Theologe Georg Plank
Ich glaube. Es wird gut!

Kritisch, aber im Glauben zuversichtlich: Theologe Georg Plank über die Zeit nach Corona. | Foto: Harry Schiffer
  • Kritisch, aber im Glauben zuversichtlich: Theologe Georg Plank über die Zeit nach Corona.
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Es ist eine Zeit, die einiges an Gottvertrauen braucht, vor allem weil in vielen Bereichen die Zukunft noch ungewiss ist. Welchen Blick hat eigentlich ein Theologe auf diese Krise und das was danach kommt? Darüber haben wir uns mit Georg Plank, ehemaliger Pressechef der Diözese, jetzt selbstständig mit dem Unternehmen "Pastoralinnovation" erfolgreich, unterhalten.

Klar ist für ihn, dass die Krise nicht die Welt grundlegend verändern wird: "Derart absolute Feststellungen teile ich nicht. Vieles wird – keiner weiß genau wann – wieder in alte Muster zurückpendeln, auch manch Überholtes." Dennoch hoffe er, dass trotz aller Leiden und Problemen, möglichst viele neue Chancen zur Verbesserung der Welt entdeckt und mutig ergriffen werden.
Ein vernünftiger Ausgleich wäre schon viel wert. Denn: "Tatsächlich zeigen Statistiken, dass nie alle vom Wohlstandswachstum profitieren, weder in reichen noch in armen Gesellschaften." Auch bei uns gebe es Gruppen mit Reallohnverlusten, gerade die aktuell hochgelobten Berufe. Das sei unethisch und müsse überwunden werden. "Das ist übrigens keine Frage von Ressourcen, sondern der Gerechtigkeit und Menschenwürde."

Bescheidenheit als Luxus empfinden

Wird es dazu ein Stück mehr Bescheidenheit brauchen? "Mit oder ohne Corona: Ja und nochmals ja, denn viele von uns verbrauchen einen unverantwortlich großen Anteil an unserer Mutter Erde", kritisiert Plank. Und er relativiert den Begriff an sich: Bescheidenheit erlebe ich seit meiner Jugend nicht als moralische Forderung, sondern als Hilfe zu einem guten Leben. Ich kann den Sonnenaufgang vor unserem Haus genauso genießen wie an einem touristischen Hotspot. Ich nutze lieber mein Fahrrad als das Auto. Das ist für mich wahrer Luxus."
Aber was macht die Krise eigentlich mit uns, mit der Gesellschaft? "In Krisen zeigen Menschen ihr wahres Gesicht, wie es der Psychologe Michael Lehofer neulich ausdrückte." Das bedeutet?  "Egoisten verhalten sich noch selbstbezogener und selbstlose Menschen entwickeln noch mehr Nächstenliebe und Solidarität. Ich erwarte mir politische Rahmenbedingungen, die zweiteres fördern, dann kann die Gesellschaft gestärkt aus der Krise hervorgehen." 
Deshalb sei Corona auch keine "Strafe Gottes", meint Plank: "Strafe ist das falsche Wort. Da schwingt der strafende Gott“ alter Zeiten mit. Das ist nicht der Gott Jesu Christi." Er halte es auch falsch zu sagen, dass sich die Natur räche. "Nein, unser Verhalten als Teil des gesamten Ökosystems hat schlicht und einfach Konsequenzen, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht. Jede Krise kann uns helfen, das ehrlich zu sehen und unser Verhalten zu ändern."
Dieses angesprochene Ökosystem leidet aktuell aber vor allem unter einer Klimakrise, genau da könnte Corona zur Chance werden: "Global und lokal hat auch die Wirtschaft nur dann Zukunft, wenn sie jetzt die Krise als Chance zum ,system change‘ sieht. Förderungen sollen konsequent an die überlebensnotwendige Transformation zu nachhaltigem, klimagerechtem und sozialem Wirtschaften gebunden sein. Zurück zu einem ,more of the same‘ ist tödlich für alle", befürchtet Plank.
Und greift auf ein privates Erlebnis zurück: "Unsere Familie war nach Weihnachten mit Weltweitwandern in Äthiopien – ein fantastisches, wunderschönes und bitterarmes Land. Kurz danach begann dort eine schreckliche Heuschreckenplage. Ich erschaudere, wenn ich mir vorstelle, dass das Coronavirus sich in solchen Ländern exponentiell auszubreiten beginnt."

Es braucht ein starkes Europa

Dennoch werde die Welt auch künftig vernetzt bleiben, aus seiner Sicht sind weder schrankenlose Globalisierung noch ein nationalistisches Einigeln vernünftig. Er verweist dabe auf Kardinal Schönborn, der die Frage stellte, ob Konzerne weltweit "Gewinne abgrasen" sollen, ohne Steuern zu bezahlen. Das werde nach der Krise hoffentlich nicht so weitergehen. Der Kardinal halte internationale Solidarität für ein "Gebot der Stunde", allerdings mit einer starken regionalen Verwurzelung.  Und Plank bricht eine Lanze für die Europäische Union. "Gewinne nationalisieren, Versagen europäisieren: Auf dieser alten Leier spielen leider viele Politiker und auch Medien. Bei aller Kritik sehe ich keine Alternative zu einem starken, solidarischen und zugleich subsidiären Europa." Vielfalt und Buntheit seien wertzuschätzen, globale Probleme würden aber mehr entschlossenes und einiges Vorgehen statt Provinzialismus fordern.

Gemeinwohl vor Eigennutz

Bleibt die Frage, wer die Sieger und wer die Verlierer dieser Krise sein werden. Plank hält es da mit Tristan Horx, der vier mögliche Szenarien beschrieben hat, die sich aus den Polen von „verbunden“ und „getrennt“ sowie „optimistisch“ und „pessimistisch“ ergeben würden. "Ich selber schließe mich Hans Rösling, dem Autor von ,Factfulness‘ an und sehe mich als Possibilist. Ich will gerade in Krisen die Probleme sehen und Lösungen erarbeiten, darüber hinaus aber auch neue Möglichkeiten wahrnehmen. Wer seinen Blick weitet, wird viele neue, unerwartete Chancen entdecken."
Dennoch ist er auch in Sorge: "Ich fürchte, die eh schon Schwächeren werden verlieren. Aber ich hoffe inständig, dass der Einfluss derer abnimmt, denen der persönliche Eigennutz wichtiger ist als das Gemeinwohl. " Und er pocht auf den Glauben, zitiert nochmals Michael Lehofer: „Die Zukunftsangst ist nichts anderes als eine Glaubenskrise. Lehofer meint das nicht nur religiös. Persönlich fühle ich mich getragen und kann vertrauensvoll hoffen: Ich glaube. Es wird gut."

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