Stadtrechnungshof-Bericht
Graz hat CO2-Trendwende nicht geschafft
Auch in der steirischen Landeshauptstadt ist die Klima-Trendwende bislang nicht gelungen. Die Maßnahmen, die den Weg zur CO2-Neutralität ebnen sollen, liegen in Grundzügen allerdings bereits auf dem Tisch. Denn klar ist: Ohne Anpassungen in den Bereichen Verkehr und Gebäude werden die Klimaziele wohl nicht zu erreichen sein.
GRAZ. Es sind harte Tatsachen, die ein Bericht des Stadtrechnungshofs zutage fördert: Denn sie verdeutlichen, dass in den letzten Jahren und Jahrzehnten zwar ambitioniertere Zielsetzungen im Kampf gegen den Klimawandel verfolgt wurden, die vielbeschworene "Trendwende" aber nicht umgesetzt werden konnte.
CO2-Neutralität in weiter Ferne
Vor diesem Hintergrund ist es auch fraglich, inwieweit die optimistische Zielsetzung der Stadt Graz, bestenfalls bis 2030, spätestens bis 2040 CO2-Neutralität zu erreichen, eingehalten werden kann. Denn wie der Stadtrechnungshof errechnet hat, verbrauchen die Grazerinnen und Grazer die Ressourcen, die ihnen für ein gesamtes Jahr zur Verfügung stehen, bereits bis Ende Februar. Um CO2-neutral zu werden, müssten damit zehn Monate eingespart werden, was auch aus Sicht von Stadtrechnungshof-Leiter Hans-Georg Windhaber ein "ambitioniertes Ziel" darstellt.
Verkehr und Gebäude
Damit diese hehre Zielsetzung dennoch erreicht werden kann, gilt es aus Sicht des Klima-Ökonoms Karl Steininger, bei den großen Bereichen Verkehr und Gebäude anzusetzen: Während der Verkehr mithilfe der Raumordnung derart adaptiert werden müsse, dass die Erreichbarkeit zu Fuß, mit dem Fahrrad bzw. mit dem öffentlichen Verkehr verbessert wird, sei es im Falle der Gebäude entscheidend, in der Bauordnung zunehmend auf Klimakriterien Rücksicht zu nehmen. Darüber hinaus stellen Sanierungen und die Wahl des Baumaterials entscheidende Aspekte dar.
Solange diese Verbesserungen aber nicht flächendeckend umgesetzt werden, bleibt der Energiebedarf ein zentraler Schlüsselfaktor, der die Erreichung der Klimaziele erschwert. Denn allein für die Deckung des Grazer Energiebedarfs wären aktuell 68 Murkraftwerke erforderlich. Um dieses Missverhältnis auszugleichen, empfiehlt Steininger den Ausbau der erneuerbaren Energien, wofür der Experte die Grazer Dachflächen als Beispiel nennt. Da aber auch diese alternativen Energieträger begrenzt seien, brauche es österreichweit zusätzlich eine Halbierung des Energieverbrauchs, wofür erneut Verkehr und Gebäude wichtige Anknüpfungspunkte darstellen.
Graz als Klima-Pionier
Trotz dieser besorgniserregenden Bilanz zeichnen sich aber auch positive Entwicklungen am Horizont ab: Für die künftigen Schritte am Weg zur Klimaneutralität erhält die Stadt Graz nun Unterstützung vom Bund, der unter anderem zwei Millionen Euro zur Verfügung stellt. Denn gemeinsam mit Wien, Innsbruck, Klagenfurt, Villach und St. Pölten wurde Graz zur Klimapionier-Stadt erklärt: "Die Partnerschaft für klimaneutrale Städte 2030 ist eine enorme Unterstützung zur Erreichung der Klimaziele der Stadt Graz. Wir können mit neuen, immens wichtigen personellen Ressourcen die Klima- und Energiewende beschleunigen", streicht Vizebürgermeisterin Judith Schwentner die Bedeutung dieser Kooperation für die Stadt Graz heraus.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.