Familienzusammenführung nach fast 60 Jahren: "Endlich habe ich eine Schwester"
Nach 60 Jahren haben sich drei Schwestern erstmals gesehen. Die Freude beim Treffen war groß.
"Unbeschreiblich! Endlich kann ich sagen: Ich habe eine Schwester!" Die Szenen, die sich am Sonntag Mittag in der Gösser Bräu abspielten, ließen Gänsehaut aufsteigen. Brigitte Rakowitz, Ernestine Fritz und Leopoldine Blang wurden, genauso wie ihre zwei Brüder, als Kinder von ihrer Mutter weggegeben und haben sich erst jetzt kennengelernt.
Trauriger Grund
Der Umstand, der zum Glück der Schwestern führt, ist aber ein trauriger. "Unser Bruder Wilhelm Heinrich ist verstorben. Dem engagierten Notar haben wir es zu verdanken, dass er uns ausfindig gemacht hat. Immerhin hat die Nachforschung zwei Jahre gedauert", erzählt Brigitte Rakowitz, die eine Freundin der Familie Grossauer ist und seit Jahren in der Gösser Bräu und in der Kantine im Augartenbad tätig ist. Johann Heinrich, ein weiterer Bruder, ist behindert und in einem Pflegeheim wohnhaft. "Er muss von seinen Betreuern noch auf die neue Situation vorbereitet werden, das ist ja ein ziemlicher Schock! Dann besuchen wir ihn aber sofort", strahlen die drei Frauen.
Familie ist alles
Alle fünf Geschwister wurden von der Fürsorge bei unterschiedliche Pflegefamilien untergebracht. Von ihrer Mutter wissen die Frauen nichts. "Unsere Leben bei den Pflegefamilien waren nicht immer einfach und auch sonst mussten wir einige Schicksalsschläge verkraften", erzählen die drei Schwestern von harten Lebensumständen, Scheidungen und Todesfällen von Ehemännern und Kindern.
Zum ersten großen Familientreffen haben sie ihre Kinder und Enkelkinder mitgebracht. "Es ist so schön, eine so große Familie zu haben", fallen sie sich in die Arme.
"Alles", lautet ihre Antwort auf die Frage, was ihnen Familie bedeute. "Das müssen wir erst verarbeiten, das ist einfach so unglaublich", erzählt Leopoldine Blang und verrät, dass sie vor dem Treffen eine Schlaftablette genommen hat. "Jetzt bin ich halbwegs ruhig, sonst würde ich das nicht schaffen – vor lauter Glück und Freude!"
Viel zu erzählen
Zwei der drei Schwestern wohnen in Niederösterreich, Rakowitz in Graz. "Das ist gar nicht weit weg. Wir müssen so viel nachholen und uns so viel erzählen", plant Ernestine Fritz schon zukünftige Fahrten nach Graz. "Wir müssen uns ja erst kennenlernen. Fast 60 Jahre und drei Leben zu erzählen dauert eine Zeit", lachen sie und stoßen, wie nach dem ersten Treffen beim Notar, gemeinsam an. "Eine eigene Familie und wirkliche Geschwister – unbeschreiblich!"
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