Für eine bessere Gemeinschaft

Offen für alle Fragen: Amila Mujagic (rechts) und ihre Kollegin von der Islamischen Religionsgemeinde. | Foto: prontolux
  • Offen für alle Fragen: Amila Mujagic (rechts) und ihre Kollegin von der Islamischen Religionsgemeinde.
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Was bedeutet es für Sie, Muslimin zu sein? Was ist die Essenz?
Der Islam ist den ganzen Tag präsent: von Ritualen wie Waschungen und natürlich auch den Werten. Ein guter Muslim ist der, von dessen Hand und Zunge niemand etwas fürchten muss. Man soll gut und freundlich zu allen Menschen sein, sie aufheitern…

Das sind hohe Ansprüche. Gelingt es, danach zu leben?
Nicht immer. Ein bisschen schwierig ist es, wenn Leute auf der Straße zu mir sagen: „Geh nach Hause, wo du herkommst!“

Wie reagieren Sie?
Inzwischen gelingt es mir, mich nicht mehr so zu ärgern. Ich lebe seit 20 Jahren in Österreich und habe die Staatsbürgerschaft. Ich habe mich integriert, arbeite,… das einzige Merkmal, das nicht „dazu passt“, ist mein Kopftuch. Deshalb werde ich von manchen Leuten beschimpft, aber es gibt auch viele nette Menschen.

In den Medien sieht man nun viele Bilder vom IS. Der Islam wird vielfach mit Terror assoziiert. Haben Sie den Eindruck, dass es eine zunehmende Islamfeindlichkeit gibt?
Ja, in den letzten Monaten bekommt man öfter solche Sprüche zu hören. Die Berichte über die Taten des IS tun mir richtig weh! Der IS behauptet, nach dem Islam zu leben, aber das stimmt nicht. Ein Muslim darf niemanden töten oder verletzten.

Können Sie die Angst vor Radikalisierung nachvollziehen?
Ja, natürlich. Bei Menschen, die nie mit Muslimen zu tun hatten, wecken schon Bärte oder Kopftücher diese Assoziationen,
aber man kann eben nicht alle in einen Topf werfen.

Was können die Muslimische Gemeinschaft und andere Organisationen tun, um mehr Verständnis zu schaffen?
Wir arbeiten am Frieden und an Integration und führen viele interreligiöse Gespräche. Auch in den Schulen kann man Verständnis schaffen und die Gemeinsamkeiten statt dem Trennenden aufzeigen.

Sie arbeiten als islamische Religionslehrerin in Graz. Ist der Terror hier ein Thema?
Ich unterrichte an drei Grazer Volksschulen, da wissen die Kinder nur: Es gibt Menschen, die Schlimmes tun.
Wir sind geschult, um auf mögliche Fälle zu reagieren, das betrifft aber eher die älteren Schüler.

Haben Sie eine Erklärung, was Jugendliche am IS fasziniert?
Das sind Leute, die in Deutschland oder Österreich leben aber immer „Ausländer“ und fremd bleiben, auch in ihrer ursprünglichen Heimat – sie fühlen sich nirgends zugehörig. Deshalb sind sie anfällig, wenn bestimmte Gruppen sie freundlich aufnehmen und sie sich Respekt verdienen können.

Sie sind Frauenreferentin der Muslimischen Gemeinschaft: Welche Stellenwert haben Frauen im Islam?
Eigentlich einen guten. Unser Prophet hat seine Frau immer um Rat gefragt, nach seinem Tod hat sie die Männer unterrichtet. Zuvor waren Frauen im arabischen Raum schlecht gestellt. Leider haben sich später alte Traditionen durchgesetzt, nach denen Männer die Macht haben.

Auch einige Frauen hierzulande sind schlechter gestellt. Haben Sie Kontakt zu ihnen?
Die Frauen, die zu uns in die Gemeinde kommen, leben ihre Rechte, viele sind sehr gut ausgebildet. Die anderen erreichen wir leider kaum, weil sie zu Hause bleiben. Das ist aber nur ein kleiner Teil.

Was ist Ihre Aufgabe als Frauenreferentin?
Muslimische Frauen zu vernetzen und beraten. Wir organisieren muslimische Modeschauen, ein Fastenbrechen… Worüber wir oft diskutiert ist, dass man mit Kopftuch leider schwer eine angemessene Arbeit findet. Über Musliminen gibt es jedenfalls viele falsche Vorstellungen: Mich haben anfangs viele gefragt: Was, du darfst arbeiten? (lacht). Ich war nach jedem meiner drei Kinder nur ein Jahr in Karenz und habe dann wieder unterrichtet.

Ihr Wunsch für die Zukunft?
Wir Muslime haben doppelt Angst: vor dem Terror und davor, dass wir von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Ich wünsche mir, dass das Zusammenleben schöner wird.

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