Lagebericht
Hochwasser hat Steiermark weiter fest im Griff
Landesspitze gibt ersten Lagebericht am Samstag (5. August): Leichte Entspannung, Situation aber nach wie vor dramatisch. Rund 2.500 Feuerwehleute sind bereits wieder seit 3 Uhr früh im Einsatz, in 12 süd- und südoststeirischen Gemeinden gilt der Katastrophenfall.
STEIERMARK. Bereits in den frühen Morgenstunden trafen LH Christopher Drexler und sein Stellvertreter Anton Lang in der Landeswarnzentrale des Landes ein, wo sie vom Krisenstab nach einer langen, regnerischen Nacht ein Update zur Lage bekamen.
12 Gemeinden als Katastrophenfall
Harald Eitner, Leiter des Katastrophenschutzes, konnte vorab leise Entwarnung geben: Die Regenfälle in der Nacht waren weniger stark als befürchtet, 30 bis 50 Liter auf dem Quadratmeter sind seit gestern Abend dazugekommen – gestern waren es ja bis zu 170 Liter.
Trotzdem wurde in 12 Gemeinden in drei Bezirken der Katastrophenfall festgestellt. Dies bedeutet, dass die Gemeinde nicht mehr aus eigener Kraft in der Lage ist, den Notfall zu bewältigen und das Land die Koordination (und auch die Kosten) der Katastrophenabwehr übernimmt.
Konkret gilt das aktuell für:
- Paldau, Bad Gleichenberg, Gnas, Straden, Mureck (alle Südoststeiermark)
- Heimschuh, Kitzeck, St. Johann im Saggautal, St. Veit am Vogau, Stadtgemeinde Leibnitz, Wagna, Straß in der Steiermark (alle Leibnitz)
- Eibiswald, Wies, St. Peter im Sulmtal (alle Deutschlandsberg)
Verantwortlich für den Starkregen war ein Genua-Tief, das langsam abklingt. Allerdings bringt die Großwetterlage statt des Dauerregens der letzten Tage nun verstärkt schwere Schauer, wie Günter Hohenberger (Leiter Landeswarnzentrale) mitteilte. Für jene rund Personen, die ihre Häuser aufgrund der Wasserschäden verlassen mussten, wurden in Radkersburg und Leibnitz Notschlafstellen eingerichtet. Außerdem wurden in den Bezirken Leibnitz und Deutschlandsberg zwei Pflegeheime evakuiert.
Fast 3.000 Einsatzkräfte vor Ort
Noch braucht es keine Hilfe aus anderen Bundesländern, wie das etwa in Kärnten der Fall ist: "Wir schaffen das derzeit noch aus eigener Kraft", sagt dazu Christian Leitgeb von der Feuerwehr. Aktuell hat man rund 2.500 Feuerwehrleute aus der Region sowie Zusatzkräfte aus der Obersteiermark im Einsatz. Dazu kommen rund 40 Rot-Kreuz-Kräfte und sechs Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams. Dazu kommen drei Züge des österreichischen Bundesheeres mit 120 Mann, ein weiterer Trupp ist gerade aus der Gablenz-Kaserne abgefahren, weitere vier Züge sind in Alarmbereitschaft. Unter anderem hat man so mit vereinten Kräften das LKH Radkersburg gegen Schaden abgesichert. "Wir haben allein in der Region rund um Radkersburg rund 250 Tonnen Sand verarbeitet", berichtet Leitgeb. Bei fast 1.340 gemeldeten Einzeleinsätzen wurden auch zahlreiche Menschen gerettet, die ihre Häusern nicht verlassen konnten oder in Autos eingesperrt waren.
Evakuierungen in den Hochwassergebieten
- Evakuierungen im Bezirk Leibnitz: In Heimschuh wurden 70 Personen in die Schutzengelhalle evakuiert, die Betreuung erfolgt durch das Rote Kreuz. Für alle Personen die ihr Zuhause nicht mehr erreichen, wurde eine Notschlafstelle in der Sporthalle in Leibnitz eingerichtet. In Kaindorf an der Sulm wurde ein Pflegewohnheim evakuiert, die Bewohnerinnen und Bewohner sind in einem Schwesternheim untergekommen.
