problematisches Bild, auch aus diesem Grund lud das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) Medien zu einem Alkoholfakten-Check im Selbstversuch ein. Dabei wurde gegessen und vor allem getrunken. Über einen Zeitraum von ungefähr drei Stunden wurde die Alkoholisierung dabei jeweils ungefähr 15 Minuten nach Leeren des Getränks mit Hilfe eines "Alkomaten" gemessen. Das Protokoll am Ende des Abends sah wie folgt aus:
- 19.24 Uhr: Bier (0,5l); Testwert: 0,24 Promille
- 20.38 Uhr: Bier (0,5l); Testwert: 0,32 Promille
- 21.17 Uhr: Bier (0,5l) und Schnaps (0,1l); Testwert: 0,78 Promille
Deftiges Essen ändert Alkoholgehalt im Blut nicht
Wichtig beim Betrachten des Trinkprotokolls ist, dass die Zeitabstände zwischen den Getränken eine Rolle spielen. Der menschliche Körper baut nämlich ungefähr 0,1 Promille pro Stunde ab, sprich auch während wir trinken, kann sich der Promillegehalt im Blut sogar senken, wenn zum Beispiel weniger als 0,1 Promille Alkohol pro Stunde zu sich genommen wird. Der Glaube, dass deftiges Essen einen Einfluss auf den Wert beim Alkotest hat, ist ein Irrglaube. KFV Verkehrspsychologe Rainer Kastner: "Auch wenn immer wieder Gerüchte kursieren, dass man durch die Einnahme von fettem beziehungsweise üppigen Mahlzeiten mehr verträgt, ist da nicht wirklich was dran. Die Aufnahme von Alkohol aus dem Magen ins Blut wird durch Mahlzeiten nur minimal verzögert." Das kann auch der Redakteur bestätigen, das während des Trinkversuchs gegessene Steak beeinflusste die Promille im Blut nicht. Und auch Kaffee oder Energiedrinks haben sogar einen gegenteiligen Effekt, sie können die Durchblutung des Magens und somit auch die Aufnahme von Alkohol ins Blut beschleunigen.
Das eigene Empfinden kann trügerisch sein
Beides kann allerdings die subjektive Alkoholisierung beeinflussen, also wie betrunken man sich fühlt. Unser Empfinden unterscheidet sich hierbei aber oft stark von der Realität: Beim Trinkversuch zum Beispiel, hat sich der Redakteur nach zwei Bieren bereits nicht mehr fahrtauglich gefühlt, obwohl der Schnelltest gegenteiliges ergeben hat, während sich der gefühlte Trunkenheitszustand, dann durch das weitere Bier und den Schnaps nicht mehr stark verändert hat. Der Alkomat mit einem Ergebnis von knapp 0,8 Promille zeigte allerdings eine deutliche Veränderung, eine im Straßenverkehr äußerst gefährliche Veränderung, wie Verkehrssicherheitsexperte Peter Felber weiß:" Bereits unter der 0,5 Promille Grenze erhöht sich das Unfallrisiko. Ab den für alle PKW-Lenker nicht mehr erlaubten 0,5 Promille liegt es beim Fünffachen und bei 1,6 Promille beim 25-fachen von Abstinenzlern."
Alkohol und Auto trennen
Rainer Kastner erzählt weiter, dass Alkohol in ganz Österreich generell sehr stark verankert sei und bei Vielen einfach dazu gehöre. Allerdings wäre es hier wichtig, die beiden Begriffe Alkohol und Auto bewusst zu trennen, eine Strategie die er im Zuge seiner Tätigkeit als Verkehrspsychologe mit Personen, die mit einer Alkoholisierung von über 1,6 Promille erwischt wurden, erarbeitet. Generell rät der Experte dazu, wenn man weiß, dass man Alkohol trinken werde, sich im Vorfeld schon zu überlegen, wie man im Anschluss wieder nach Hause komme. Außerdem fügt er hinzu:" Die Mindeststrafe bei einer Alkoholisierung von 1,6 Promille und mehr sind 1.600 Euro, da kann ich sehr oft mit dem Taxi fahren." Außerdem werde auch Restalkohol am Tag danach oft unterschätzt, viele der Lenkerinnen und Lenker, die zu ihm zur Nachschulung müssen, werden am Tag danach erwischt. Da der Körper 0,1 Promille pro Stunde abbaut, rät Kastner, das Auto nach einer durchzechten Nacht mindestens 24 Stunden stehen zu lassen.
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