Pilotprojekt startet: Lieferverkehr wird in Graz neu aufgestellt
In Graz startet der Testbetrieb für eine emissionsfreie Belieferung der City. Wir haben erste Infos.
Bereits vor der Coronakrise hat sich ein Trend manifestiert: Immer mehr Firmen vertreiben ihre Produkte online, dazu sind die Privathaushalte nicht mehr nur rund um die Weihnachtszeit im Bestell-Fieber. Diese Gemengelage führt zu einem noch stärkeren Lieferverkehr in der Grazer Innenstadt, zu einer wachsenden Lärmbelastung und zu höheren CO2- und anderen Schadstoffemissionen.
Genau aus diesem Grund wurde im Jahr 2018 das Projekt "GrazLog – innovative Grazer Logistikoptimierung" (eingebracht wurde das Projekt vom EU-Referat der Stadtbaudirektion und der Abteilung für Verkehrsplanung, ebenfalls mit an Bord sind das Citymanagement, die TU Graz, das Austrian Institute of Technology sowie das Unternehmen Prime Software) aus der Taufe gehoben. Mit diesem national über die Forschungsförderungsgesellschaft geförderten Vorhaben soll die Warenzustellung und Retourenabwicklung im Zentrum der Landeshauptstadt revolutioniert werden.
Padua ist nicht Graz
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein sogenannter Hub-Standort in Innenstadtnähe, der als Verteilerzentrum fungiert, gesucht.
Fündig geworden sind die Projektverantwortlichen (siehe Randspalte links) schließlich in der Puchstraße 41. "Dort befindet sich ein Industriegebiet, auch die gute Anbindung in alle Richtungen spricht für diesen Standort", erläutert Christian Nußmüller vom EU-Referat. Nachdem der Pilotbetrieb ursprünglich im Herbst 2020 starten sollte, geht es mit Februar nun richtig los. "Wir haben uns zwar in Padua, Vicenza oder Göteborg bereits angeschaut, wie Güterlogistik auf der letzten Meile aussehen kann, in der Praxis hat aber jede Stadt andere Voraussetzungen", spricht Nußmüller beispielsweise auch die unterschiedlichen Straßenverkehrsordnungen an.
Zielgruppe: City-Unternehmen
"Derzeit gibt es in der Grazer City ein offizielles Auslieferungszeitfenster zwischen 5 und 11 Uhr, dazu kommen Ausnahmen am Nachmittag. Unsere Idee wäre, Lieferungen so zu bündeln, dass am Nachmittag weniger Fahrzeuge unterwegs sein müssen. Ob es zu Änderungen bei diesen Ausnahmeregelungen kommt, wird derzeit noch intern diskutiert." Nußmüller kann der WOCHE aber auch noch weitere Details verraten: So richtet sich "GrazLog" zunächst vorrangig an Innenstadtunternehmen. "Wir können auf sämtliche individuelle Bedürfnisse der Unternehmen eingehen." Überlegt wird beispielsweise noch, für jene Firmen, die keinen Lagerraum haben, eine Zwischenlager-Station anzubieten. "Wir denken auch an ein leeres Innenstadt-Geschäftslokal, das als Paketabholstation fungieren könnte." Mit Februar können jedenfalls sowohl Liefer-Unternehmen als auch Händler das "GrazLog"-Service nutzen. Die Zustellung in Richtung City erfolgt mit speziell adaptierten Elektro-Lastenrädern der Marke Ono, dazu kommen für größere Sendungen Elektro-Lkw. "Die gesamte Abwicklung wird ein heimisches Profi-Unternehmen aus dem Logistikbereich übernehmen", sagt Nußmüller abschließend.
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