Heißer Tee und Nächstenliebe: Gabriele Grössbauer-Muster leitet den Vinzibus

Foto: prontolux

WOCHE: Sie sind seit 25 Jahren für und mit dem Vinzibus unterwegs und helfen Menschen am Rand der Gesellschaft. Ihr letzter Glücksmoment?
Gabriele Grössbauer: Es ist der Moment, wenn ich spüre, dass die Leute Vertrauen zu mir fassen. Viele genieren sich, weil sie arm sind und es ihnen schlecht geht und wenden den Blick ab. Wenn sie dann offen auf mich zugehen, ist das wunderbar.

Was bekommen die Leute vom Vinzibus?

Sie bekommen jeden Abend Tee und belegte Brote. Viele kommen aber wegen der Begegnung. Für manche Leute sind wir der einzige soziale Kontakt, weil sie in Armut leben und sich zu Hause zurückziehen. Am Abend, wenn es finster ist, kommen sie dann zu uns.

Wer und wie viele Leute kommen?
Pro Nacht, sind es rund 80 Leute. Es sind etwa Mindestpensionisten, junge Menschen ohne Perspektiven, Alkoholiker und Suchtkranke. Viele holen sich Tee in der Plastikflasche ab, weil sie sich keinen Tee leisten können.

Manche Leute denken sich vielleicht: Diese Menschen sind zum Teil selbst schuld an ihrer Lage. Warum helfen Sie?
Ein Sprichwort sagt: Urteile nie über jemanden, so lange du nicht in seinen Mokasins gegangen bist. Unser Glück hängt auch davon ab, was wir mitbekommen: von der Familie, in Bezug auf die Ausbildung, … Niemand sucht sich so eine Situation aus. Davor ist niemand gefeit. Auslöser können eine Scheidung oder ein Arbeitsplatzverlust sein.

Was sind die Herausforderungen?

Mitunter gibt es Streitereien mit den Standlern am Jakominiplatz, weil sich manche durch den Vinzibus gestört fühlen. Natürlich kommen zu uns auch schwierige Persönlichkeiten, aber sie sind ein Teil unserer Gesellschaft.

Sie haben den Vinzibus auch mitgegründet.
Ja, ich habe die Vinzensgemeinschaft mitgegründet. Damals haben viele Leute unter der Augartenbrücke oder am Schloßberg geschlafen. Wir sind mit dem Bus zu den Leuten gefahren. Auch heute haben wir unsere drei Stationen: Augartenpark, Jakominiplatz und Bahnhof.

Kommen auch Frauen?
Ja, es werden immer mehr. Ich glaube, Frauen versuchen ihre Not länger geheim zu halten und suchen sich später Hilfe. Ich habe das Gefühl, dass Männer schneller aus dem System fallen, weil es ihnen schwerer fällt, mit einer Notlage umzugehen. Frauen sind leidensfähiger. Diesen Eindruck habe ich auch in der Schuldnerberatung.

Bei der Schuldnerberatung sind Sie hauptberuflich für Menschen in Armut aktiv. Was machen Sie?
Ich bin Juristin und berate Menschen in finanziellen Schwierigkeiten, etwa Leute, die von Delogierung bedroht sind. Ich versuche dann zum Beispiel außergerichtliche Lösungen zu finden. Nebenbei bin ich Sachwalterin und Mediatorin.

Hat die Armut in Graz zugenommen?

Ja, es gibt in Graz mehr Armut als man denkt. Viele Leute können sich die Miete nicht leisten oder haben kein Geld für die Heizung.

Woher kommt Ihr Engagement für Menschen in Not?

Besteht der Sinn des Lebens nur darin mich auf mich selbst zu konzentrieren oder bin ich für andere da? Ich spüre für mich, dass die Hinwendung zu anderen mein Leben bereichert. Durch die Begegnungen werde ich selbst beschenkt.

WOCHE-WORDRAP
Mein 1. Gedanke in der Früh: Danke, dass es mir so gut geht-
Wütend macht mich: Ungerechtigkeit
Mein Lieblinsgsschimpfwort: Du, Trottel!
Ein Lied, bei dem ich laut mitsinge: „Oh Happy Day“
Als Kind habe ich davon geträumt: Prinzessin zu werden

STECKBRIEF
- geb. 17.4. 1965, lebt in Graz
- Jus-Studium
- arbeitet als Juristin bei der Schuldnerberatung
- Gründungsmitglied der Vinzensgemeinschaft, ehrenamtlich Leiterin des Vinzibus

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