Am Wagrain

Graz bekommt eine Fahrradstraße

Seit 2013 dürfen Fahrradstraßen laut Straßenverkehrsordnung errichtet werden, nun kommt die erste davon in Graz. Ende Mai wird das von Verkehrsstadträtin Elke Kahr bereits fertig geplante Projekt aller Voraussicht nach im Stadtsenat freigegeben. 

Fehlenden Mut zur Verkehrswende in Graz befürchten die Grünen, als beim gestrigen Gemeinderat ihr dringlicher Antrag zur Neuverteilung des Straßenraums von der Koalition sowie von Verkehrsstadträtin Elke Kahr abgelehnt wurde. "Pop-Up-Radwege, schnell umgesetzte Begegnungs- und Fußgänger-Zonen sind ein Gebot der Stunde", appellierte Grünen-Klubobmann Karl Dreisiebner.

Dauerhaft statt temporär

Verkehrsstadträtin Elke Kahr kann den Wunsch nach temporären Begegnungszonen und Pop-Up-Radwegen zwar etwas abgewinnen, allerdings sei es nicht damit getan, Radwege auf Fahrstreifen zu pinseln. Kahr ist gegen eine Verkehrspolitik auf Zuruf, sicherheitstechnische und rechtliche Fragen müssen geklärt sein und das gesamte Verkehrssystem berücksichtigt werden. „Wir setzen gemeinsam mit unseren Fachleuten auf solide Planung und dauerhafte und haltbare Lösungen. Im Übrigen ist ein Großteil der vorgeschlagenen Punkte in Vorbereitung beziehungsweise schon in Umsetzung“, so Kahr. 

Eine seit mehreren Jahren und von verschiedenen Parteien unterstützte Idee sind sogenannte Fahrradstraßen, also ausschließlich dem Radverkehr vorbehaltene Straßen. Andere Fahrzeuge dürfen diese Strecken nur queren sowie zum Zu- oder Abfahren benützen, des Weiteren dürfen nur Fahrzeuge wie Polizeiautos und Müllfahrzeuge diese Straße befahren. Fahrradstraßen haben das Ziel, die Fortbewegung am Zweirad attraktiver zu machen, so ist beispielsweise das Nebeneinanderfahren von Radfahrern erlaubt. 

Bald auch in Graz

Nun entsteht auch in Graz die erste Fahrradstraße. Am Wagrain parallel zur Südbahn im Abschnitt Kapellenstraße bis kurz vor der Ulmgasse wird das Projekt umgesetzt, heißt es aus dem Büro Kahr auf Anfrage der WOCHE. "Aus Radfahrersicht ist es wichtig, dass hier Am Wagrain ein 'Lückenschluss' auf der Radachse (Hauptradroute HR 9) entlang der Südbahn passiert, zwischen zwei Geh-und Radwegstücken eben mittels Fahrradstraße", beschreibt Kahr den Grund für die Auswahl dieses Abschnitts: "Der gewählten Streckenabschnitt ist ideal, da dieser in einen Radweg mündet. Das Problem ist, dass in einer Fahrradstraße kein Durchzugsverkehr stattfinden sollte, weshalb es nur wenige Straßen gibt, die sich zur Umsetzung eigenen", erklärt Kahr. Rund 560 Meter wird die erste Grazer Fahrradstraße haben, die bereits in wenigen Wochen umgesetzt sein soll: "Es ist alles fertig geplant, allerdings muss das Projekt noch im Stadtsenat am 29. Mai abgesegnet werden, bevor wir mit der Umsetzung beginnen. Die Tafeln und Markierung sollten dann aber relativ zeitnah installiert werden", freut sich Kahr. 

Auch in Zukunft wolle man weitere Fahrradstraßen errichten, allerdings müssen dazu geeignete Streckenabschnitte gefunden werden. Aufgrund der Hemmnis, dass es keinen Durchzugsverkehr geben darf, könne man nicht noch schneller weitere Fahrradstraßen errichten. Seitens des Verkehrsressort hoffe man aber, dass vor allem dort, wo es um Lückenschlüsse zwischen zwei Radwegen geht, weitere Fahrradstraßen errichtet werden und man so die Fahrtstrecke für Radfahrer zusätzlich aufwerten kann.

Fußgängerzone Lendplatz 

Neben der ersten Fahrradstraße arbeitet das Büro Kahr derzeit an einer Lösung für den Radverkehr am rechten Murufer – Grieskai und der TU-Radweg ist fertig geplant. Bei Letzterem brauche es allerdings noch als Stellplatz-Kompensation für Anwohner eine Anwohnergarage. 
Zudem plant die Stadträtin auch eine neue Fußgängerzone sowie eine Begegnungszone um den Lendplatz und die nächste Wohnstraße wird in den kommenden Wochen in Andritz eröffnet. „Wir werden vor allem bei den Begegnungszonen einen Schwerpunkt setzen. Derzeit werden mögliche Straßen – auch in den äußeren Bezirken – angeschaut und auf eine Eignung hin geprüft“, so Kahr. Auch auf mehr Grün an Haltestellen wird Wert gelegt, dazu wird heuer ein Rasengleis beim Ostbahnhof kommen. 
Erfreulicherweise ist es gerade in Zeiten von notwendigen Sparmaßnahmen gelungen, diese Projekte gemeinsam mit Bürgermeister Siegfried Nagl sicherzustellen und zügig voranzutreiben“, so Kahr abschließend.