"Graz braucht vielfältige Alternativen zum Privat-Pkw!", fordert Verkehrsforscher Kurt Fallast.

Blick in die Zukunft: Ein „Multimodaler Verkehrsknotenpunkt“ in der beim Hauptbahnhof geplanten „Smart City“ mit Straßenbahnhaltestelle, Infoterminal, Stromtankstelle (links) und Radweg. | Foto: Holding Graz
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  • Blick in die Zukunft: Ein „Multimodaler Verkehrsknotenpunkt“ in der beim Hauptbahnhof geplanten „Smart City“ mit Straßenbahnhaltestelle, Infoterminal, Stromtankstelle (links) und Radweg.
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Durch „Multimodale Knotenpunkte“ soll unnötiger Individualverkehr vermieden werden.

Graz wächst. Sogar ziemlich schnell und ziemlich stark: Leben hier heute noch 273.744 Menschen, werden es im Jahr 2034 schon knapp 330.000 sein (mehr dazu können Sie hier lesen). Mehr Einwohner bedeuten auch mehr Autos und deutlich mehr Verkehr – dabei ist es schon heute oft zu eng, wenn man auf vier Rädern in der Landeshauptstadt unterwegs ist.

Zukunftsträchtige Lösung

Über eine Möglichkeit, die Zahl der Pkw in Graz zu verkleinern, war in der letzten Ausgabe der WOCHE zu lesen: Laut Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) könnte ein gutes Carsharing-Angebot helfen, da ein „geteiltes“ Auto laut dem Experten bis zu 15 Privat-Pkw ersetzen kann (hier nachzulesen).
Ein Vorschlag, den auch der Grazer Verkehrsplaner Kurt Fallast unterstützt – jedoch nur als einen Baustein einer zukunftsrächtigen Verkehrslösung für die Stadt. „Graz braucht vielfältige Alternativen zum Privat-Pkw!“, fordert der Experte daher. „Carsharing alleine ist zu wenig – ich muss ja zuerst einmal auch irgendwie zu dem Auto hinkommen.“

„Öffis“ als Voraussetzung

Fallast, der gemeinsam mit „Holding Graz“ und Stadt schon an einem konkreten Konzept arbeitet (mehr dazu weiter unten), tritt deshalb für „Multimodale Knotenpunkte“ ein, bei denen es möglichst viele Angebote wie Carsharing, Fahrradverleih, Radabstellplätze, Taxistände und einen Infoterminal an einem Ort geben soll. „Man kommt etwa mit einem Carsharing-Auto hin und fährt mit dem Rad weiter. Das Grundprinzip für einen multimodalen Knoten ist aber der Öffentliche Verkehr.“ Dem stimmt auch Martin Kroißenbrunner, Leiter der Abteilung für Verkehrsplanung der Stadt, zu: „Der wichtigste Rückhalt in Graz ist und bleibt der Öffentliche Verkehr. Ergänzend dazu braucht es dann andere Verkehrsmittel, die abdecken können, was dieser nicht bieten kann.“

Weniger Individualverkehr

Ziel muss es laut den Experten jedenfalls sein, die Menschen dazu zu bringen, unnötigen Individualverkehr zu vermeiden. „Ich darf die Leute aber nicht dazu zwingen, auf das Auto zu verzichten, sondern muss bessere Alternativen anbieten“, legt Kurt Fallast vor allem Wert darauf, keine Verbote zu schaffen. „Wir versuchen in der Stadt- und Verkehrsplanung Mobilitätssysteme so zu gestalten, dass man möglichst unabhängig vom eigenen Auto ist. Die Mobilität der Grazer soll gewährleistet sein, auch wenn es in der Stadt weniger Autos gibt“, sieht es Martin Kroißenbrunner ähnlich.

Sparpotenzial

Wichtig für den Erfolg sei dabei, dass sich auch die Verbraucher die Vor- und Nachteile der jeweiligen Verkehrsmittel vor Augen führen, weiß Fallast: „Man soll das Auto dann nutzen, wenn die Vorteile die Nachteile überwiegen. Man soll sich aber auch immer bewusst sein, was ein eigenes Auto kostet.“ Vor allem im Hinblick darauf, dass ein privater Pkw laut dem VCÖ im Schnitt 23 Stunden am Tag steht, besteht durch den Umstieg auf alternative Verkehrsmittel also durchaus ein finanzieller Anreiz.

Erweiterte Öffi-Haltestellen für alle Bedürfnisse ab 2016

Weniger Autos in der Stadt, dafür mehr umwelt- und energieschonende Mobilitätsformen in Graz: Ab 2018 (Anm. der Redaktion: aufgrund einer Fehlinformation der Holding wurde hier in einer älteren Version vom 2. Quartal 2016 berichtet) will die "Holding Graz" im Rahmen des Projektes "Kombimo II" (2. Platz des Staatspreises für Mobilität 2015 in der Kategorie „Planen. Bauen. Betreiben.“) fünf Mobilitäts-Hotspots in Form von "Multimodalen Knoten" einrichten.

Verzicht auf Privat-Pkw
Diese erweiterten Haltestellen sollen am Hasnerplatz, am Schillerplatz, bei der Messe, bei der neuen Smart-City-List-Halle und in Reininghaus entstehen und den Öffentlichen Verkehr mit Carsharing, E-Taxis und Fahrradverleih verbinden. So soll das 6,4 Millionen Euro-Projekt auch Wege überbrücken, die nicht mit dem Öffentlichen Verkehr zurückgelegt werden. "Damit können wir vor allem den Grazerinnen und Grazern künftig den Verzicht auf den eigenen Pkw noch leichter machen als bisher", so Holding-Vorstand Barbara Muhr. Was die verschiedenen Angebote den Verbraucher kosten werden, ist noch nicht klar. Vonseiten der Stadt heißt es aber, dass eine mit den anderen Verkehrsformen kombinierte Öffi-Karte denkbar ist.

WOCHE Wissen

Aktuell leben in Graz 273.744 Menschen, gleichzeitig sind in der Stadt 160.000 Kraftfahrzeuge angemeldet.
Laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) steht ein privater Pkw 23 Stunden am Tag.
"Multimodale Verkehrsknotenpunkte" sollen vom Privat-Pkw unabhängig machen.
An nur einem Ort sollen dabei verschiedene Verkehrsmittel angeboten werden (öffentlicher Verkehr, Carsharing, ...)

#mitreden

Deine Meinung ist gefragt! Was haltest Du von der Idee der "Multimodalen Knotenpunkte"? Würdest Du so ein Angebot nutzen und auf Deinen Privat-PKW verzichten? Oder ist ein eigenes Auto für Dich auf gar keinen Fall zu ersetzen?
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