Jakominiplatz: Schmelztiegel im Herzen von Graz

Nadja Widakowich ist mit ihrer Trafik eine echte Institution am Jakominiplatz. | Foto: geopho.com
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  • Nadja Widakowich ist mit ihrer Trafik eine echte Institution am Jakominiplatz.
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Ein „Melting-Pot“ wird in den Sozialwissenschaften definiert als ein Topf, in dem verschiedene Kulturen zusammenschmelzen. Genau so ein Topf ist in Graz der Jakominiplatz, Treffpunkt und zentraler Verkehrsknotenpunkt. Mit „allen gesellschaftlichen Schichten und verschiedenen Nationalitäten“ hat es Trafikantin Nadja Widakowich hier bei ihrer Arbeit täglich zu tun.

In Teil zwölf unserer Serie „Mein Graz“ waren wir diese Woche am Jakominiplatz unterwegs. Zwischen Jugendlichen, die ihre Burger von McDonald‘s verschlingen,
Blumenverkäufern und wartenden Fahrgästen steht mittendrin die „Trafik
Widakowich“. „Ich habe sie vor etwa 20 Jahren von meinen Eltern übernommen“, erklärt die 49-jährige Mutter von Zwillingen. „Viele sind schockiert und sagen: Du hast studiert und jetzt bist du ‚nur‘ Trafikantin?“ Doch Nadja Widakowich weiß, dass es sich um mehr handelt als um den Verkauf von Zigaretten: „Ob Bestellungen, auf Messen fahren oder die Arbeit mit den Leuten, da hängt viel zusammen, und das macht mir Spaß.“

Merci, Chérie
Die gelernte Französisch- und Sportlehrerin liebt den direkten Kontakt zu ihren Kunden. „Es ist manchmal schon skurril, da denk ich mir, man müsste ein Buch schreiben, sonst glaubt das keiner.“ Die Erlebnisse reichen von Auskünften für japanische Touristen, denen mit Händen und Füßen der Weg zum Hauptbahnhof
erklärt werden musste, bis zum „Sandler“, dem Widakowich einfach mal 100 Euro borgt: „Er kommt dann ein paar Monate später mit dem Geld zurück und einer Packung ‚Merci‘ oder ‚Mon Chéri‘.“

„Treff ma uns am Jako!“
Die Kundschaft sei vielfältig und die Lage natürlich optimal. „Durch die Straßenbahnen und Busse kommen immer sehr viele Menschen hier an, und so wie man sagt ‚Treff ma uns beim Weikhard‘, sagt man halt auch ‚Treff ma uns am Jako‘.“

Potenzial nach oben
Abends würde Widakowich ihre elfjährigen Söhne, die ihr gerne einen Besuch zum Essengehen beim McDonald‘s abstatten, am „Jako“ nicht allein herumlaufen lassen. Dabei sähe die überzeugte Nichtraucherin viele Möglichkeiten: „Graz ist so schön mit seinen Plätzen, überall wird was gemacht, nur hier kaum.“ Besonders sichtbar zu Weihnachten: „Bis zum Eisernen Tor gehen die Glühweinstandln und dann ist es aus. Der Jako wird weder beleuchtet noch gibt’s einen Christbaum wie am Hauptplatz.“ Während sie ihre Trafik in Lichterketten hüllt, bleibt es ringsum ruhig und dunkel. Als Treffpunkt funktioniere der Ort schon gut, man könnte auch Veranstaltungen hierher verlagern, den Platz optisch verschönern oder Kleinkunst-Handwerk ausstellen – Ideen hätte die Trafikantin viele, umgesetzt werden ihr zu wenige: „Ich würde mir wünschen, dass da mehr getan wird. Ich liebe Graz und im Jakominiplatz steckt viel mehr Potenzial.“

WOCHE-Wissen
Der Jakominiplatz liegt im Bezirk Innere Stadt.
Der Ort ist einer der zentralen Umsteigeplätze in Graz.
1.400 Querungen gibt es hier laut Holding-Graz täglich.
6 Linien befahren den Platz.
Die „Altstadtbim“ lädt zu einer Gratisfahrt ab Jakominiplatz (oder Hauptplatz) und jeweils einer weiteren Station ein.
215 Mastleuchten beleuchten den Platz.
Von 1995 - 1996 wurde der Platz groß umgestaltet.

*Hier geht's zur Diashow mit Audiokommentar von Nadja Widakowich

*Mehr Diashows und Geschichten zu "Mein Graz".

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