- Evakuierungen im Bezirk Deutschlandsberg: Im Bezirk hat eine Familie freiwillig ihr Haus verlassen und ist bei einer anderen Familie untergekommen. Es wurden keine Evakuierungen angeordnet.
- Evakuierungen in der Südoststeiermark: In der Südoststeiermark wurden insgesamt 15 Personen evakuiert, diese sind bei Verwandten oder Bekannten untergekommen. Das Rüsthaus Gosdorf wurde überflutet und ist derzeit nicht betretbar. Stand: 5. August, 9 Uhr
Sorge um Rückhaltebecken
Besonderes Augenmerk gilt am heutigen Tag den rund 50 Rückhaltebecken in der Region, die großteils gestern nicht abgestaut werden konnten. Jetzt geht es darum, die Funktionsfähigkeit dieser Becken wieder herzustellen. "Es wird Tage dauern, bis in den betroffenen Gebieten das Wasser zurückgeht". prognostiziert Hochwasser-Koordinator Christoph Schlacher. Rund um die Hochwasser führenden Flüsse gibt es dafür leichte Entwarnung, nur mehr die Sulm führt den Status "Roter Alarm".
Land verspricht schnelle Hilfe
Die Landesspitze mit LH Christopher Drexler und Vize Anton Lang versprach den Betroffenen in der Region rasche Hilfe. Das Land werde die Hochwasseropfer schnell und unbürokratisch unterstützen, Details werden in den nächsten Tagen ausgearbeitet. Man dürfe die Menschen in ihrer Not und Verzweiflung jetzt nicht allein lassen, betonten die beiden, die sich bereits am gestrigen Freitag vor Ort ein Bild von der Lage gemacht haben – und auch am heutigen Samstag in den am schlimmsten betroffenen Gemeinden unterwegs sind. "Unser großer Dank gilt den Freiwilligen Feuerwehren und allen Einsatzkräfte, die in diesen Stunden Unglaubliches leisten."
Bitte beachten:
Das sind die wichtigsten Tipps der Landeswarnzentrale:
- Bei Dunkelheit nur gut ausgeleuchtete Plätze und Wege begehen
- Nicht unbedingt notwendige Fahrten mit dem Auto unterlassen
- Kein Durchfahren von überfluteten Unterführungen und Straßen
- Anweisungen zu Umleitungen und Straßensperren durch Behörden oder Einsatzkräfte sind unbedingt zu befolgen
- Zufahrtswege zu Einsatzorten frei halten
- Vorsicht in den Uferbereichen der Bäche und Flüsse, die Böden sind aufgeweicht und es besteht die Gefahr, dass man abrutscht und mitgerissen wird
- Kleine Gewässer können innerhalb kurzer Zeit zu reißenden Bächen ansteigen
- Kein Lösen von Verklausungen in Bächen ohne Eigensicherung
- Vorsicht beim Betreten von überschwemmten Kellern (Gefahr von Stromschlägen durch feuchte Elektrogeräte, Steckdosen oder Stromleitungen)
- Bei Wassereintritt in den Keller – Vorsicht beim Öffnen von Türen oder Fenstern – es kann zu einem plötzlichen und massiven Wassereintritt kommen
- Bei plötzlichem Wassereintritt in Wohnräume rasch obere Stockwerke aufsuchen
- Ergreifen von Eigenschutzmaßnahmen, wie das Reinigen und Freilegen von Abflüssen, Schächten und Einlaufgittern oder das Aufbauen von einfachen Barrieren zur Verhinderung des Eintrittes bzw. zur Umleitung von Oberflächenwasser
- Kein Risiko eingehen, im Fall der Fälle die Feuerwehr alarmieren
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