Tierliebe
Monika Grossmann berichtet über die Not der kleinen Wildtiere
Monika Großmann vom Verein für kleine Wildtiere in großer Not berichtet von ihrer fordernden Arbeit, stellt ihre Dauergäste vor und zeigt auf, wo wir Menschen uns beim Tierschutz auch selbst an der Nase nehmen sollten.
GRAZ. Es sind fordernde Zeiten für den "Verein für kleine Wildtiere in Not". Obfrau Monika Großmann hat derzeit nicht nur ihre Dauergäste am alten Standort im Leechwald an der Hilmteichstraße 106a zu versorgen, sondern auch die Arbeiten am neuen Standort Langeggerweg 80 kurz außerhalb von Mariatrost zu koordinieren. "Bis Sommer sind wir mit den Bauarbeiten hoffentlich fertig.", seufzt die Tierliebhaberin. Derzeit entstehen noch die Gehege für ihre Schützlinge, die unter anderem bis zu vier Meter tiefe Fundamente erfordern.
Fürs Tierwohl verschuldet
Dem Umzug in den neuen Standort sind viele Faktoren geschuldet. Zum einen wurde der Platz zu eng, zum anderen "wolle man den Verein wohl in dieser noblen Gegend nicht haben", so Großmann, "Als sich die Frage des Umzugs stellte, mussten wir uns entscheiden, wie wir das Ganze angehen." Das Gewissen um das Tierwohl siegte, für den neuen Standort hat sich der Verein verschuldet. Für Grossmann ein geringes Opfer: "Ich hoffe, dass wir an diesem Standort nun bleiben und richtig durchstarten können." Wenn Großmann einen Wunsch hätte, dann wäre es der eines Sponsors: "Es wäre großartig jemanden zu haben, der hinter unserer Sache steht, und uns finanziell unterstützt!"
Neuzugänge und Dauergäste
Neuzugänge für den steiermarkweit einzigartigen Verein, der sich um alle kleinen Wildtiere kümmert, kommen bereits an den neuen Standort. Dort ist es derzeit noch ruhig. "Die Hauptzeit beginnt im April und dauert bis September", berichtet Großmann, "Im Jahr versorgen wir mehrere tausend Tiere, darunter Jungtiere, von Vögeln, Eichhörnchen und viele mehr. Da bleibt vor allem im Sommer kaum Zeit zu schlafen." Am alten Standort warten unterdessen noch jene Tiere auf ihren Umzug, die nicht mehr ausgewildert werden können, sei es aufgrund der Schwere ihrer Verletzung oder aufgrund von Fehlprägungen. Dazu zählen unter anderem Fischotter, Rehe, Füchse und Kolkraben.
"Dabei hat alles 1999 so klein angefangen mit einer Fledermaus, die ich beim Rasenmähen gefunden habe", erinnert sich Großmann, "Bald habe ich den Notruf für Fledermäuse in Graz übernommen. Dann dauerte es nicht lange und die Feuerwehr stand mit einem Schachterl vor der Tür, in der ein Eichhörnchen-Baby lag. Nicht viel später folgte ein kleiner Feldhase." 2005 folgte dann die Vereinsgründung. Der Name stammte übrigens von ihr und ihrer Tochter Daniela. Mutter und Tochter gehören auch heute noch gemeinsam mit den Biologinnen Ulrike Odreitz und Anna Gmeiner zum Kernteam.
Vermeidbare Aufnahmen
Zu den Hauptverursachern des Leids der kleinen Wildtiere gehören, so Großmann, streunende Katzen, Hunde aber auch menschliche Einflüsse, wie Verkehr oder ungesicherte Scheiben. Rasend macht die Tierliebhaberin, wenn sie Menschen mit Hunden ohne Leine im Wald trifft. "Da muss ich immer was sagen, das ist so gedankenlos", ärgert sich die Tierliebhaberin, "Das kann ja nicht nur für die Wildtiere, sondern auch für die Hunde gefährlich werden. Ich hatte einen Fall, wo ein Hund einen Hasen verfolgt, auf eine Straße rannte und vom Auto überfahren wurde. Und in diesem fuhren obendrein noch zwei kleine Kinder mit."
"Wir sollten ein bisschen zu denken anfangen, dass uns der Planet nicht alleine gehört und dass da andere vor uns da waren, denen wir nun alles wegnehmen. Kein Tier würde sich jemals selbst seine Umwelt zerstören, das macht nur der Mensch."
Monika Großmann
"50 bis 60 Prozent unserer Fälle wäre vermeidbar", schätzt Großmann, "Leute bringen uns mitunter Tiere, die keiner Rettung bedürfen, wie junge Kolkraben. Das sind Nestflüchtler, die schon bevor sie fliegen können ihr Nest verlassen und dann oft auf Wiesen sitzen. Die Leute glauben, sie brauchen Hilfe und nehmen sie mit. Dasselbe passiert mit jungen Rehen oder Hasen, die sich einfach nur im Gras verstecken."
Auch dass ab diesem Jahr Fischotter getötet werden können um Teichbesitzer zu entlasten (MeinBezirk berichtete) findet Großmann skandalös: "Auf die Teichbesitzer habe ich so eine Wut! Der Fischotter ist selbst reduzierend, da er sein Territorium verteidigt und alle anderen abwandern. Wenn da Tier getötet werden, bleiben sicher einige Jungtiere auf der Strecke. Und ich trage doch für meine Tiere die Verantwortung, ich benutze Stromzäune um meine Otter am Ausreißen zu hindern. Das ginge auch bei den Teichen. Aber da ist eine Lobby dahinter, da heißt es Fischotter sind keine 'wirtschaftlich relevanten' Tiere."
Ausbildungsmöglichkeit
Für die Zukunft wünscht sich Großmann das Stammteam zu vergrößern, weshalb der Verein auch eine verkürzte Tierpflegerausbildung anbietet. Diese hat wenig mit der eigentlichen Tierpflegerausbildung zu tun, wie Großmann erläutert. "Wir müssen beispielsweise eine Woche alte Eichhornbabys versorgen. Das braucht Erfahrung und entsprechendes Know-How. Unsere Auszubildenden müssen sich da erst langsam hinarbeiten. Ehrenamtliche, die nur hin und wieder vorbeikommen können solche Aufgaben nicht übernehmen." Derzeit sind vier Lehrlinge bei ihnen in Ausbildung.
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