Lachen gibt dem Leben Sinn

Sie sind nun aus Jordanien zurückgekommen, wo Sie mit Flüchtlingskindern aus Syrien gearbeitet haben. Was haben Sie erlebt? Ich war drei Wochen in Jordanien, wir waren in drei Flüchtlingslagern mit insgesamt 1.500 Menschen. Wir arbeiten vor Ort mit Psychologen und Sozialarbeitern zusammen.

Die Kinder haben Krieg und Not erlebt. Wie können Sie Ihnen helfen? Wir machen Clown-Shows mit pädagogischen Inhalten. Viele Eltern haben Kriegserlebnisse und können ihren Kindern nicht vermitteln, warum es Sinn macht zu leben. Da springen wir ein. Die Idee: Wenn man lachen kann – über sich selbst oder etwas anderes – macht das Leben Sinn. Natürlich kann man mit einer Show nicht das psychische Leben eines Kindes retten, aber es ist ein wichtiger Ansatz.

Welche Wirkung haben die Clown Doctors auf die Kinder? Viele Kinder sind bedrückt, aggressiv oder überlebendig. Man spürt, was sie erlebt haben. Ein Psychologe sagte: Er konnte ein Jahr keine positiven Gefühle wecken und bei uns haben die Kinder nach einer Stunde lauthals gelacht. Stück für Stück drücken sie dann ihre Gefühle aus. Auch auf der Krebsstation sehen wir: Kinder sind trotz allem offen für Ideen, die zeigen, dass das Leben Sinn macht.

Warum? Sie sind Kinder. Sie können in Sekunden auf ihre natürlichen Ressourcen zurückgreifen, haben Negatives nicht so verinnerlicht. Sie leben im Moment. Aber natürlich müssen auch sie ihre Erfahrungen verarbeiten.

Warum sind Sie als Clowns so wirkungsvoll? Ein Grundkonzept jedes Clowns ist, dass er scheitert und dann das beste daraus macht. Wir alle leben von Heldengeschichten. Wir spielen etwa Clowns, die enttäuscht sind, weil es vor Ort keine Schule gibt und dann selber eine bauen.

Welche Hoffnung können Sie den Kindern geben? An ihnen hängt die Zukunft ihres Landes, irgendwann, wenn sie nach Syrien zurückkehren, können sie ihr Land aufbauen – auch unsere Nachkriegsgeneration war sehr aktiv. Sie haben Träume und sie haben Zugang zu Fernsehen und Internet und wissen, wie man leben kann.

Wie ist die Situation der Mädchen und Frauen vor Ort? Haben Sie Unterdrückung erlebt? Viele Frauen sind mit ihren Kindern allein, weil die Männer in Syrien kämpfen – sie müssen stark sein. Viele sind aktiv, hatten Jobs, aber dennoch sollen sie in der Öffentlichkeit nicht präsent sein. Ich hatte aber erwartet, dass die Frauen ausgelieferter sind.
Ein Problem sind „early marriages“: Auch wir haben mit Mädchen gearbeitet, die mit 12, 13 Jahren verheiratet wurden. Ein Mädchen sagte dann: Das will ich nicht! Ich will zur Schule gehen und Ärztin werden. Die Shows haben ihr geholfen, das auszudrücken.

Wie ist man Ihnen als Frau begegnet? Was für mich spürbar war, ist, dass Clownkollegen aus dem arabischen Raum weniger auf mich hörten, als auf einen Kollegen, obwohl ich Projektleiterin bin. Er hat dann meine Ideen kommuniziert. Man findet Lösungen.

Sie sind ja künstlerische Leiterin des Projektes „Emergency Smile“. Damit sind wir international in Krisengebieten aktiv. Wir waren etwa auch in Kamerun.

Wie erleben Sie die Rückkehr nach Österreich? Wir haben alle psychosoziale Begleitung. Die erste Woche bin ich oft zerrissen. Aber mein Nest hier gibt mir Kraft.

Wie haben Sie zu den Roten Nasen gefunden? Als junge Schauspielerin wollte ich mit Körpersprache und Komik arbeiten und besuchte eine Clown-Schule in der Schweiz. Dann, zurück in Graz, war ich am Schauspielerin und Next Liberty. Ich wollte dann stärker in Interaktion mit dem Publikum treten und etwas bewirken können.

Sie haben ja mehrere berufliche Standbeine. Ja, ich habe eine Agentur mit dem Fokus auf Kommunikation. Als Coach arbeite ich auch mit Firmen, um die Kommunikation zu verbessern. Ich entwickle auch Unterhaltungsprogramme für Kreuzfahrtschiffe.

STECKBRIEF
- geb. am 31. 1.1965 in Graz
- Schauspielerin, Coach
- künstlerische Leiterin des Rote Nasen-Projektes „Emergency Smile“, führt die Agentur „Feel Fine Entertainment“

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