Lesung Dr. Gerhard SDinauer in der Steiermärkischen Landesbibliothek
Dr. Gerhard Dinauer liest aus seinen Werken:
Kaffee mit Cognac
Latte Macchiato
Kuba libre
Am Donnerstag, 5. Oktober 2017 um 17.30 Uhr in der Steiermärkischen Landesbibliothek, Eingang Raubergasse 10, 8010 Graz
Vita:
Gerhard Dinauer, geboren in Bruck a.d. Mur, Österreich. Studien der Mathematik und Technischen Mathematik an der Universität in Graz und an der Technischen Universität in Graz. Lehrtätigkeit an verschiedenen Höheren Schulen, an der Technischen Universität in Wien und an der Pädagogischen Akademie in Graz. Mitautor mehrerer Lehrbücher, ab 1990 Hinwendung zur Belletristik. Veröffentlichungen seiner Erzählungen in diversen Literaturzeitschriften und Anthologien. Gerhard Dinauer lebt in Seiersberg bei Graz.
Bisher im SoralPRO Verlag erschienen:
Kaffee mit Cognac (humoristische, satirische Kurzgeschichten), ISNB: 978-3-902503-39-8
Latte Macchiato (Kurzgeschichten) ISBN: 978-3-902503-53-4
Das Mausibuch (Erzählungen aus dem Leben mit seiner Tochter) ISBN: 978-3-902503-84-8
Leseprobe aus:
LATTE MACCHIATO
Kommt der liebe Herbst ins Land,
zeigt er seine starke Hand,
legt sie an die Bäume an,
rüttelt ganz gewaltig dran,
alle Bäume schütteln sich,
sind darüber ärgerlich.
(Kinderlied)
Ich bin Dichter.
Schon wenn ich morgens erwache und mich das Licht des neuen Tages blendet, erfüllt mich das Bewusstsein meiner hohen poetischen Sendung mit warmer Wonne. Ich strecke mich und dehne mich, biege die Zehen zurück um den Krampf in den Waden zu lösen, krieche aus dem Bett und mache vier Kniebeugen, um der schnöden Körperlichkeit den Tribut zu zollen. Dann stelle ich mich vor den Spiegel. Da blickt er mich dann an, der Dichter. Er ist etwas faltig geworden, kahlköpfig und triefäugig, da er ja schon in die Jahre gekommen ist, sehr sogar. Wie er mich so anblickt, der Spiegelpoet, kommt mir plötzlich der Herbst in den Sinn, der alles so schön bunt macht, so nach dem Motto des Kinderliedes. Hier hat der Herbst des Lebens den Spiegelbilddichter eingefärbt: die Nase rot, die Tränensäcke gelb, die Altersflecken braun, alles Herbstfarben. Es ist nicht zu leugnen: Der Dichter, der mich aus dem Spiegel so unverwandt anblickt, ist in den Herbst gekommen. Aber so jämmerlich seine äußere Erscheinung mir auch entgegen starrt, so strahlend und wunderbar steigen aus seinem Inneren, aus seiner Poetenseele, Stolz und Zufriedenheit empor. Dann lächelt der Mann im Spiegel und ich, der ich ihm so direkt in die
Augen schaue, lächle mit ihm.
KLAPPENTEXT
KAFFEE MIT COGNAC
„Und erst als die Frau Oberschulrätin aus der zeitgenössischen Kinderliteratur vorgelesen hat, aus Hadschi Bratschi, Struwwelpeter und Dr.Jekyll und Mr.Hyde! Da haben wir gelernt, dass die Bösen aus dem Morgenland kommen, dass die Afrikaner als Menschenfresser mit langen Messern auf Bäume klettern, dass Hexenverfolgungen rechtens sind und dass unter diesem Titel alte Damen auf Schornsteinen brennend entsorgt werden sollen. Wir haben gelernt, dass die sonst harmlosen Schneider zu kleinen Kindern kommen, die alleine zu Hause sind und ihnen klipp und klapp die Daumen abschneiden. Wir haben erfahren, dass der heilige Nikolaus böse Buben ins Tintenfass taucht und sie so mit dem Makel der dunklen Hautfarbe bestraft. Das war Politische Bildung vom Feinsten!“
In 20 Erzählungen wird Politische Bildung besonderer Art nachhaltig vermittelt, werden teure Pensionisten durch Bungeejumping kostensparend entsorgt, arbeiten Bademeister im Zweitberuf als Ärzte, führen Last-Minute-Urlaube nicht unbedingt ans blaue Meer. Gerhard Dinauer erzählt Geschichten eines Alltags, wie er auch sein könnte.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.