Hochwasser in Graz: Weiteres Maßnahmenpaket geplant
Das schlimme Hochwasser-Ereignis Ende Juli steckt den Grazer noch immer in den Knochen: Unfassbare 174 Liter Regen pro Quadratmeter kamen in nur ein bis zwei Stunden zusammen. Ein hundertjährliches Hochwasser, auch HQ 100 genannt, definiert sich normalerweise aber durch 170 Liter Regen in zwei Tagen. Man sieht also: Der Mensch kann vieles, aber nicht alles vorausplanen. Weil derartige Starkregenereignisse aber auch in Zukunft eintreffen werden, legt die Stadt in Sachen Hochwasserschutz noch einmal einen Gang zu.
Von Gabriach- bis Leonhardbach
So stehen in den kommenden ein bis drei Jahren wieder Millionen für die Verbesserung der Sicherheit der Grazer Bevölkerung zur Verfügung. "Bereits Ende 2021 wird mit dem Lückenschluss Hoffeldstraße entlang des Gabriachbaches begonnen, 2023 soll das Rückhaltebecken Messendorferbach ebensofolgen wie jenes am Thalerbach. Dazu ist 2023/24 der Linearausbau am Schöcklbach geplant", erläutert Bürgermeister Siegfried Nagl. Dazu finden sich auch noch Schutzmaßnahmen am Leonhardbach. Zudem ist für die kommenden sechs Jahre ein weiteres Maßnahmenpaket vorgesehen, das derzeit gerade zwischen der Stadt Graz, dem Land Steiermark und dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ausverhandelt wird. Die Stadt bereitet für die nächste Legislaturperiode auch einen Grundsatzbeschluss vor, der das bisherige "Sachprogramm Grazer Bäche" auf neue Beine stellen soll.
14 Rückhaltebecken wurden gebaut
Gestartet wurde dieses Sachprogramm vor über 15 Jahren. In dieser Zeit ist bereits einiges passiert. "Ich kann mich noch an das Jahr 2005 erinnern, als praktisch alle 52 Grazer Bächer über die Ufer getreten sind. Leider wurde der Hochwasserschutz in früheren Zeiten oft vernachlässigt", denkt Nagl zurück. Seither haben man den Linearausbau an Gewässern auf rund 14 Kilometer Länge vorangetrieben, dazu sind 14 Rückhaltebecken entstanden, von denen zehn im Grazer Stadtgebiet und die übrigen vier im stadtnahen Bereich liegen. "Das gesamte Fassungsvermögen dieser Rückhaltebecken beträgt rund eine Million Kubikmeter Wasser. Bei den Starkregenfällen im Juli waren alle Becken voll gefüllt. Da wurden unglaubliche Mengen an Wasser zurückgehalten."
40 Millionen werden investiert
Die Versiegelung sei definitiv ein Faktor im Rahmen der Hochwasserproblematik. "An diesem einen speziellen Ereignis im Juli ist sie aber nicht schuld, wie oft behauptet wird", entgegnet Nagl. Außerdem gebe es mittlerweile für alle, die in Graz bauen wollen, viel strengere Auflagen. Damit solle eine entsprechende Versickerung sichergestellt werden. Einen hundertprozentigen Schutz vor Hochwasser werde es laut dem zuständigen Landesrat Hans Seitinger aber nie geben. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, in eine Vollkasko-Mentalität zu verfallen. Auch die Eigenverantwortung der Bürger muss steigen." 61 Millionen Euro wurden bisher bereits für den Hochwasserschutz ausgegeben. Die Kosten teilten sich der Bund, das Land, die Stadt und die Wildbach- und Lawinenverbauung. Für weitere Maßnahmen werden laut Nagl und Seitinger weitere 40 Millionen Euro nötig sein. Neben den Kosten gibt es aber auch weitere Herausforderungen, Stichwort Grundstücksablösen. "Allein in St. Peter mussten über 700 Gespräche geführt werden", bilanziert Nagl. Die Mühlen, sie mahlen oft langsamer als ein Hochwasser daherkommt ...
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