Tote Hose am Berliner Ring
Rund 1500 Menschen leben in der Megasiedlung am Berliner Ring. Nebeneinander statt Miteinander. Jetzt ruft der Bezirksvorsteher zu Eigeninitiative für mehr soziale Gemeinschaft auf.
,,Wenn man hier etwas unternehmen will, ist man aufgeschmissen", meint die junge Frau und schaut skeptisch auf die Balkonlandschaft vor ihr. Wir befinden und im neunten Stock eines der Hochhäuser, das zu der gigantischen Siedlung am Berliner Ring gehört. Rund 1500 Nachbarn hat die Lehrerin, die wenigsten davon kennt sie aber auch. Der einfache Grund: In Sachen Veranstaltungen oder Lokale herrscht tote Hose.
,,Waltendorf ist, geht es um die Gemeinschaft der Anrainer, ohnehin schon problematisch. Am Berliner Ring ist es einfach besonders sichtbar", sagt auch Bezirksvorsteher Gerhard Szettele. Es fänden keine Feste statt, nicht einmal die Volksschule lade zum Schulschluss ein. ,,Vor drei Monaten haben wir ein Generationenhaus eröffnet. Aber ich muss ehrlich sein, der Erfolg war bisher mäßig. Genauso wie schon vorher beim Sozialraum, den die Pfarre eingerichtet hat", hakt er nach.
In Sachen Infrastruktur schaut es zumindest bei Einkaufsgelegenheiten sehr gut aus. Große Supermärkte umzingeln die Betonlandschaft, Friseur, Bäcker & Co. sind ebenfalls vorhanden. In den Wohnhäusern selbst haben sich Ärzte mit ihren Praxen einquartiert. Restaurants oder kleine Lokale fehlen aber. ,,Jeder Wirt, der es hier in den letzten 20 jahren versucht hat, ist gescheitert. Kein Wunder, dass hier keiner mehr her will", so Szettele.
Was das Problem im Megabau ist? Nicht einmal der Bezirksvorsteher kann es sich richtig erklären. Aber er ruft die Bewohner zu Eigeninitiative auf. ,,Es wäre mir wirklich ein Anliegen, das Viertel wieder richtig zu beleben. Wenn jeder mit anpackt, kann man etwas Tolles auf die Beine stellen", ist er sich sicher.
Kleine Finanzspritzen könne er geben, aber kein ganzes Fest organisieren. Dazu sei das Budget einfach zu klein. ,,Wir müssen uns als Gemeinschaft trotzdem bemühen, einander wieder näher zu kommen. In Mariatrost klappt das ja auch ganz hervorragend", betont der Bezirksvorsteher. Geht es nach ihm, soll der Berliner Ring nämlich bald kein Sorgenkind mehr sein.
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