Tragische Todesfälle
Feuerwehrmann verrät: "Zur Routine wird das nie"
Das Berufsbild der Feuerwehrleute ist ein herausforderndes und verlangt den Einsatzkräften sowohl körperliche als mentale Höchstleistungen ab. Brandrat und Offizier Gerald Wonner von der Grazer Berufsfeuerwehr gibt Einblicke über Routinen, Mitgefühl und Erfolge im Kampf um Menschenleben.
GRAZ. "An meinen allerersten kann ich mich nicht erinnern. Aber natürlich gibt es Einsätze, die besonders im Gedächtnis bleiben", verrät Brandrat Gerald Wonner im Gespräch mit MeinBezirk.at. Bei der Grazer Berufsfeuerwehr ist der Offizier seit bald 23 Jahren, bereits davor hat er als freiwilliger "Floriani" in Graz-Umgebung Erfahrungen gesammelt. Nicht alle davon waren schön, viele dramatisch, einige tragisch – was nicht spurlos an den Einsatzkräften vorbeigehe. Dennoch: "Wenn die Stunde null gekommen ist, traue ich mich zu sagen, dass die Leute im Einsatz sehr gut funktionieren, weil man sich einfach auf die momentane Aufgabe konzentriert. Egal ob man Einsatzleiter oder der jüngste Feuerwehrmann vor Ort ist – man macht seinen Job."
Allein im vergangenen Jahr wurde in Graz mehr als 6.000 Mal ausgerückt, davon 2.322 Mal wegen Bränden, 739 Menschen konnten gerettet werden. "Freilich, wenn man hinkommt, und man hat ein tiefschwarz verrauchtes Haus und weiß, dass noch Personen drinnen sind, rechnet man mit Verletzten bis hin zu Toten", so Wonner, "manchmal geht es gut und manchmal nicht".
Betroffenheit bei "Stern"-Brand
Bei Bränden wie jüngst in der "Stern"-Bar, bei dem im Rahmen einer Silvesterfeier eine 21-Jährige ihr Leben verlor, beschreibt der erfahrene Brandbekämpfer den Spannungsbogen zwischen Emotionen und Professionalität so: "Da machst du dir schon Gedanken, wo sind denn eigentlich meine Kinder gerade. Aber grundsätzlich schaut man, dass man die Leute vor Ort hinausbekommt und handelt entsprechend."
Definitiv spektakulär und fordernd, aber im Vergleich deutlich weniger emotional war der Großbrand der Rösselmühle im April 2023. "Wenn man fast ausschließen kann, dass es zu Personenschaden kommt, geht man Einsätze entspannter an", erklärt Wonner. Denn: "Steht ein Objekt in Vollbrand, kann man es nicht schlimmer machen. Der Brand selbst war dort nicht das Drama, eher die Rauchverschleppung, die die Kollegen letztlich gut in den Griff bekommen haben."
Für die besondere Betroffenheit, die der Todesfall der jungen Frau in der Neujahrsnacht ausgelöst hat, zeigt Wonner Verständnis: "Da geht es uns Feuerwehrleuten wie jedem anderen." Auch für langjährige Profis sei es normal, dass das Erlebte verarbeitet werden muss, weshalb es Nachgespräche und bei Bedarf Hilfsangebote gibt: "Wenn es um Menschenleben geht, menschelt es. Manche sind abgebrühter als andere, aber zur echten Routine wird das nie."
Selbst nach dem Abrücken wolle die Mannschaft stets wissen, wie es den Geborgenen geht. Trotz des tragischen Todesfalles am 1. Jänner müsse man die positiven Seiten sehen, meint Wonner: "Wir haben neun Menschen aus dem ‚Stern‘ herausgetragen, die bewusstlos waren und intensivmedizinisch betreut werden mussten. Dass acht überlebt haben, ist ein wichtiger Aspekt. Denn ein paar Minuten später wäre auch für sie wahrscheinlich jede Hilfe zu spät gekommen."
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