Maria Reiner, Stadtteilprojekt Annenviertel, wünscht sich:
Gehen wir mit Secondhand gegen die Leerstände vor!

In der Annenpassage könnte ein Secondhand-Supermarkt entstehen. | Foto: Prontolux
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Maria Reiner fordert ein Umdenken. Für die Annenpassage kann sie sich einen Secondhand-Supermarkt vorstellen.

Seit 2015 beheimatet die Stadt Eskilstuna in Schweden das erste Secondhand-Einkaufszentrum der Welt (s. WOCHE-Wissen). Für einen bewussten Konsum und einen schonenden Umgang mit Rohstoffen spricht sich auch Maria Reiner, Geschäftsführerin des Vereins Stadtteilprojekt Annenviertel, aus: "Wir plündern die Ressourcen der Erde so stark, dass wir uns fragen müssen, woher wir künftig die nötigen Rohstoffe nehmen werden. Es braucht dringend ein Umdenken!"

Mit Re-Use gegen den Leerstand
Ein Umdenken brauche es auch bei dem Problem "Leerstand": "Förderungen für Wirtschaftstreibende reichen nicht mehr. Man muss sich auch fragen: Was kann der lokale Handel bieten, was der Online-Handel nicht bieten kann? Welche Eingriffe braucht es von politischer Seite?" Die Spezialauswahl des Sortiments, die persönliche Betreuung und der direkte Kontakt zu den Kundinnen und Kunden seien Alleinstellungsmerkmale, "besonderes Potenzial hat aber auch die Wiederverwertung, das Re-Use, das Secondhand. Und das im großen Stil!", ist Reiner überzeugt.

In ihren Ausführungen beruft sich die Inhaberin der "Managerie" auch auf den ehemaligen "BAN Re-Use und Upcycling-Shop": "Das war ein sozialökonomischer Betrieb, der gleich auf mehreren Ebenen nachhaltig wirtschaftete. Ware wurde repariert, wiederverwertet und verkauft – und Menschen in den Arbeitsmarkt integriert. Das war ein richtig stimmiges Konzept."

Ein Herz für die Gemeinschaft
Abgesehen von den Leerständen rundum – "nicht nur in der Annenstraße" – sei vor allem die Annenpassage für solch einen Secondhand-Supermarkt gut geeignet: "Man könnte nicht nur verschiedene Abteilungen mit verschiedenartigem Mobiliar füllen und zum Verkauf anbieten. Nein, man könnte Menschen wieder eingliedern. Menschen, die es schwer haben, sich in der Gesellschaft zurecht und Arbeit zu finden." Reiner denkt weiter: "Man könnte auch Workshops anbieten und Gemeinschaftsräume füllen. Dem 'Herz für die Gemeinschaft' sind dabei keine Grenzen gesetzt. Aber die Stadt müsste dabei mithelfen." Denn das Problem sei nicht nur, dass diese leerstehenden Objekte häufig zu einem unmöglichen Preis vermietet würden: "Sie überhaupt zu bekommen ist oft schwierig."

Ein Umdenken ist gefragt
"Es ist an der Zeit für neue Konzepte, nämlich solche, die nicht nur den Konsumenten etwas bringen, sondern auch der Stadt. Und zwar im Sinne von Nachhaltigkeit, Weiterentwicklung und Miteinander. Es ist an der Zeit, mit der Stadt zusammenzuarbeiten. Und dass nicht mehr nur 'Kohle' die kleine Grazer Welt regiert."

WOCHE-Wissen

Am Stadtrand von Eskilstuna in Schweden befindet sich das weltweit erste Secondhand-Einkaufszentrum der Welt. "ReTuna" vereint elf Secondhand-Geschäfte unter einem Dach, darunter ein Vintage-Möbelgeschäft, eine Buchhandlung und ein Fahrradgeschäft. Fast jeder Artikel stammt aus einer öffentlichen Spende, die im Drive-Thru-Depot des Einkaufszentrums abgegeben werden.

BAN war für Graz das ReTuna-Einkaufszentrum
Was in Schweden das ReTuna-Einkaufszentrum ist, war in Graz der sozialökonomische Vorzeigebetrieb BAN, der mittlerweile seit bald eineinhalb Jahren der Vergangenheit angehört. Zwei Mal musste BAN Insolvenz anmelden, unter anderem auch aufgrund des Standortwechsels von der Idlhofgasse in die Puchstraße im Jänner 2017. Die Waren stammten großteils aus Entrümpelungen und Räumungen und wurden vor ihrem Wiederverkauf gründlich gereinigt, repariert und restauriert. Kostenlos gab es auch die Re-Use-Box, die beispielsweise mit Büchern, Kleidung und Werkzeug befüllt und direkt vor Ort, in der Puchstraße, abgegeben werden konnte.

5.000 Menschen fanden bei BAN während dessen 34-jährigen Bestehens eine Beschäftigung. Die meisten davon waren ehemalige Langzeitarbeitslose.

Schreiben Sie uns

Was halten Sie von der Idee von Maria Reiner? Können auch Sie sich einen Secondhand-Supermarkt in der Annenpassage vorstellen? Wie würden Sie gegen Leerstände vorgehen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung per E-Mail an leserbrief@woche.at, per Post an die "WOCHE Graz", Gadollaplatz 1/6.Stock, 8010 Graz, posten Sie online auf www.meinbezirk.at/graz oder auf www.facebook.com/wochegraz.

In der Annenpassage könnte ein Secondhand-Supermarkt entstehen. | Foto: Prontolux
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