Grazer Bauernmarkt
"Kein Platz für Egoismus"

Kräuter-Experten am Kaiser-Josef-Platz: Bernadette Lex und die treue, helfende Hand "Seppi" | Foto: privat
  • Kräuter-Experten am Kaiser-Josef-Platz: Bernadette Lex und die treue, helfende Hand "Seppi"
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Vor Kurzem konnte Andreas Lex seinen Stand am Bauernmarkt Kaiser-Josef-Platz wieder eröffnen. Im Interview mit der WOCHE appelliert der Steirer für ein besseres Miteinander, erzählt was das Virus und ein Stier eben nicht gemeinsam haben und hat Kräuter-Tipps für Menschen ohne grünen Daumen parat. 

"Wie das alles angefangen hat, sind wir bewusst daheim geblieben, da uns das Risiko zu groß war", blickt Bauernmarkt-Verkäufer Andreas Lex zurück und beschreibt: "Wenn ich einen Stier verlade sehe ich was ist und kann darauf reagieren. Beim Virus ist das ja nicht so, das sieht man nicht. Das ist schon beunruhigend."

Gemeinsam mit seiner Frau Bernadette verkauft der Steirer circa 150 Sorten Kräuter und zahlreiche Gemüsepflanzen im Topf, darunter zwölf verschiedene Tomatensorten, sieben Melanzanisorten sowie diverse Kürbis- und Zucchinipflanzen am Bauernmarkt Kaiser-Josef-Platz. Auch der bäuerliche Betrieb von Familie Lex wurde von der Krise getroffen, doch "es ist halt so. Wir nehmen die Situation, wie sie ist", sagt Lex.

Mehr Miteinander

Eine große Rolle für das freiwillige Zuhause-Bleiben spielte bei Lex sicherlich auch, dass er mit einem Kind, das zur Risikogruppe gehört, zusammen wohnt. "Ich habe früher so einiges Sachen aufgeführt, aber in diesem Fall hatte ich ehrlich gesagt Angst", sagt Lex und beschreibt:  "Ich muss weiter denken: Was wenn meine Frau oder ich den Virus 'heimschleppen' und unsere Kinder anstecken oder wer versorgt unsere Tiere aus der Rinderzucht, wenn wir alle krank sind."

Nach dem Familie Lex zwei Wochen freiwillig auf den Verkauf verzichtete, mussten sie bis zum 14. April sowieso aufgrund der Maßnahmen ihren Stand geschlossen halten. "Das haben wir auch akzeptiert. Was ist ich nicht verstehe, ist, warum viele Menschen immer noch glauben, dass das alles kein Problem ist und sie eng zusammenstehen", drückt Lex sein Unverständnis aus und ergänzt: "Wenn ich nach Italien schaue, muss ich anfangen zu denken, denn das ist nich weit weg."

Von den Besuchern am Bauernmarkt und ganz generell von seinen Mitmenschen würde sich der Bauer aus Raaba-Grambach mehr Nachsicht, Humanität und Verständnis wünschen: "Gegeneinander ist heute einfacher als Miteinander, nicht nur in Corona-Zeiten. Den Egoismus auf die Seite legen, das wünsche ich mir auch von den Bauernmarktbesuchern."

Vielfalt und Beratung

Ganz generell ist Lex mit dem Bauernmarkt sehr zufrieden und er betont auch, dass die Gastro potenzielle Kunde zum Kaiser-Josef-Platz lockt. Ein bisschen kritisch betrachtet er die Parkplatz-Situation: "Viele weichen in das Kaufhaus aus, denn wer möchte schon Sackerln schleppen und dann einen Strafzettel bekommen."

Am und rund um den Markt am Kaiser-Josef-Platz gibt es zahlreiche interessante Geschäfte, Grazer Spezialitäten und viele kleine Betriebe, die schöne Ware in guter Qualität und großer Vielfalt anbieten. "Wir haben eine liebevolle und natürliche Aufzucht. Die Auswahl, die wir haben ist sehr groß und wir beraten unsere Kunden gerne", zählt Lex auf, warum mehr Menschen die Märkte in Graz besuchen sollten. "Manchmal würden wir uns gerne sogar noch mehr Zeit für die Beratung nehmen, da vor allem auch junge Menschen sehr dankbar für die Erklärungen sind", sagt Lex. 

Auf die Frage, ob man bereits jetzt alle Pflanzen setzen kann, antwortete der Experte: "Es kommt darauf an, ob man Hausverstand hat. Setzen kann man eigentlich so ziemlich alles, aber ich muss es bei niedrigen Temperaturen in der Nacht eben mit einem Flies, einer Folie oder einem Eimer schützen." Zum Thema Düngen sagt Lex: "Wenn ich 14 Tage lang Nichts esse, sonder nur Wasser trinke, schaue ich auch nicht gut aus. Das gilt auch für Pflanzen, die brauchen auch Nahrung." Ob Handelsdünger, Mist, Kompost oder Hornspäne sei dabei egal, Hauptsache die Pflanze kommt zu Nährstoffen, so Lex. Auch auf das Umtopfen solle man keinesfalls vergessen, merkt der Experte an. 

Schnittlauch und Ananassalbei

Auch für jene Menschen, die keinen grünen Daumen haben, hat Lex eine Empfehlung: "Schnittlauch. Den schneide ich ab und er wachst immer wieder nach, außer ich lasse ihn vertrocknen.  Man muss Pflanzen eben hegen und pflegen wie die Partnerschaft." Besonders gerne aus seinem Sortiment hat der Kräuter-Experte Lemonysop , das ähnlich wie Anis schmeckt, und Ananassalbei. "Die duften herrlich und haben ein besonderen, wenn auch nicht jedermanns, Geschmack." 

Mehr Infos zur Rinderzucht von Andreas Lex, lesen Sie hier.

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