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Träumen von einer gemeinsamen Familie: Ernesa (23) und Lejla Sarcevic (23) fühlen sich in Graz wohl. | Foto: KK
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  • Träumen von einer gemeinsamen Familie: Ernesa (23) und Lejla Sarcevic (23) fühlen sich in Graz wohl.
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  • hochgeladen von Elisabeth Pötler

Wie tolerant ist Graz in Bezug auf Homosexualität wirklich?
Martina Weixler: Grundsätzlich ist Graz eine sehr lebenswerte Stadt und verdient den Namen Menschenrechtsstadt. An Schulen hört man aber schon das Schimpfwort „schwule Sau“. Mehr Toleranz braucht es auf jeden Fall am Arbeitsplatz: Viele haben Angst sich hier zu outen. Ab und zu hört man auch blöde Sprüche, wenn man händchenhaltend durch die Stadt geht, aber das ist eher selten. Man muss sagen: Wir als Verein erhalten Unterstützung durch die Politik.

Neben dem Tuntenball gibt es in Graz viele Clubbings, bei denen eine glitzernde Homo-Welt sehr klischeehaft gefeiert wird.
Ja, das hören wir öfters. Natürlich wollen wir auch vermitteln, dass wir ganz normale Menschen sind, aber das bunt-schillerne ist Methodik, schließlich geht es darum Aufmerksamkeit zu erregen. Außerdem soll die Welt ja ab und zu schillern und Spaß machen.

Wie beurteilen Sie die Entwicklungen der letzten Jahre?
Auf Bundesebene hat sich in den letzten fünf Jahren viel getan: Etwa die Öffnung des Standesamtes, das Adoptionsrecht für Stiefkinder, die Pflegeelternschaft für homosexuelle Paare und 2015 soll die künstliche Befruchtung für lesbische Paare kommen.

Was wünschen Sie sich?
Eine vollkommene Gleichstellung mit der Ehe, die Fremdkind-Adoption. Und insgesamt mehr Wertschätzung, etwa am Arbeitsplatz.

Welche Unterstützung bieten die RosaLila Pantherinnen?
Wir bieten Beratungen in vieler Hinsicht, etwa beim Coming out. Zwei Mütter von schwulen Söhnen beraten andere Eltern. Nun arbeiten wir auch an unserem multi-kulturellen Angebot, denn Menschen aus anderen Ländern haben es oft noch schwerer. Wir halten auch regelmäßig Workshops in steirischen Schulen, die gut angenommen werden.
Wie viele Menschen nehmen die Angebote in Anspruch? Wir haben allein elf Gruppen zu verschiedenen Themen, wie eine Jugendgruppe und eine Transsexuellengruppe. Pro Gruppe treffen sich jede Woche 30 bis 50 Leute. Der Verein hat 150 Mitglieder.

DER VEREIN
Die RosaLila PantherInnen bieten Beratungen und organisieren Veranstaltungen.
Das Vereinslokal „FeelFree“ ist in der Annenstraße 26, 8020 Graz.
Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch von 15 bis 18 Uhr, Freitag von 13 bis 16 Uhr.
Tel.: 0316 / 36 66 01, Mail: info@homo.at, www.homo.at
Persönliche Beratungstermine außerhalb der Öffnungszeiten auf Anfrage möglich.

Glück zu zweit, dritt, viert …

Lejla Sarcevic hat sich vor zwei Jahren geoutet.
Hand in Hand über den Rosenhain spazieren und Border Collie Connor läuft quer über die Wiese: So sieht ein schöner Nachmittag von Lejla Sarcevic (23) und ihrer Freundin Ernesa (23) aus. Ablehnende Reaktionen oder blöde Sprüche? „Wir haben in Graz bisher sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht“, meint das lesbische Pärchen. Das war aber nicht überall so: „In Klagenfurt, wo ich herkomme, wird man schon noch eher schief angeschaut“, sagt Sarcevic.
Ihr Outing ist nun zwei Jahre her, daraufhin wurde die Kunstgeschichte-Studentin im Queer Tutorium aktiv, das von der ÖH für homosexuelle und andere „Lebens- und Liebensformen“ veranstaltet wird. „Dort habe ich viele meiner Freunde kennengelernt“. Und: Ein gemeinsamer Freund hat ihr dann auch – nicht ganz zufällig – Ernesa vorgestellt. Mittlerweile leben die zwei Frauen in einer eingetragenen Partnerschaft.
Was sie sich für die Zukunft wünschen? Toleranz von jenen, die sie vielleicht noch nicht aufbringen können, die Öffnung der Ehe für Homosexuelle und das Adoptionsrecht. Denn ihre Vision von einem gemeinsamen Leben sieht so aus: „Wir leben zu zweit mit ein, zwei Kindern in einem netten Haus im Grünen – ganz klassisch“, sagt Sarcevic. Mit 23 Jahren bleibt für die Realisierung des Traumes noch etwas Zeit.

Ein langer Weg seit den 70ern

Travestiekünstler Werner Obermayer blickt zurück.
Graz in den späten 1970ern: „Damals war man zurückhaltender, heute ist alles freizügiger“, sagt Werner Obermayer. 20 Jahre führte er in der Reitschulgasse das Café Werner, eines der ersten Schwulen-Lokale der Stadt. Schon seit den 60ern tritt er als Travestie-Künstler auf: Als „Vera de Vienne“ war er auch Tutorial des Tuntenballs. Wie alt er ist? „Sagen wir so: Meine Kunstfigur Vera ist schon längere Zeit 45 Jahre alt“, lacht er. „Früher war die Bezeichnung Travestie aber nicht geläufig, da war ich ein Verwandlungskünstler.“
Auch wenn er auf der Bühne eine bunte Show liefert, gilt für ihn in privaten Beziehungen eher Diskretion: „Ich bin nicht der Typ, der in der Öffentlichkeit küsst. Das würde ich auch als Hetero nicht, aber jeder, wie er will.“
Vorurteile oder Anfeindungen hat er in Graz nicht erlebt: „Nein, die Menschen sind wirklich nicht intolerant. Aber als ich Conchitas Auftritt am Wiener Ballhausplatz gesehen haben, bin ich fast darnieder gelegen, dass das heute möglich ist.“

Träumen von einer gemeinsamen Familie: Ernesa (23) und Lejla Sarcevic (23) fühlen sich in Graz wohl. | Foto: KK
Am Arbeitsplatz braucht es mehr Toleranz, meint Martina Weixler von den RosaLila Pantherinnen. | Foto: KK
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