Friedensbüro Graz: Weil Zivilcourage alle etwas angeht + Tipp 15

- <f>Jeder braucht Unterstützung:</f> Man weiß nie, in welche Situation man gerät, daher sollte jederzeit geholfen werden.
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Warum sich zuständig fühlen, uns allen hilft: Das Friedensbüro Graz und die WOCHE geben Tipps zur Zivilcourage.
Ein Bus. Eine Straßenbahn. Die Menschen stehen. Sitzen. Einige unterhalten sich. Andere blicken gedankenversunken aus dem Fenster. Viele mit Kopfhörern in den Ohren. Ob sie hören würden, wenn neben ihnen jemand beschimpft, unrechtmäßig behandelt würde oder Hilfe bräuchte? Wieder andere starren gebannt auf den Bildschirm in ihrer Hand. Sie spielen, lesen Nachrichten, scrollen durch Facebook und Co, wirken wie in einer anderen Welt. Und obwohl es mittlerweile Alltag ist, man sich selbst auch zu oft dabei ertappt – befremdlich ist dieser Anblick allemal.
Das Friedensbüro Graz und die WOCHE geben 30 Tipps für das gesellschaftliche Zusammenleben (siehe links) und widmen sich nun dem Themenblock Zivilcourage. Warum diese für die Gesellschaft wichtig ist und allen hilft, erklärt Jutta Dier, Leiterin des Friedensbüros Graz.
Ignoranz dominiert
"Aber nicht nur in den Öffis wirken die Menschen so, als würden sie sich zunehmend zu Einzelkämpfern entwickeln. Am Gehweg, im Park, ja sogar in den Autos. Viele sind alleine, nur mit ihrem eigenen Leben beschäftigt, ja fast schon ein wenig entsolidarisiert", führt Jutta Dier aus.
Und das, obwohl alle im Grunde als solidarische Wesen zur Welt kommen und von Natur aus hilfsbereit sind. "Heute hingegen wirkt es oft so: Augen verschließen, Klappe halten, ja nicht zu viel hören. Vor kurzem kam noch ein weiteres Sinnbild hinzu: Menschen, die unentwegt auf ihr Handy starren. Wann haben wir vergessen, dass es außer uns auch noch andere gibt", macht die Friedensbüro-Chefin klar.
Mitmenschen beachten
Die Arbeit und der Alltag wären viel leichter wenn alle wieder aufmerksamer wären, auch mal aufblicken würden, sich nicht ausschließlich um die eigene Person kümmerten. "Wir könnten so vieles sehen: Die Dame, die verzweifelt den Haltegriff in der Straßenbahn umklammert, den blinden Mann, der am Bahnhof nach der richtigen Station sucht, den kleinen Buben, der von einer Gruppe Kinder ausgelacht wird", nennt Dier nur einige Beispiele.
Zivilcourage trainieren
In einer Zeit, in der Druck und Konkurrenzkampf immer weiter um sich schlagen, ist soziale Aufmerksamkeit, Zivilcourage wichtiger denn je. Da geht es um die Wahrnehmung von Situationen, in denen Menschen vielleicht Hilfe brauchen könnten. "Das funktioniert aber nur dann, wenn wir aufmerksam sind, ab und zu auch mal einen Blick nach außen werfen, die eigene Komfortzone verlassen", motiviert Dier alle Grazer zu mehr Zivilcourage und meint außerdem, dass diese trainiert werden kann.
"Ähnlich wie ein Muskel muss auch der wörtlich übersetzte Bürgermut geübt werden. In der Gruppe oder auch alleine." Wie das gelingt, wird in den nächsten Wochen Thema in der WOCHE sein.
Friedensbüro Tipp 15
Misch dich ein, aber misch nicht auf
Es sind die kleinen, oft fast nicht sichtbaren Dinge, die Großes bewirken. Und so ist die Zivilcourage vielleicht auch eine Art kleine Schwester des Mutes. Sie mag weniger Ruhm ernten, mit Heldentum nur wenig gemein haben. Und doch hat sie es in sich! Das A und O von zivilcouragiertem Handeln ist soziale Aufmerksamkeit, offene Augen. Wird man selbst Zeugin oder Zeuge eines Übergriffes – ganz gleich ob verbal oder körperlich – ist es wichtig, sich erstmal bemerkbar zu machen. Dabei könnten Angreifende vorsichtig abgelenkt oder mit einer unerwarteten Frage überrascht werden. Deeskalation spielt hier eine wesentliche Rolle. Mehr Infos dazu: blog.friedensbuero-graz.at/


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