Kinder mit psychisch kranken Eltern
Patenschaften sorgen für Abwechslung
In der Serie "Helden des Alltags" stellt MeinBezirk.at wichtige Berufsgruppen in der Gesellschaft vor und hebt die Menschen, die eine für die Allgemeinheit wichtige Tätigkeit ausüben, in den Vordergrund. Aber auch "vergessene" Berufe sowie unersetzliche, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer werden vor den Vorhang geholt. Diesmal haben wir eine Patin für Kinder psychisch belasteter Eltern einen Nachmittag lang begleitet.
GRAZ. Pensionistin Marlies Tertschnig und die zwölfjährige Emma (Name von der Redaktion geändert) treffen sich einmal wöchentlich, momentan immer dienstags, an diesem Nachmittag in Begleitung von MeinBezirk.at. Tertschnig holt Emma kurz nach 14 Uhr von der Schule ab, bevor es zu ihr nach Hause nach Graz-Mariatrost geht. Der Austausch zwischen den beiden wirkt von Anfang an sehr vertraut, wenig verwunderlich, ist Tertschnig doch bereits seit rund vier Jahren Emmas Patin. Zusammengefunden haben sie über ein Angebot von "Styria Vitalis" für Kinder psychisch belasteter Eltern. In Graz und Graz-Umgebung schwankt die Zahl der Patenschaften momentan zwischen 50 und 60, die Nachfrage nach Pateneltern ist aber weit größer, gesucht nach neuen Paten wird konstant.
Gemeinsame Ausflüge
Tertschnig und Emma sind gemeinsam viel unterwegs, wie die Schülerin erzählt: "Im Sommer gehen wir oft wandern, besuchen Museen, wir waren auch ein paar Tage auf Urlaub." Im Winter werde gerodelt und eisgelaufen. In Schulwochen bleibt man aber auch immer wieder zu Hause, so wie an diesem Tag. Dann wird gemeinsam gegessen, Aufgabe gemacht, gebastelt oder wie hier gebacken. Für Emma immer ein Highlight: "Ich freue mich jedes Mal darauf." Der Tag bei der Patenfamilie biete ihr eine Abwechslung zum Alltag und die Möglichkeit, vieles zu tun, was sie zu Hause nicht tun würde. Das dürfte auch mit dem Fokus zu tun haben, wie Tertschnig erklärt: "Wenn Emma zu uns kommt, dann steht sie im Mittelpunkt." Die Schülerin ist schon längst Teil der Familie, kennt Kinder und Enkelkinder und genießt auch bei den vierbeinigen Mitbewohnern, zwei Katzen, absoluten Vertrauensstatus.
"Es muss für Kinder und Paten passen"
Der Weg zur Patenschaft war ein eher zufälliger, Tertschnig kam über einen Zeitungsartikel zum Angebot: "Nachdem meine Enkelkinder alle nicht in Graz sind und ich jetzt in Pension bin, habe ich mir gedacht, ich habe ein bisschen Potenzial und Zeit." Anschließend besuchte sie die verpflichtende Schulung, die potenziellen Paten im Vorfeld angeboten wird. Paten und Kinder zusammenzubringen ist die Aufgabe von Margit Lintner, die betont, dass es für beide Seiten passen müsse: "Wir schauen, was sich das Kind von einer Patenschaft wünscht und was die Pateneltern gerne machen würden. Es muss für Kinder und Paten passen." Einige Vorgaben für Patenfamilien gibt es, so müssen potenzielle Anwärterinnen und Anwärter mindestens 25 Jahre alt sein, psychischen Erkrankungen offen gegenüber stehen und eine geordnete Lebenssituation vorweisen.
Stabiles Umfeld für Kinder
Ziel sei es, die Patenschaften langfristig aufzubauen – heißt beispielsweise auch, dass es kein Enddatum gibt. Solange Paten und Kinder möchten, können die Patenschaften auch bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. Das soll sich positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirken, wie Lintner erklärt: "Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind, haben eine besonders hohe Chance, auch selbst psychisch zu erkranken. Eine Bezugsperson außerhalb der Familie kann hier ein stabilisierender Faktor sein."
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