So "regional" ist das Grazer Rathaus
Büromaterial, Autos, Catering, Einrichtung und Co. – wie regional kauft man im Grazer Rathaus ein?
"Große Beschaffungen gehen an lokalen Betrieben vorüber – wenn überhaupt, dann fallen für uns Verlegenheitskäufe ab!" Mit diesen Worten verschafft sich ein Grazer Einzelhändler (Name der Redaktion bekannt, Anm.) Luft. Der Unternehmer stellt mit seinen Anschuldigungen die Stadt und ihre Gesellschaften an den Pranger. Die WOCHE ist daher der Frage nachgegangen: Wie regional ist das Grazer Rathaus?
Graz im Fokus
"Der Fokus in der Versorgung liegt immer auf heimischen Betrieben, also aus Graz oder der unmittelbaren Umgebung", erklärt die Leiterin des für die Beschaffung im Rathaus hauptzuständigen Präsidialamtes, Verena Ennemoser. Das Bundesbeschaffungsgesetz sehe vor, dass alle Anschaffungen bis 100.000 Euro regional ausgeschrieben werden müssen, erst ab dieser Grenze werde laut Ennemoser EU-weit ausgeschrieben und statt auf den regionalsten auf den günstigsten Anbieter zugegriffen. Sie nennt dabei konkrete Beispiele: "Alle Autos der Stadt werden über Grazer Autohäuser angeschafft, alle Büros werden über lokale Unternehmen eingerichtet und alle Lebensmittel oder auch das Catering werden über regionale Versorger bezogen." Das bestätigt auch Bürgermeister Siegfried Nagl: "Gerade jetzt, in diesen herausfordernden Zeiten, steht die heimische Wirtschaft im Vordergrund. In der Beschaffung wie auch in allen Investitionen wird – soweit eben verfügbar – auf Dienstleistungen und Produkte aus Graz zurückgegriffen."
Keine großen Beträge
Vorwürfe, dass große Beschaffungsposten wie beispielsweise im Bereich der Büroartikel nicht an heimische Händler gehen, sieht Ennemoser als überzogen: "Büroartikel werden zwar zum Teil – wie österreichweit vorgeschrieben – über die Bundesbeschaffung aus einem Artikelkatalog ausgewählt. Sofern möglich wird aber auch hier auf lokale Firmen zurückgegriffen, zum Beispiel bei Visitenkarten." Weiters erklärt sie: "Außerdem haben viele Leute anscheinend ein falsches Bild – hier im Rathaus haben wir keinesfalls so große Beschaffungen. Repräsentativ gesagt: Wir bestellen, wenn es hoch kommt, einmal im Jahr neue Kugelschreiber. Die Digitalisierung schreitet in jedem Bereich voran, Drucker werden reduziert – die größeren Anschaffungen sind sicherlich im Bereich der IT zu Hause."
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