Mit „Flockblöte“, Herz und roter Nase
Jörn Heypke ist seit 30 Jahre „Clown Jako“. Von tanzenden Besen und lachenden Kindern.
Die Verwandlung ist schnell vollzogen: Jörn Heypke marschiert in Straßenschuhen aus dem Zirkuszelt hinaus und watschelt fünf Minuten später in Stiefeln, die ungefähr die Größe 278 hätten, wieder herein – in gelbem Karo-Frack, Riesen-Mascherl und rot-gemusterter Hose. Weiße Schminke und rote Lippen malt er sich flink ins Gesicht. Obendrauf folgt als Krönung der Mini-Kinderkochtopf: die „Kopfbedeckung“. Doch der optische Aufputz ist eigentlich nur zum Drüberstreuen. Clown ist der 54-Jährige nämlich ohnedies von der gekräuselten Haar- bis zur Zehenspitze. Heuer feiert er sein 30-jähriges Jubiläum als Clown Jako. Tausende Kinder im Raum Graz haben ihm auf seinem Mini-Akkordeon gelauscht oder lachend verfolgt, wie er mit seiner Bühnen-„Kollegin“, dem Besen, besser gesagt der „Besin“ Frida tanzt. „Nun kommen auch die Eltern strahlend und erzähen, dass sie mich schon als Kind erlebt haben“, schmunzelt er.
Das Flockblöten-Orchester
Heypke wippt auf und ab auf einer Riesen-Weltkugel in Sitzballform, mitten im Zirkuszelt im Garten seines Einfamilien-Holzhauses im Grazer Umland. Hier stapelt sich Clown-Equipment und hier wird mit seiner Künstlergruppe geprobt, bevor er mit seinem feuerroten Mobil, dem „Clown Jako Express“, Baujahr 1960, losdüst. Die vielen Jahre Showerfahrung stecken nicht nur im Auto und den Stiefeln, sondern auch im ansteckenden Lachen, das sich über sein ganzes Gesicht ausbreitet, in den großen, rollenden Augen oder in seiner bildhaften Körpersprache.
So holt Heypke seine kleinen Zuschauer mitten hinein in die Show und lässt sie etwa mitspielen in seinem Orchester, die Blasinstrumente heißen bei ihm „Flockblöten“. „Ich versuche, auf alle Kinder einzugehen, auf die lauten und die Mauerblümchen“, sagt er. Das gehört auch zur Clown-Kunst: Sein Publikum zu lesen aus wachen Augen hinter der weißen Schminke.
Denn Clown wird man nicht im Handumdrehen. Clown-Sein bedarf eines Sammelsuriums aus Erfahrungen und Eigenschaften, meint Heypke. Er etwa ist Menschenkenner, Einradfahrer, Stimmenimitator, Pantomime, Musiker, Tänzer, … So kann er spontan und mit Herz auf das Publikum reagieren. „Wenn die Kinder schüchtern sind, mache ich Fehler beim Zusammenbauen des Tisches oder setze mich neben den Sessel. Kinder wollen keine perfekten Menschen.“
Zirkus ist Normalzustand
Dass Heypke Clown wurde, ist ihm passiert: Er hatte Gitarre studiert und musikalische Früherziehung unterrichtet. „Die Eltern haben mich dann zu den Kinderfesten nach Hause eingeladen, weil ich die Kinder zum Lachen bringe.“ Daraufhin besuchte er die renommierte Jacques Lecoq Clownschule in Paris. Mit seinem Unterhaltungsuniversum „Jakotopia“ und seinen Kollegen liefert er auch Feuer-, Stelzen- oder Mittelaltershows. Und: Heypke ist seit 25 Jahren als Clowndoctor unterwegs. Auch dabei darf er nicht fehlen: der Mini-Kochtopf am Kopf, der schon einen Henkel verloren hat – ein Hut mit Charme und Geschichte.
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