Die Wut im Griff

Wie Heißläufer sich bessern: In Kursen der Bewährungshilfe sollen sie lernen, ein straffreies Leben zu führen. | Foto: Bilderbox
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  • hochgeladen von Elisabeth Pötler

Sie sind ausgeflippt, haben drauflos geprügelt oder getreten: Anders zu reagieren, das sollen derzeit 56 Grazer in den Anti-Gewalt-Trainings des Bewährungshilfe-Vereins Neustart lernen. Sie haben eine Straftat begangen, typischerweise Körperverletzung, und sind mit ihrem Aggressionspotenzial aufgefallen. Die Trainings wurden ihnen im Rahmen der Bewährungshilfe gerichtlich angeordnet. Vor sechs Jahren gab es den ersten Kurs, momentan laufen vier, zwei weitere gehen bald an den Start. „Wir bekommen mehr Zuweisungen vom Gericht. Die Wirkung wird anerkannt“, sagt Vereins-Leiterin Susanne Pekler. Die Voraussetzung: Die Bereitschaft, sich mit der eigenen Tat zu konfrontieren.
Wer in den Gruppen-Trainings sitzt, ist im Schnitt 22 Jahre alt, männlich, hat einen Pflichtschulabschluss und selbst Gewalt erlebt. Was Pekler bemerkt: Die Zahl der Verurteilungen steigt nicht an, aber die Fälle ändern sich. „Es gibt mehr plötzliche Gewaltausbrüche von Jugendlichen, die zuvor unauffällig waren. Sie leben oft sozial isoliert, sitzen stundenlang am Computer und haben wenig reale Beziehungen.“
In den Kursen üben die Klienten bis zu einem Jahr lang, sich nicht von ihrem Zorn lenken zu lassen. „Wir spielen Konflikte durch und erstellen einen Notfall-Plan für jeden, der zeigt: Wie kann ich anders reagieren, ohne als Weichei zu gelten“, sagt die Expertin. Oft helfe es, Aussagen zu üben wie: „Darauf lass ich mich nicht ein!“ Eine wichtige Rolle haben neben den Trainern die Kollegen: „Sie haben nützliche Tipps aus ihrer Lebenswelt.“
Steiermarkweit sind bei Neustart nun 1.732 Klienten in Bewährungshilfe. 90 Prozent werden in dieser Zeit nicht rückfällig.

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