Thema gewaltfreie Kommunikation
Konfliktlösung als Pflichtschulfach
Mehr als jeder vierte Schüler und jede vierte Schülerin werden gemobbt. "Gewaltfreie Kommunikation" als Teil des Unterrichts soll hier helfen, für umfassende Angebote braucht es aber die finanzielle Unterstützung der Eltern.
GRAZ. Anna ist zwölf Jahre alt, lernte immer gern und gut, heute hat sie Angst davor, in die Schule zu gehen, denn sie wird gemobbt. Laut einer von der Arbeiterkammer beauftragten Studie, bei der 800 steirische Schülerinnen und Schüler befragt wurden, ist sie damit Teil von knapp 30 Prozent aller Jugendlichen. Im gleichen Atemzug nahm die Zahl jener Personen, die angeben, dass sie bei Mobbing eingreifen, weiter ab. Es wird also mehr gemobbt und Schüler schauen dabei öfter weg. Als Ansatz, um diesem Trend entgegenzuwirken, wird in der Studie auf Veränderungen im Schulalltag verwiesen, eines der Stichworte dabei: "Gewaltfreie Kommunikation" (kurz GFK).
Giraffen- und Wolfssprache
Dabei gehe es vor allem darum, wertschätzend und respektvoll miteinander umzugehen und Konflikte zu lösen, wie Martina Rupp, Lehrende für Psychologie, Philosophie und Ethik an der Klusemann Extern (kurz Klex) erklärt: "Es gibt die Giraffen- und die Wolfssprache. Die Giraffe ist mitfühlend, beobachtet und verwendet klare Sprache, der Wolf urteilt, bewertet und übt Druck aus." Das "Klex" geht, was "GFK" angeht, generell eigene Wege. Seit 2016 ist "Gewaltfreie Kommunikation" in den ersten beiden Klassen der Unterstufe fixer Bestandteil des Unterrichts.
Aber nicht nur die Kinder werden mit einbezogen, wie Koordinatorin Christine Mayr-Bauernhofer erklärt: "Wir versuchen, GFK sehr umfassend zu leben, so werden beispielsweise auch die Eltern immer wieder zu Informationsabenden eingeladen, die kennen das ja auch nicht." Außerdem hole man externe Expertinnen und Experten vor Ort und Schülerinnen und Schüler können sich in Form von freien Wahlfächern intensiver mit dem Thema auseinandersetzen, beispielsweise in Form einer Ausbildung zum "GFK-Buddy". Speziell geübt wird dabei Konfliktlösung.
Werkzeuge, für schwierige Situationen
Aber wird dadurch nun weniger gemobbt? Mayr-Bauernhofer: "Solche Dynamiken gibt es natürlich trotzdem, aber es ist eine große Hilfe, damit umzugehen. Ich habe Werkzeuge, auf die ich zurückgreifen kann." Konkret betont sie, dass es dadurch "Hilfe auf unterschiedlichen Ebenen" gäbe, innerhalb der Klassenverbände durch "GFK-Buddies", in der Schule durch extra geschultes Lehrpersonal, zu Hause durch die Eltern sowie extern durch Außenstehende. Ziel sei es so, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass sich Kinder bei Konflikten, die sie selbst nicht lösen können, an eine dieser Stellen wenden.
Finanzierung aus eigener Tasche
Finanziert wird ein Großteil dieses Angebots aus eigener Tasche von der Schule, einem Teil des Lehrkörpers sowie den Eltern. Für viele Schulen und vor allem für sozial schwächere Eltern ist dies keine Option. Ein flächendeckendes Angebot mit derart detaillierten Lösungsansätzen gibt es also nicht.
Aus dem Büro von Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP) betont man, wie wichtig "ein wertschätzendes Miteinander" sei, sieht aber die Schulen in der Pflicht: "Die neuen Lehrpläne halten explizit fest, dass Schule ein sicherer und gesundheitsfördernder Ort zu sein hat. Gegebenenfalls sind Maßnahmen zum Schutz vor Mobbing, Gewalt und Diskriminierung umzusetzen." Mit der Reform der Lehrpläne wurden diese Kompetenzen auf unterschiedlichste Gegenstände aufgeteilt, wie beispielsweise Deutsch, Biologie und Umweltbildung oder auch digitale Grundbildung. Außerdem betont man aus Amons Büro, dass es für Lehrkräfte gratis Weiterbildungen im Bereich GFK gebe, diese seien freiwillig, auch für Lehrkräfte, die Teilbereiche davon jetzt in ihrem Unterricht behandeln sollten.
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